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«100-prozentiges Sicherheitsversagen»: Augenzeugenberichte werfen Fragen auf

Das Attentat auf Donald Trump schockiert. Augenzeugen berichten über die Situation vor Ort – ihre Erzählungen werfen bezüglich des offensichtlich gescheiterten Sicherheitskonzeptes an der Veranstaltung Fragen auf.

Nach dem Attentat auf Donald Trump gibt es zahlreiche offene Fragen. Der Schütze konnte offenbar unbehelligt Position auf einem Gebäude in der Nähe der Veranstaltung beziehen – mehrere Augenzeugen berichten, dass sie ihn beobachtet hatten und sie die Sicherheitskräfte zu alarmieren versuchten. Allerdings habe es keine oder nur langsame Reaktionen gegeben. Einige Augenzeugenberichte in der Übersicht:

Ben Macer

«Ich sah, wie er Typ von Dach zu Dach ging», berichtet Ben Macer gegenüber KDKA-TV. Er sei in der Nähe des Zaunes gewesen, der das Gelände begrenzte. Er habe dann einem Sicherheitsbeamten in der Nähe von seinen Beobachtungen erzählt und diesen darauf aufmerksam gemacht, dass der Mann eine Waffe habe, so Macer, der im Interview sichtlich mitgenommen wirkt.

Die Sicht auf den Schützen sei nicht besonders gut gewesen, aber von einem bestimmten Punkt aus, wo er zuvor stand, hätte man ihn sehen können. Zwei Polizisten hätten zögerlich dann ebenfalls versucht, den Verdächtigen zu sehen und ihre Kollegen zu alarmieren. Da war es aber schon zu spät:

«Als ich mich umdrehte, um zurückzugehen, wo ich war, begannen die Schüsse. Dann herrschte das pure Chaos. Wir rannten alle weg und das war’s.»

Der Augenzeuge Ben Macer berichtet sichtlich mitgenommen, wie er den Täter auf einem Dach beobachtet hatte.
Bild: kdka-tv

Greg Smith

Smith berichtete derBBCvon seinen Beobachtungen. Er habe gesehen, wie der Mann auf das Dach geklettert sei. Auch er gab an, die Polizei auf den Mann aufmerksam gemacht zu haben.

«Ich frage mich: ‹Warum spricht Trump noch? Warum haben sie ihn nicht von der Bühne geholt?› Und plötzlich fallen fünf Schüsse.»

Smith sagte, er habe den Schützen etwa fünf Minuten nach Beginn von Trumps Rede gesehen. «Wir bemerkten, wie der Typ 15 Meter von uns entfernt das Dach des Gebäudes neben uns hochkletterte.»

«Er hatte ein Gewehr, wir konnten deutlich ein Gewehr erkennen.»

Der Polizei habe er in etwa gesagt: «Hey, da ist ein Typ mit einem Gewehr auf dem Dach.» Doch die Polizisten hätten nicht gewusst, was los war. Er habe während drei bis vier Minuten versucht, die Behörden zu alarmieren. Er sei davon ausgegangen, dass die Geheimdienst-Agenten ihn nicht sehen konnten wegen der Neigung des Dachs. Smith kritisiert die Sicherheitsvorkehrungen deshalb deutlich:

«Warum ist hier nicht auf allen Dächern der Geheimdienst? Das ist kein grosser Ort. Es ist ein Sicherheitsversagen, ein 100-prozentiges Sicherheitsversagen.»

Ryan Knight

Knight war ebenfalls in der Nähe des Zaunes während der Veranstaltung. Auch er sagt gegenüberCBS, er hätte den Schützen gesehen:

«Ich ging etwa 20 Minuten vor der Schiesserei dort hinüber und stand zufällig neben dem Zaun, wo Trump war. Dabei war ich direkt neben dem Gebäude, auf dem sich der Schütze befand. Als ich dort sass, sagte ein Typ plötzlich: ‹Oh Gott, er hatte eine Waffe›.»

Als er dann zum Dach hinaufsah, habe er gesehen, wie der Mann auf das Podium, auf Trump zielte. Und in dem Moment seien die Schüsse losgegangen.

«Vier bis fünf Schüsse fielen. Ich warf den Typen, bei dem ich war, zu Boden. Ich sprang auf den Boden, und als ich hochschaue sehe ich, wie sein Kopf (des Attentäters, d. Red.) durch den Schuss des Secret Service gespalten wurde.»

Knight sagte, nach dem Vorfall habe er sich überlegt, weshalb das Gebäude neben ihnen nicht gesichert war. «Das ist ein sehr guter Aussichtspunkt, um auf den Präsidenten zu schiessen. Wie konnte das übersehen werden?»

Doug Mills

Doug Mills arbeitet als Fotograf für dieNew York Times. Er war in unmittelbarer Nähe von Trump, als dieser getroffen wurde. In einem Interview mit seiner Zeitung erzählt er von der Situation:

«Es gab eine Gruppe von Fotografen, vielleicht vier von uns, die sich in der sogenannten Pufferzone befanden, nur ein paar Meter vom ehemaligen Präsidenten entfernt. Wir drängten uns alle dort herum und versuchten, unsere normalen Bilder zu bekommen.»

«Ganz plötzlich hörte ich drei oder vier laute Knalle. Zuerst dachte ich, es sei ein Auto. Doch dann dachte ich, es sei eine Waffe. Ich machte weiter Fotos. Trump ging hinter das Rednerpult und ich dachte: ‹Oh mein Gott, da ist etwas passiert›.»

Dann seien die Scharfschützen des Sicherheitsdiensts aufgetaucht und hätten in eine Richtung geschossen. Trump habe dann die Bühne verlassen und die Faust geballt, dabei sehr trotzig ausgesehen. Doch auf einem nächsten Bild, das Mills schoss, habe Trump dann völlig geschockt ausgesehen. Mills sagt über den Vorfall:

«Ich habe noch nie eine schrecklichere Szene erlebt. Auch wenn ich seit 35 bis 40 Jahren über Präsidenten berichte, so etwas wollte ich nie erleben.»

Brandon Christie

Auch Brandon Christie nahm an der Trump-Veranstaltung teil. Er sagte gegenüberFox News, er habe das Geräusch der Schüsse zuerst für einen knisternden Lautsprecher gehalten. Doch als die Leute zu schreien begannen, sei ihm der Ernst der Lage bewusst geworden.

Er und seine Verwandten, mit denen er vor Ort war, duckten sich schnell zu Boden, als ein Mitglied des Geheimdienstes angeblich seine Waffe mehrere Male in Richtung des Schützen abfeuerte.