Die Schweizerische Post lanciert die erste Krypto-Briefmarke – gezeichnet hat sie ein Ex-Aargauer
Die Schweizerische Post will mit der Zeit gehen: Sie nimmt sich des Themas Krypto an. Und verbindet es mit einer der traditionellsten und bisher gnadenlos analogen Freizeitbeschäftigungen, der Philatelie oder dem Briefmarkensammeln.
So lanciert die Post heute die schweizweit erste Krypto-Briefmarke, wie sie in einer Mitteilung selber erklärt: «Mit der Swiss Crypto Stamp schlägt die Post auch in der Philatelie eine Brücke von der physischen in die digitale Welt.» Klassische Briefmarken würden seit jeher physisch gesammelt, gehandelt und getauscht. «Mit der Krypto-Briefmarke ist das nun auch online in der Blockchain möglich.»
Wie das geht, verkündet die Zuger Beratungsfirma Inacta AG, zuständig für die technische Lösung der Krypto-Marke, in einer Mitteilung: «Die Swiss Crypto Stamp besteht aus zwei Teilen.» Zum einen sei sie eine physische Briefmarke im Wert von 8.90 Franken, ganz traditionell. Aber nicht nur: «Zum anderen erschliesst jede Krypto-Briefmarke ein ihr zugehöriges digitales Abbild.»
Wie ein Päckli «Pokémon-Karten»
Dieses Abbild zeige das Bild der physischen Briefmarke, sei jedoch erweitert um eines aus 13 möglichen Sujets, die als sogenannte NFT (Non-Fungible Tokens) auf einer Blockchain gespeichert sind, damit ihr Handel jederzeit transparent nachvollzogen werden kann.
Die Aktion lässt sich laut einer Videoanleitung der Post mit dem Kauf eines Päckchens «Pokémon-Karten» vergleichen: Man weiss beim Kauf nicht, welche der sammel- und tauschbaren Karten man erhält, sondern erst, wenn man die Folie aufreisst und das Pack so öffnet. Ganz ähnlich die Krypto-Marke: Man kauft die Marken und schaut mit dem darauf abgedruckten QR-Code, welche digitale Edition man gerade erhalten hat. Die sind unterschiedlich selten, von der häufigsten (das Matterhorn) gibt es 65’000, von der seltensten (Pilatus mit Drache) jedoch gerade mal 50 Stück.
Die berühmtesten Schweizer Berge als Motiv
Für die grafische Gestaltung der Briefmarken zuständig war der wissenschaftliche Illustrator Gregor Forster. Im Rheinfelden 1990 geboren, zog er als Kleinkind aus dem Kanton weg und kam nach dem Studium an der Zürcher Hochschule der Künste wieder zurück – als Grabungszeichner bei der Aargauer Kantonsarchäologie. Vor einem Jahr zog er nach Suhr, der Partnerin zuliebe, inzwischen wohnt er aber bereits wieder im Kanton Zürich, in Langnau am Albis.
Forster sei von der Post angefragt worden: «Der zuständige Projektleiter hat bereits einige meiner Arbeiten gesehen – ich war schon mehrmals an Wettbewerben für die grafische Umsetzung einer Briefmarke mit dabei.» Die Arbeiten haben ihm gefallen, so wollte er Forster bei diesem Projekt im Boot haben. Die technischen Aspekte seien für ihn grossmehrheitlich neu gewesen, er selber hat sich mit der ganzen Kryptowelt noch nicht gross befasst. Doch dann ging es um sein Fachthema, ums Gestalterische: «Es war klar, dass die Umsetzung einer Briefmarke sicher das Thema Swissness aufgreifen muss, gleichzeitig war auch der Wunsch der Post, in neue Dimensionen und in die Zukunft zu schauen.»
Deshalb ist auf der physischen Version der neuen Briefmarke auch das Matterhorn zu sehen, laut Forster das «Swissness-Icon schlechthin», und daneben auch das Weltall. Auf den digitalen Editionen sind neben anderen klassischen Schweizer Bergen auch verschiedene dazugehörige Tiere zu sehen, als Sternbilder illustriert.
Ikonische und wiedererkennbare Ansichten der Berge
Die Bilder sind alle digital handgezeichnet, auf einem Tablet. Davor musste Forster diverse Recherchen unternehmen, um jeden Berg von der richtigen Seite her zu zeichnen: «Es ging darum, ikonische und wiedererkennbare Ansichten der Berge zu finden.» Forster lacht: «Ich hoffe, es rufen nicht zu viele Bergführer an und finden, es hätte noch schönere Ansichten gegeben.» Die Zeichnung der einzelnen Berge ging dann auch noch einige Stunden pro Bild – insgesamt arbeitete Forster in einem Zeitraum von rund 1,5 Monaten dran.
Auch Forster ist gespannt, wie sich die Marke dann in der Hand anfühlt, wenn man sie selber entworfen hat. Bisher habe er zwar die Druckabzüge, doch die seien halt noch nicht vollständig. Er freut sich: «Es ist einer der schönsten Teile im Leben eines Illustrators, wenn man seine Werke irgendwo publiziert sieht.» Egal, ob in Büchern, auf Produkten oder halt eben auf einer Briefmarke. Gerade Letzteres macht ihn auch ein wenig stolz: «Die Krypto-Briefmarke ist in der Schweiz etwas völlig Neues.» Da gehöre natürlich auch eine Portion Glück dazu, dass sich die Post gleich für ihn interessiert habe und ihm dann auch das nötige Vertrauen entgegengebracht habe.