Die Testkapazitäten sind am Limit: Ein Ausbau sei sehr schwer, sagt der oberste Koordinator
Die Zahl der Corona-Tests steigt und steigt. Diese Woche wurden an einem einzigen Tag über 77000 sogenannte PCR-Tests gemacht. Die Labors, welche die Proben analysieren müssen, kämen «definitiv an ihr Limit», warnte der Verband der medizinischen Laboratorien der Schweiz am Donnerstag.
César Metzger ist Leiter der COVID-19 Laborkoordination im Labor Spiez. Er überwacht die schweizweite Lage in den Laboren. Normalerweise seien derzeit 70’000 PCR-Tests pro Tag möglich, sagt er auf Anfrage von CH Media. «Die Spitzenkapazität liegt bei 100’000», erklärt er. Das sei jedoch nur beschränkte Zeit machbar – wie lang, sei unklar. Metzger geht von einigen Tagen bis wenige Wochen aus.
Zu wenig Personal
«Ein weiterer Ausbau der PCR-Testkapazitäten ist sehr schwer», sagt er. Limitierender Faktor sei das Personal. «Maschinen und Material haben wir genug. Aber der Markt für Fachpersonal für die Labors ist ausgetrocknet.» Das Laborpersonal sei seit zwei Jahren stark eingespannt. Zudem gebe es auch bei den Laboren derzeit Personalausfälle aufgrund von Isolation oder Quarantäne.
In anderen Worten: Steigen die Infektionszahlen weiter oder fällt viel Personal in den Labors aus, muss auf gewisse PCR-Tests verzichtet werden.
Nachfrage könnte noch steigen
Einer der grossen Akteure bei den PCR-Analysen ist die Dr. Risch Gruppe. Auch sie verzeichnet derzeit ein sehr hohes Probeaufkommen. Und: CEO Martin Risch erwartet eine weitere Zunahme der Nachfrage – nicht nur wegen der steigenden Zahl an Infektionen. «Ab nächster Woche rechnen wir bei den repetitiven Testungen mit einer weiteren deutlichen Zunahme des Probenaufkommens aus den Schulen und Betrieben», sagt er.
Tests müssen priorisiert werden
Laut dem Verband der medizinischen Laboratorien wird es daher «dringend erforderlich», die Tests auf jene Personen zu fokussieren,« die sie am dringendsten benötigen». Die grosse Frage ist, auf welche Tests verzichtet werden soll. Das Bundesamt für Gesundheit hat dazu bereits im Dezember Empfehlungen gemacht, wie bei Engpässen priorisiert werden soll.
Oberste Priorität haben demnach die Tests bei Personen mit Symptomen, Kontaktpersonen von Infizierten sowie sogenannte Ausbruchuntersuchungen – zum Beispiel an Schulen. Als zweites folgt das repetitive Testen in Gesundheitseinrichtungen, danach jenes in Schulen und Firmen. Niedrigste Priorität haben Tests für Reisen und Covid-Zertifikate.
Bereits gibt es vereinzelte Akteure, die wegen der knappen Kapazitäten auf auf die Bremse treten. So hat der Kanton Aargau das repetitive Testen in Firmen und Schulen wegen der knappen Laborkapazitäten gestoppt. Ein weiteres Beispiel: Das Testzentrum des Spitals Männedorf bietet aktuell keine PCR-Tests mehr an.
Verschwommeneres Bild der Lage
Weniger Tests heisst auch: Es ist unklar, wie viele Personen tatsächlich angesteckt sind. Bereits heute ist die Positivitätsrate so hoch, dass Experten eine hohe Dunkelziffer vermuten.
Eine gewisse Ausweichmöglichkeit bieten die Antigen-Schnelltests, die in der Schweiz für alle gratis sind. Die Schnelltests müssen nicht zwingend in Labors analysiert werden, sondern können direkt in Arztpraxen, Apotheken, Spitälern oder Testzentren ausgewertet werden. Für die Entnahme der Probe kann ungelerntes Personal relativ schnell geschult werden. Daher ist ein Ausbau einfacher möglich als bei den PCR-Tests. Der Haken: Die Schnelltests sind nicht ganz so zuverlässig wie PCR-Tests.