Tessiner Infektiologe: «Österreich wird ruhigere Weihnachten feiern als wir»
«Es sind relativ milde Massnahmen», sagt Andreas Cerny zu den Plänen des Bundesrates für Verschärfungen der Massnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus. Und der Tessiner Infektiologe ergänzt am Freitag im Interview mit Radio SRF: «Ich persönlich habe Zweifel, dass die Massnahmen in der Schweiz genügen werden.» Zur Debatte stellt der Bundesrat etwa die Ausweitung der Maskenpflicht, die Wiedereinführung der Homeofficepflicht oder regelmässige Coronatests an den Schulen.
Seine pessimistische Haltung begründet Andreas Cerny etwa mit einem Blick auf Österreich, das bereits vor anderthalb Wochen in einen Lockdown ging. Dort hätten die Massnahmen nun jedoch «eine Tendenz zur Kehrtwende herbeigeführt». Entsprechend werde man in dem östlichen Nachbarland «wahrscheinlich etwas ruhiger Weihnachten feiern können als bei uns», sagt der Tessiner Infektiologe.
«Besser bereits früher eingegriffen»
«Jede Welle hat eine andere Epidemiologie», analysiert Andreas Cerny. Dabei habe es klare Anzeichen gegeben, dass die aktuelle Coronawelle sich wie nun zu beobachten entwickeln würde. Man hätte «wahrscheinlich besser bereits früher eingreifen» sollen, so der Infektiologe der Klinik Moncucco in Lugano. Die fünfte Welle sei nämlich «sehr langsam auf uns zugerollt». Mit einem Effekt der Massnahmenverschärfungen, die der Bundesrat für Freitag in Aussicht gestellt hat, sei etwa in zwei Wochen zu rechnen. Dann bliebe bis zu den Festtagen Zeit, die Massnahmen notfalls noch anzupassen.
Offene Türen findet das Virus derzeit vorab bei Kindern. Allerdings werde die Coronapandemie zunehmend zu einer der Personen, die sich zu Beginn des Jahres impfen liessen, sagt Andreas Cerny. Darum könne es nun nicht schnell genug vorwärts gehen mit der Drittimpfung. Nach langem Zögern der Behörden können sich Interessierte seit dieser Woche in den meisten Kantonen für den sogenannten Booster zumindest anmelden.