Richtlinien verschärft: Biokühe kriegen im neuen Jahr nur noch Schweizer Futter
Wo Schweiz draufsteht, soll auch Schweiz drinstecken. Diesen Grundsatz will Bio Suisse, der Dachverband der Knospe-Betriebe, im neuen Jahr zumindest bei einigen Nutztierarten konsequent umsetzen: Ab dem 1. Januar dürfen Kühe, Schafe und Ziegen auf zertifizierten Betrieben ausschliesslich mit Schweizer Knospe-Futter versorgt werden. Derzeit sind noch zehn Prozent Importe aus Europa zugelassen.
Gras und Heu gibt es in der Schweiz genug. Schwieriger wird es für Betriebe, die ihren Kühen Soja verfüttern. Bislang stammte die Biosoja meist aus der Ukraine, was künftig eben nicht mehr zugelassen ist.
Doch mit dem Kraftfutter – dazu gehören Soja, Getreide und Erbsenproteine – ist es ohnehin so eine Sache. «Wiederkäuer sind nicht gemacht, um so viel Kraftfutter zu verdauen», sagt David Herrmann, Mediensprecher von Bio Suisse.
Die gesünderen Tiere sind in der Regel nicht die Hochleistungskühe, die auf Kraftfutter angewiesen sind, sondern diejenigen von weniger hochgezüchteten Rassen, die dann auch weniger Milch geben. Es wäre im Sinne des Tierwohls, wenn die Biobetriebe vermehrt auf solche Rassen setzen würden.
Nur noch halb so viel Kraftfutter
Bio Suisse hilft auch hier mit einer Verschärfung der Richtlinien nach: Ab 2022 wird der zulässige Anteil Kraftfutter halbiert, erlaubt sind nur noch 5 Prozent statt wie bislang 10 Prozent. Dahinter steckt neben dem Tierwohl noch ein anderer Gedanke: Dort wo Kraftfutter für Tiere produziert wird, könnten stattdessen Pflanzen für die menschliche Ernährung angebaut werden.
Doch kann der Kraftfutteranteil für Milchkühe so ohne weiteres reduziert werden? Oder sind die Tiere auf dieses energiereiche Futter angewiesen? Diese Fragen hat vor einigen Jahren das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl) untersucht. Anet Spengler, Co-Leiterin der Gruppe Tierhaltung und Tierzucht beim Fibl, sagt: «Bei Kühen mit mittleren Milchleistungen gibt dies keine Probleme. Die Kühe verkraften es gut, und die Milchleistung wird, wenn überhaupt, nur ganz wenig reduziert.»
Anders sieht es bei Hochleistungskühen aus. In der Studie gab es Tiere, die trotz weniger Kraftfutter gleich viel Milch gaben, aber dazu ihr eigenes Körperfett abbauten. Sie zehren aus, für die Gesundheit ist dies bedenklich.
Es gab aber auch Hochleistungskühe, welche keine Mühe mit der Umstellung hatten. Sie reduzierten ihre Milchleistung, wenn das Raufutter nicht gehaltvoll genug war. «Wer Hochleistungsrassen behalten will, muss anpassungsfähige Tiere selektionieren und darauf achten, dass das Grundfutter von guter Qualität ist», sagt Anet Spengler.
Weniger Milch, höherer Preis
Das heisst aber auch, dass insgesamt mit weniger Milchertrag zu rechnen ist. Bereits haben zwei grosse Milchvermarkter – Muuh sowie die Zentralschweizer Milchproduzenten ZMP (der Mehrheitsaktionär von Emmi) – angekündigt, den Produzenten fünf Rappen mehr pro Kilogramm zu bezahlen.
Einen Nachteil haben die neuen Regeln aber aus ökologischer Sicht: Bei weniger Kraftfutter stossen Kühe tendenziell mehr klimaschädliches Methan aus. Auf der anderen Seite wird aber auch Treibstoff gespart, wenn auf Importe mit langen Transportwegen verzichtet wird und weniger Kraftfutter angebaut wird.