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Japans Atomkatastrophe ist noch nicht ausgestanden: Der Rückbau hat bereits drei Jahre Verspätung

Wieder eine Verzögerung: Die radioaktiven Trümmer aus der Reaktorruine in Fukushima sind noch immer nicht entfernt. Das Ziel, dass das Gebiet 2051 wieder bewohnbar ist, scheint unrealistisch.

Der Teleskoparm, auf dem alle Hoffnungen ruhten, ist dünn. Wie eine Angel sieht er aus, soll sich aber ganze 22 Meter ausstrecken können, und dann fest zugreifen. Tagelang hatte er auf dem Gelände von Fukushima Daiichi gewartet, der berühmten Atomkraftwerksruine. Dieser Roboter soll radioaktive Trümmer aus der Ruine schaffen. Damit im Nordosten Japans nach dem Atomunfall vor 13 Jahren irgendwann Normalität einkehren kann.

Ende vergangener Woche hätte der wohl schwierigste Prozess beim Rückbau des havarierten Atomkraftwerks beginnen sollen. Rund 880 Tonnen radioaktiv verstrahltes Material soll nun aus den Reaktoren entfernt werden. Doch das Vorhaben wurde wegen neuer technischer Probleme abgebrochen. Ohne die Beseitigung der Brennelemente ist eine Wiederbelebung der Präfektur Fukushima nicht abzusehen.

Eigentlich hätte schon vor drei Jahren mit der Entfernung der Trümmer begonnen werden sollen. Damals erzwangen nicht nur die Pandemie, sondern ebenfalls technische Probleme eine Verschiebung. Die Präzision des mit Regierungsgeldern entwickelten Greifarms war unzureichend. Nun soll es Probleme mit der Installation gegeben haben.

Wenn der Teleskoparm irgendwann seine Bemühungen beginnt, soll er eine Woche brauchen, ehe er sich vor Reaktor 2 entsprechend positioniert hat, um durch ein Rohr seine Fühler auszustrecken. Eine weitere Woche wird erwartet, bis er dann einige Milligramm der Trümmer geborgen hat, die auf Strahlungsstärke untersucht werden. Wo der Schrott langfristig aufbewahrt wird, ist auch noch nicht klar. Wie so vieles auf dieser Riesenbaustelle in Fukushima.

Die Regierung hält an der Atomkraft fest – trotz Proteste

Der gesamte Rückbau der Ruine soll bis 2051 dauern. Aber dies scheint kaum noch zu schaffen. Schliesslich ist schon die Bergung der Trümmer drei Jahre im Verzug. Davon, wie sozial- und umweltverträglich der Rückbau in Fukushima funktioniert, hängt aber ab, wie sehr sich Japans Gesellschaft in Zukunft noch für die Atomkraft erwärmen kann.

Japans Atomkraft machte vor 2011 rund 30 Prozent des Stromverbrauchs im Land aus hätte und eigentlich auf einen Anteil von 40 Prozent steigen sollte. Danach aber brachen landesweite Proteste aus, die Mehrheit im Land war plötzlich gegen diese Energiequelle, die nicht mehr als sicher und bei genauerem Hinsehen auch nicht mehr als günstig galt. Vorübergehend wurden gar alle der gut 50 Reaktoren im Land vom Netz genommen. Mit strengeren Sicherheitsvorkehrungen sind mehrere von ihnen heute wieder am Netz. Kontrovers bleibt die Rückkehr zur Atomkraft aber weiterhin.

Die grösste Katastrophe seiner jüngeren Geschichte erlitt Japan damals am Nachmittag des 11. März 2011: ein Erdbeben der sehr seltenen Stärke 9. Häuser kollabierten, im Boden brachen Risse auf, dann kam die Riesenwelle. 20 Meter war sie hoch. Als sie sich vor der Küste auftürmte, rannen Menschen um ihr Leben. Rund 20000 starben.

Reputationsschaden bis ins Ausland

In der Präfektur Fukushima wurden nicht nur ganze Siedlungen von der Welle verschluckt, sondern eben auch das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi überschwemmt. Dort fiel die Stromversorgung aus, gefolgt vom Kühlsystem, woraufhin es in drei der sechs Reaktoren zu Kernschmelzen kam. Radioaktivität trat aus.

In den Tagen und Wochen danach verloren Hunderttausende ihr Zuhause. Japans Regierung hat sich seither immer wieder bemüht, die Krise in Fukushima für kontrollierbar zu erklären. Aber die Realität sah oft anders aus. Experten beklagten dürftige Sicherheitsvorkehrungen für Aufräumarbeiter auf dem Kraftwerksgelände.

Ein Reputationsproblem entstand auch im Ausland. Diverse Länder verboten Lebensmittelimporte. In mehreren asiatischen Ländern bleiben die Exportstopps bestehen. Es ist wohl eine Antwort darauf, dass Japan seit 2023 das für die geschmolzenen Reaktorkerne verwendete Kühlwasser nach einem Filterprozess in den Ozean leitet. Wie sicher dies ist, bleibt umstritten.