20-jährige Staffelbacherin lotet gerne ihre Grenzen aus
Eigentlich assoziiert man den Sport mit Zirkusvorstellungen, mit Jonglieren und sonstigen Tricks. Einradfahren geht aber auch als Ausdauersport, wie Nelly Lüscher erst vergangene Woche wieder unter Beweis stellte.
101 Kilometer fuhr die Staffelbacherin an einem Tag. «Ich lote gerne meine Grenzen aus», sagt die 20-Jährige. Die Strecke führte von ihrem Wohnort bis Sursee, um den Sempacher- und den Mauensee bis nach Dagmersellen. Sie fuhr über Kieswege, Pflastersteine und Trottoirabsätze – ohne zu stürzen oder unbeabsichtigt abzusteigen. Insgesamt hat sie so rund 90000 Pedaltritte in knapp 13 Stunden zurückgelegt.
Eine Randsportart unter den Randsportarten
Neben dem körperlichen Durchhaltevermögen sei die Fahrt vor allem auch mental fordernd gewesen. «Beim Fahrrad kann man den Druck zwischendurch verschieben – in die Arme oder in die Beine zum Beispiel. Das geht beim Einrad nicht», erklärt Lüscher. So sei sie jede Stunde vom Einrad abgestiegen, um etwas zu laufen. Es ist nicht das erste Mal, dass die angehende Psychologiestudentin sich ein solch aufwendiges Ziel setzt. «Im letzten Juli fuhr Nelly beispielsweise an vier aufeinanderfolgenden Tagen über die vier Alpenpässe Gotthard, Grimsel, Susten und Furka», erzählt ihr Trainer Martin Schmid.
Angefangen Einrad zu fahren, hat Lüscher vor knapp 13 Jahren. «Es gab einen Anfängerkurs am Mittwochnachmittag, den ich besucht habe», sagt sie. Während der Oberstufe habe sie den Sport ein wenig vernachlässigt. «Seit ich in der Kanti bin, gebe ich wieder Vollgas», so Lüscher. Vom Einradfahren leben, das können weltweit nur eine Handvoll Leute, wie Lüscher erzählt. «Einradfahren ist eine Randsportart unter den Randsportarten.» Mit dem Einrad Geld zu verdienen, sei gar nicht ihr Ziel.
Klavier spielen und Feuer löschen
Für Lüschers Touren gibt es grundsätzlich nur eine Voraussetzung: Das Wetter muss stimmen. Darauf hofft sie auch bei ihrer nächsten Fahrt. «Ich will in den Sommerferien über den Oberalppass.» In den nächsten Jahren hofft sie zudem, eine Europa-Tour auf dem Einrad zu machen.
Sitzt die Schülerin nicht gerade auf einem Einrad, ist sie in der freiwilligen Feuerwehr oder am Klavier anzutreffen. Ihre Liebe zum Einrad wird in ihrer Familie zwar unterstützt, aber nicht unbedingt geteilt: «Es sassen alle schon mal auf einem Einrad, aber ich bin die Einzige, die es so gerne macht», sagt sie und lacht.