67 Millionen: Swiss fliegt im ersten Halbjahr in die Gewinnzone
Die Swiss gewinnt weiter an Höhe. In den ersten sechs Monaten des Jahres konnte die Fluggesellschaft ihr operatives Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessern – und verliess die Verlustzone damit früher als geplant, wie sie am Donnerstag mitteilte. Das Ergebnis lag mit 67 Millionen rund 465 Millionen Franken über dem Vorjahr und die operativen Erträge stiegen um 179,7 Prozent auf 1,8 Milliarden Franken. Allein im zweiten Quartal haben sich die operativen Erträge mit 1,1 Milliarden mehr als verdreifacht und das Ergebnis wuchs auf 114,4 Millionen.
Als Gründe für das gute Ergebnis nennt die Swiss unter anderem die steigende Buchungsnachfrage. Die Fluggesellschaft beförderte im ersten Halbjahr rund 5,3 Millionen Passagiere – fünfmal so viele wie in der Vorjahresperiode. Die Zahl der Flüge stieg auf über 47’000. Das sind 3,5 Mal mehr als im Vorjahr.
Zudem hätten Kostenoptimierungen aufgrund der Restrukturierung das Ergebnis positiv beeinflusst, heisst es weiter. Zwar stiegen die Kerosinkosten an, sie konnten aber mit höheren Ticketpreisen «teilweise» kompensiert werden. Zudem hat laut Swiss das «weiterhin starke Frachtgeschäft» einen wichtigen Beitrag zum Finanzergebnis geleistet.
Coronakredit ist bereits zurückbezahlt
Entsprechend zufrieden ist der Swiss-Finanzchef Markus Binkert. «Wir freuen uns sehr, dass es uns bereits nach den ersten sechs Monaten dieses Jahres und trotz weiterhin reduzierter Kapazität gelungen ist, wieder aus der Verlustzone zu kommen», wird er zitiert. Durch den grossen Nachholbedarf an Flugreisen, höhere Ticketpreise und verbesserte Kostenstrukturen, habe sich die Liquiditätssituation in den letzten Monaten sehr positiv entwickelt. «Dies hat es uns auch ermöglicht, den vom Bund verbürgten Bankenkredit im zweiten Quartal vor Ende der Laufzeit zurückzuführen.»
Auch für das restliche Jahr sieht sich die Swiss auf Kurs: Die Buchungslage sehe für den Restsommer gut aus. Allerdings sei weiter mit sehr hohen Kerosinpreisen und einer Konjunkturabkühlung zu rechnen. Dazu kommen die Ressourcenengpässe in der Luftfahrt.
Swiss schüttelt Coronakrise langsam ab
Bereits im ersten Quartal hat die Swiss ihren Verlust um über 75 Prozent verringert – von 201 auf noch 47,4 Millionen. Die Coronakrise hatte die Schweizer Fluggesellschaft hart getroffen: Trotz Sparmassnahmen schrieb die Swiss auch im zweiten Pandemiejahr 2021 einen operativen Verlust von 428 Millionen Franken.
Nun erholt sich die Luftfahrtindustrie allmählich dank der wieder erstarkten Reiselust. Die Nachwehen der Krise spürt die Swiss aber immer noch. So gab sie just vor den Sommerferien bekannt, im Zeitraum von August bis Oktober 676 Flüge zu streichen. Bereits im April teilte die Swiss mit, dass sie ihr Flugprogramm im Sommer kürzen muss.
Swiss hat Personalsorgen
Doch die Fluggesellschaft kann nicht alle Probleme auf Corona abschieben. Weil sie in der Krise Personal abgebaut hat, fehlen ihr nun Hunderte Arbeitskräfte. Zudem ist die Stimmung beim Kabinenpersonal bereits seit Monaten angespannt. Weiteres Ungemach droht ihr zudem von Seiten der Gewerkschaft des Bodenpersonals (SEV-GATA). Diese will die Swiss vor Gericht ziehen und bereitet eine Klage vor. Hintergrund sei der Krisen-Gesamtarbeitsvertrag (GAV).
Hinzu kommt, dass die Mehrheit der Swiss-Piloten letzten Sonntag den GAV mit der Fluggesellschaft abgelehnt hat. Damit steht das Cockpit-Personal seit April ohne Gesamtarbeitsvertrag da. Die Gewerkschaft des Cockpitpersonals Aeropers betrachtete den abgelehnten Gesamtarbeitsvertrag als «unausgewogen» und verlangt «zügige Nachbesserungen», wie sie mitteilte. Ob es zu einem Streik vonseiten der Piloten kommt, ist derzeit noch offen. (abi/dpo)