
Oberste Aargauer Lehrerin: «Ich merkte, Martina Bircher will der Sache auf den Grund gehen»
Kaum eine andere Person im Kanton kennt die Veränderungen in den Aargauer Schulen so gut wie Kathrin Scholl. Die Verbandspräsidentin gibt ihr Amt nach 19 Jahren bei Bildung Aargau per 1. August an SP-Grossrätin Colette Basler weiter.
In verschiedenen Kontexten hatte Kathrin Scholl in den vergangenen Monaten Sitzungen, bei denen die neue Bildungsdirektorin Martina Bircher dabei war. Bildung Aargau vertritt die Interessen der Lehr- und Fachpersonen an den Aargauer Schulen und ist in vielen Gremien vertreten. «Ich habe Martina Bircher als sehr aufmerksam erlebt. Sie hörte aktiv zu und fragte konkret nach. Ich merkte, sie will der Sache auf den Grund gehen», sagt Kathrin Scholl. Sie schätzt die Diskussionen auf Augenhöhe.
Inhaltlich kann Kathrin Scholl noch nichts zu Birchers Arbeit sagen. Viele Themen wie die Vorstösse für flächendeckende Förderklassen seien bekannt. Der Austausch mit den Menschen sei der neuen Regierungsrätin sehr wichtig und es sei gut, wenn sie sich vor Ort ein Bild mache, hält die Verbandspräsidentin fest.
Bildung Aargau attestiert Bircher notwendiges Feingefühl
Einen Zehn-Punkte-Plan zur Verbesserung der Volksschule, wie ihn Martina Bircher im Wahlkampf proklamierte, könne man haben, so Scholl. Die Realität sei komplexer. Die Verbandspräsidentin attestiert Bircher das notwendige Feingefühl und politische Know-how für solche Prozesse: «Wichtig ist, dass sie sorgfältig abwägt, wie sie vorgeht. Es braucht gute strategische Überlegungen, was die Schulen vertragen.»
Scholl erwähnt wie Bircher die gesellschaftlichen Fragestellungen, bei denen es sich lohne, wenn man sie früher – also schon vor dem Kindergarten – anpacke. Familienbegleitung sollte nicht reine Privatsache sein. Wenn Eltern in Erziehungsfragen oder beim vorschulischen Spracherwerb für ihre Kinder Unterstützung bräuchten, sei es wichtig, diese zu bieten. Je schneller desto besser. Tablet-Kinder beispielsweise gebe es in allen sozialen Schichten. Kathrin Scholl betont, dass sie meisten Eltern einen guten Job machen, wenige Problemfälle aber grosse Auswirkungen haben können.
In diesem Jahr dürfte die Regierung auch die im vergangenen August vom Lehrpersonenverband eingereichte Volksinitiative «Bildungsqualität sichern – jetzt!» behandeln. Da wird Kathrin Scholl genau hinsehen.
Im ersten Quartal war noch nicht viel los
Grüne-Grossrätin Ruth Müri landete bei den Regierungsratswahlen im letzten Herbst auf Platz sieben und verpasste den Einzug in die Exekutive. Im Stadtrat Baden ist sie seit Jahren für das Ressort Bildung und Sport zuständig. Zudem gehört Müri seit 2017 der grossrätlichen Bildungskommission an.

Bild: zvg
Eine erste Bilanz zur neuen Bildungsdirektorin kann Ruth Müri noch nicht ziehen, weil im ersten Quartal 2025 mit dem Start in die neue Amtsperiode noch nicht viel los war. Im Januar habe es eine Kennenlernkommissionssitzung gegeben. Neben der zuständigen Regierungsrätin sind auch einige Kommissionsmitglieder neu. Ruth Müri sagt: «Martina Bircher konnte sich jetzt einarbeiten. Das zweite Quartal dürfte intensiver werden. Ich bin weiter gespannt, wie sie sich bei den substanziellen Politikgeschäften positionieren wird.»
Der andere unterlegene Regierungsratskandidat, Nationalrat Beat Flach (GLP), war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.