Dieth: Mehr Mut, Schweizer ++ Egli: Freiheit für alle ++ Hürzeler: Schule nahe am Volk ++ Attiger: Keine Gotthard-Maut
Neben Landammann Jean-Pierre Gallati hielten auch die anderen vier Regierungsräte Bundesfeierreden. Hier Auszüge der Ansprachen von Markus Dieth, Dieter Egli, Alex Hürzeler und Stephan Attiger.
Landstatthalter Markus Dieth: «Mehr Mut, liebes Schweizervolk!»
Der Finanzdirektor sprach in Zeiningen, Erlinsbach, Ober- und Niederrohrdorf.
Markus Dieth (Die Mitte) wünscht sich mit einem Verweis auf die Schweizer Geschichte mehr Mut. Mut habe zum Bund der drei Urkantone 1291 geführt. Mut habe zur Gründung des Bundesstaates 1848 geführt. «Und heute? Hand aufs Herz: Wir Schweizerinnen und Schweizer schätzen uns nicht als übermässig mutig ein. Wer möchte nicht gerne einfach einmal auf den Tisch klopfen? Offen die Meinung sagen?» Die Sehnsucht nach Mut sei gross. «Wir Schweizerinnen und Schweizer würden gerne mutiger sein. Wir sollten auch mutiger sein.»
Die Schweiz sei keine Insel. Auch wenn viele unser Land so sehen würden: Als eine Insel mitten in Europa, eine Insel der Stabilität und des Wohlstands. «Wir alle wollen unsere Heimat bewahren. Das geht nur, wenn wir uns mit dem Mut der Jugend um unsere Zukunft kümmern. Wenn wir zusammen vorwärtsgehen, und zwar ohne das Bewährte über Bord zu werfen.» Gerade in schwierigen Zeiten sei Mut gefragt. Nur wer bereit sei, die ausgetretenen Pfade zu verlassen, könne Erfolg haben. Dieth ist sicher: «Nur wer sich auf Neues einlassen kann, wird bestehen können.»
Dieter Egli: «Freiheit ist nicht nur für uns selbst da»
Der Sicherheits- und Volkswirtschaftsdirektor sprach in Kaiseraugst, Birmenstorf und Wiliberg.
Der Freiheit des Einzelnen und der Gesellschaft widmete Dieter Egli (SP) seine Rede. Er persönlich fühle sich frei, «wenn ich ins Bett gehen kann, ohne den Wecker zu stellen, und mich am Morgen nicht fragen muss, was ich anziehen soll». Für die Menschen in der Ukraine wiederum, die unter dem schrecklichen Angriffskrieg litten und deren Leben täglich bedroht sei, klinge es wohl zynisch, wenn er frei sein mit ausschlafen definiere.
Deshalb betont Egli, dass «Freiheit nicht nur für uns selbst da ist». Es sei nicht Freiheit, wenn man nach Lust und Laune konsumiere, damit aber die Zukunft der nächsten Generationen gefährde, weil die Umwelt kaputt gehe. «Deshalb braucht es Regeln – die manchmal die Freiheit der Einzelnen beschränken, zugunsten der grösstmöglichen Freiheit aller.»
Für Sozialdemokrat Egli ist klar, dass die Schweiz auch nur zusammen mit Europa Handlungsfreiheit gewinne. Das gelte für den Ukraine-Krieg genauso wie für den Umgang mit Migration und für den Klimawandel.
Alex Hürzeler: «Kein Diktat aus Aarau»
Der Bildungs- und Sportdirektor sprach in Hunzenschwil und Möriken-Wildegg.
Alex Hürzeler würdigte die Errungenschaft der Volksschule, im Kanton Aargau seit 1835 gesetzlich verankert. Die Volksschule sei der einzige Ort, an dem unabhängig von der sozialen, kulturellen oder religiösen Herkunft alle zusammen seien. Die Volksschule erbringe damit nicht nur eine Bildungsleistung, sondern trage auch zum gegenseitigen Verständnis in unserem Land bei. Dieser Kernleistung gelte es Sorge zu tragen.
Hürzeler ging auch auf die aktuelle Schuldebatte und mögliche Anpassungen ein. Für ihn ist wichtig: «Es soll kein Diktat bis ins kleinste Detail aus Aarau vorherrschen.» Die Verantwortlichen vor Ort könnten viel besser einschätzen, was es für die einzelnen Schülerinnen und Schüler braucht, «als wir in den Büros in Aarau». Die Aargauer Volksschule zeichne sich darum im interkantonalen Vergleich durch einen ausgeprägten Gestaltungsraum der einzelnen Schulen aus. Mehr Verantwortung vor Ort bedeute für Gemeindebehörden, Schulleitungen und Lehrpersonen aber auch, Verantwortung für den wirksamen Einsatz der finanziellen Ressourcen zu übernehmen.
Stephan Attiger: «Gotthard-Maut ist unschweizerisch»
Der Verkehrs-, Energie- und Umweltminister sprach in Murgenthal und Gontenschwil.
Auf eine Tour d’Horizon durch seine Aufgabenbereiche nahm Stephan Attiger (FDP) die Anwesenden mit. Er sprach von den drei Säulen der kantonalen Energiepolitik, von der drohenden Strommangellage, die keineswegs gebannt sei, und von gesamtheitlichen Lösungen, welche die zunehmende Mobilität erfordere. Der Aargauer Verkehrsdirektor nahm auch Stellung zu einer möglichen Gebühr am Gotthard. «Eine isolierte Maut am Gotthard greift als Verkehrslenkungsmassnahme zu kurz, ist keine nachhaltige Lösung und auch aus regionalpolitischer Sicht problematisch.» Es könne nicht sein, dass «wir einen ganzen Landesteil, das Tessin, mit einer Strassenbenutzungsgebühr vom Rest der Schweiz abschneiden». Das sei «unschweizerisch und unsolidarisch», so Attiger.
Landammann Jean-Pierre Gallati: Keine Gesinnungsneutralität
Der Gesundheits- und Sozialdirektor sprach in Holziken, Sarmenstorf und Safenwil/Walterswil.
Eine seiner Kernaussagen betrifft seine Ansicht der Neutralität. Gallati sagt: «Unsere Neutralität heute kann keine Gesinnungsneutralität sein. Es heisst ‹Neutralität›, nicht ‹Neutralismus›! Wir sollten den Kopf nicht in den Sand stecken. Sowohl Handeln als auch Nichthandeln hat Konsequenzen.» Eine absolute Auslegung unserer Neutralität würde dem Aggressor Russland in die Hände spielen, so Gallati. Darum sei es richtig, dass die Schweiz auf der Grundlage des seit 2003 geltenden Embargogesetzes die EU-Sanktionen gegen Russland mittrage.
Den ausführlicheren Bericht über Gallatis Bundesfeier-Rede finden Sie hier.