Neues Kunstmuseum: Private sichern der Stadt Olten noch vor Abstimmung zum Projektkredit 2 Millionen Franken an die Baukosten zu
Am 25. September wird das Oltner Stimmvolk über einen Projektierungskredit von 2,5 Mio. Franken für die beiden städtischen Gebäude Kirchgasse 8 und 10 befinden. Mit dem Projekt Kirchgasse 2.0 will die Einwohnergemeinde Olten – nach der Aufwertung durch die Befreiung vom motorisierten Verkehr im Jahr 2013 – einen weiteren Beitrag an die Attraktivierung der Innenstadt leisten, wie es in einer Mitteilung heisst: hochwertiger Wohnraum und grosszügige Flächen für Gewerbe, Detailhandel oder Gastronomie an der Kirchgasse 8 sowie eine neue Infrastruktur für das städtische Kunstmuseum, das neu an der Kirchgasse 10 zu liegen kommen soll. Attraktiver werden auch die Aussenräume, welche besonders auf der Nordseite von den neuen Gebäudefassaden und einer Neugestaltung profitieren.
2-Millionen-Spende: Privatpersonen wollen anonym bleiben
Am Medientermin am Dienstagmorgen in der Kirchgasse konnte Stadtpräsident Thomas Marbet «eine freudige Meldung» machen, wie er selbst sagte: Private hätten der Stadt schriftlich zugesichert, an die Investitionen ins neue Kunstmuseum 2 Millionen Franken beizusteuern.
Um wer es sich handelt, wollten weder Stadtpräsident noch Direktionsleiter Präsidium, Markus Dietler, auf Nachfrage preisgeben. Die Personen möchten anonym bleiben, hiess es. Durchblicken liess man aber, dass es sich um jene Kreise handeln könnte, welche das Kunstmuseum derzeit jährlich mit 250’000 Franken unterstützen, seit das Gemeindeparlament das Budget für die Institution gekürzt hatte. Das heisst, die beiden Privatpersonen sind in den Kulturkreisen als Mäzene bekannt und wurden auch in dieser Zeitung schon genannt.
Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigten die erwähnten Personen den Sachverhalt und baten nochmals, nicht namentlich erwähnt zu werden. Man habe das Glück, mit den eigenen finanziellen Möglichkeiten, das Kunstmuseum aber auch andere kulturelle Institutionen in der Stadt Olten zu unterstützen, liessen sie am Telefon ausrichten.
Neues Kunstmuseum kostet netto noch 12 Millionen Franken
Diese Zusage ist aus Sicht der Stadt umso wichtiger, weil die Stiftungen erst Gelder sprechen, wenn ein Projekt in Baureife vorliegt. Stadtpräsident Marbet ist daher überzeugt, dass weitere Drittmittel für das neue Kunstmuseumsprojekt fliessen werden. Die Rede war ursprünglich einmal, das Neubauprojekt mit einem Viertel bis zu einem Drittel mit Drittmitteln zu finanzieren.
Mit den bereits zugesagten 2 Millionen kommt das neue Kunstmuseum, für welches das Gemeindeparlament ein Kostendach von 14 Millionen Franken festgelegt hat, der Stadt netto noch mit 12 Millionen zu stehen. Kommen weitere Gelder bis zu einem Drittel hinzu, könnte das Bauprojekt die Stadtkasse unter dem Strich noch mit rund 8 Millionen belasten. Die einzige offene Frage ist, wie es mit der derzeitig hohen Teuerung in ein, zwei Jahren aussieht und ob diese zu den 14 Millionen dazugeschlagen wird oder nicht.
Gemäss Stadtpräsident Thomas Marbet, der vor Ort die Abstimmungszeitung mit Baudirektorin Marion Rauber und Stadtschreiber Markus Dietler präsentierte, geht es nicht um die Beibehaltung oder die Abschaffung des Kunstmuseums. Es gehe auch nicht um die Wahl zwischen einem Kunstmuseum und einem Haus der Fotografie und auch nicht um einen Entscheid, wie sich das Kunstmuseum künftig ausrichten solle – es gehe überhaupt nicht nur um das Kunstmuseum. Gegenstand sei vielmehr der Projektierungskredit für eine Sanierung zum Werterhalt der beiden städtischen Liegenschaften Kirchgasse 8 und 10, der sich fast zu gleichen Teilen auf die beiden Häuser aufteile, und um deren Erweiterung zu einem aufgewerteten innerstädtischen Angebot mit attraktiver Architektur.
Ausstellungsfläche bleibt gleich, Depotflächen vergrössern sich
Wobei man die Erweiterung nicht falsch verstehen dürfe, so der Stadtpräsident weiter: Gerade die Ausstellungsräume und der Betrieb des Kunstmuseums würden nicht vergrössert; die Erweiterung der Nutzfläche um knapp 20 Prozent beinhalte die Schaffung von sicheren Depots mit Reserven für Schenkungen, die das Kunstmuseum noch vermehrt erhalten dürfte, wenn die erforderlichen Räumlichkeiten vorhanden seien.
Was die Höhe der Projektierungskosten angehe, verwies Thomas Marbet darauf, dass es sich um zwei Liegenschaften handle. Der Aufwand für die Projektierung von Umbauten respektive von Ergänzungen bereits bestehender Gebäude mit verschiedenen Grössen und Arten von Räumen wie im vorliegenden Fall sei zudem höher als bei einem Neubau auf der grünen Wiese mit relativ einfachen und repetitiven Grundrissen wie etwa dem neuen Schulhaus. Die Kostenfrage sei sicher wichtig; «aber seien wir doch auch stolz auf unser im Verhältnis zur Grösse unserer Stadt wirklich attraktives Angebot in der Innenstadt und im Kulturbereich und fördern wir dieses gezielt mit dieser Investition in die Zukunft!».
Bei Volksnein bleibt Handlungsbedarf bestehen
Der Stadtrat und eine Mehrheit des Parlaments, das vor zwei Jahren mit 37 zu 0 Stimmen dem Standort, Raumprogramm und Kostenrahmen für das Kunstmuseum und nun mit 25 zu 11 Stimmen dem Projektierungskredit zugestimmt habe, stünden hinter dem Projekt, betonte Thomas Marbet. Bei einer Ablehnung der Bau-Vorlage verbessere sich die Situation hinsichtlich des dringenden Handlungsbedarfs nicht: Das Kunstmuseum mit seiner grossen Sammlung und seinem Platzbedarf bestehe auch weiterhin und könne nicht mit einem Federstrich abgeschafft werden.
Eine alternative Nutzung für die Kirchgasse 10 durch ein «Haus der Künste», wie dies teilweise im Gemeindeparlament gefordert worden sei, entspreche weder dem Auftrag des Parlaments aus dem September 2020 noch den Bedürfnissen der Kulturanbietenden. Und mit seinem Konzept des «offenen Museums» lade das Kunstmuseum ohnehin auch heute schon die Öffentlichkeit und andere Kulturanbietende zur aktiven Teilhabe an der bildenden Kunst ein, wie die jüngsten Ausstellungen im Aareraum und rund ums Thema Tanz bewiesen hätten. (fmu/otr)