Stadion-Brache: Jetzt sind die Verträge für die Zwischennutzung im Torfeld Süd unter Dach und Fach
Wann die Bauarbeiten für das neue Aarauer Stadion und die vier Wohntürme beginnen, weiss keiner. Klar ist aber, dass das Areal im Torfeld Süd nicht mehr länger vor sich hindämmern soll. Die Zwischennutzung auf dem nördlichen Arealteil, angeregt durch den Verein Terrain Sud, ist nicht nur beschlossene Sache, inzwischen wurden auch die Verträge unterzeichnet. Einmal zwischen der Areal-Eigentümerin HRS Real Estate AG und der Stadt, und einmal zwischen der Stadt und «Terrain Sud». Ein «Meilenstein», wie Stadtrat Daniel Siegenthaler es bezeichnet.WERBUNG
Die wichtigste Frage in diesem Kontext: die Laufzeit. Doch da ist vieles in der Schwebe. Der Vertrag läuft fix bis Ende 2022, ist aber so gestaltet, dass er verlängert werden kann. Aktuell liegt der Ball in Lausanne; der Verwaltungsgerichtsentscheid bezüglich «Teiländerung Nutzungsplanung» wurde im Sommer ans Bundesgericht weitergezogen. Der Entscheid wird im Laufe des nächsten Jahres erwartet.
Stadt will Thema «Zwischennutzung» anpacken
Der Weg für Ideen wie Kinderbaustelle, Streetfoodfestivals, Buvetten, Flohmärkte oder Open-Air-Konzerte ist damit definitiv frei. Und nicht nur das: Das Zwischennutzungsprojekt auf der Stadion-Brache hat einige Prozesse beschleunigt. Die Stadt misst dem Bedürfnis der Zwischennutzung auf gesamtem Stadtgebiet nun so viel Bedeutung zu, dass per Januar 2022 eine 10-Prozent-Stelle geschaffen wird, angegliedert an die Stadtentwicklung.
Dabei gehe es nicht nur um die kulturelle Zwischennutzung auf Arealen wie dem Torfeld Süd, so Siegenthaler, sondern beispielsweise auch um Start-ups in Altstadtliegenschaften. «Wir möchten eine Plattform bieten, um Suchende und Anbietende zu vernetzen», sagt Siegenthaler. «Das Bedürfnis ist gross, ebenso wie das Angebot.» So soll beispielsweise auch das direkt angrenzenden Rockwell-Gebäude ab März 2022 ebenfalls zur Zwischennutzung freigegeben werden. «Aus Zwischennutzungen resultieren Vorteile für die Entwicklung der Stadt», ergänzte Stadtrat Hanspeter Thür. Auf Brachen könnten neue Ideen entstehen und mitunter scheitern, immer aber sorgten sie für neue Impulse.
Zwischennutzung von «Nordbau» stösst auf grosses Interesse
Das frühere Gebäude «Nordbau» von Sprecher+Schuh, später Rockwell Automation, beim Aarauer Aeschbachquartier wird von der Eigentümerin Mobimo ab März 2022 für eine zweijährige Zwischennutzung freigegeben. Dafür interessiert sich die frisch formierte IG Rockwell. Ideen gibt es einige: Zum Beispiel für Ateliers, Trainingsräume, Bibliothek, Indoor-Spielplatz, Secondhand-Kleiderbörse, Biogemüseladen oder einer Bierbrauerei. Offenbar will auch die Jugendarbeit einzelne Räume anmieten, etwa für Bands. Es könnten auch kleine Konzerte oder Partys stattfinden.
Verein funktioniert in erster Linie als Schnittstelle
Was das Torfeld-Süd-Areal betrifft, so gibt es schon viele Ideen, manche sind schon sehr konkret. So hat mit dem Parkour-Wettkampf im September bereits ein erster Event stattgefunden, inzwischen stehen ein Streetsoccer-Feld der Jugendarbeit und eine Minirampe auf dem Areal. Zudem soll am 28. November ein Nachmittag für Anwohner und Interessierte stattfinden, die sich informieren, das Areal anschauen und Ideen mit dem Verein besprechen können.
«Wir vom Verein funktionieren in erster Linie als Schnittstelle», sagt Vera Hertig, «wir klären Möglichkeiten ab, koordinieren und unterstützen.» Man sei deshalb auf Ideen und Projekte von Dritten angewiesen, mögen sie noch so klein sein. «Das Areal soll wachsen und gedeihen, wir sind glücklich über jedes noch so kleine Projekt.» So richtig loslegen will der Verein im Frühling; temperaturbedingt. Bis dahin soll auch klar sein, zu welchen Zeiten und an welchen Tagen das Areal offensteht. Die Nutzung soll kostenlos beziehungsweise selbsttragend sein (allenfalls Beteiligung an Abfall- und Stromgebühren).
«Uns freut die Vielfalt der angedachten Projekte enorm», sagte Ariel Dunkel, Vertreter der HRS. Durch die kuratierte Temporärnutzung werde das Areal auf eine sinnvolle Art und Weise genutzt. «Ausserdem wird das Areal sicht- und erlebbar, es wird jetzt schon zu einer Adresse.» Dunkel schliesst auch nicht aus, dass – was immer auch in Bereichen wie Sport, Freizeit oder Verpflegung auf der Brache entsteht – später auf dem überbauten Areal weiterleben und sich weiterentwickeln könne.