Fanny Smith wird disqualifiziert und verliert die Bronze-Medaille: «Dieser Entscheid ist ein völliger Unsinn»
Fanny Smith ist im Ziel, freut sich über die Bronzemedaille und hat Tränen in den Augen. Die 29-jährige Waadtländerin hat das Unmögliche möglich gemacht. Einen Monat nach ihrer Verletzung am Knie im Januar gewinnt sie sensationell Edelmetall.
Doch dann folgt der Schock: Die Jury analysiert den finalen Lauf und disqualifiziert Fanny Smith. Zuerst ungläubig, danach konsterniert steht sie im Zielraum. Auch die deutsche Athletin, Daniela Maier, welche die Medaille nun erbt, runzelt die Stirn und schüttelt den Kopf. Was ist passiert?
Die entscheidende Szene im grossen Finale spielt sich auf den letzten Metern ab: Nach dem Zielsprung gerät Smith etwas in Rücklange, sie verbreitete ihre Skiposition und soll damit die deutsche Athletin behindert haben. Die Jury wertet diese Aktion als regelwidrig. Smith habe offenbar ihre Linie verlassen.
«Keine aktive Side-Kick-Bewegung»
Ralph Pfäffli, Schweizer Skicross-Trainer, kann die Entscheidung nicht nachvollziehen: «Dieser Entscheid ist ein völliger Unsinn. Wir haben immer wieder solche Situationen. Wir versuchen der FIS schon seit langer Zeit mitzuteilen, dass dies jeweils keine Absicht ist. Das war keine aktive Side-Kick-Bewegung von Fanny», ist er überzeugt. Eine Möglichkeit zum Protest gibt es nicht. Sonst würden die Rennen am grünen Tisch entschieden, erklärt Pfäffli. «Das wollen wir nicht. Dies haben wir in einer Working-Group und einem Komitee so entschieden.»
Was für ein Hammer für Fanny Smith. Die Krönung einer Leidenszeit, verbunden mit starken Knieschmerzen, bleibt aus. Eine emotionale Achterbahnfahrt findet kein Happy End.
Knochenprellung und Physiotherapie
Am 15. Januar verletzte sich die 29-Jährige bei einem spektakulären Sturz am Knie. Diagnose: Knochenprellung. Heilungsprozess: Acht Wochen. Peking in weiter Ferne. Physiotherapie, Akupunktur, Kraft- und Mentaltraining warteten auf die Waadtländerin.
Mit einem grossen Fragezeichen bestieg Smith den Flieger in Richtung Peking. Mit im Gepäck: eine grosse Portion Hoffnung und ein Glaube an das Unmögliche. In den Trainings zeigte sich Smith verhalten. Angesprochen auf ihre Gefühlslage, sagte sie im Vorfeld: «Es geht so.»
Ganz anders präsentierte sich die Skicrosserin am Donnerstag, am Tag X. Von einer Schrecksekunde im Halbfinal abgesehen, qualifizierte sie sich souverän für den Final und den damit verbundenen Kampf um die Medaillen. Ein Erfolg, der nicht hoch genug einzuschätzen ist.
Gantenbein und Lack bleiben ohne Diplom
Die weiteren Schweizerinnen konnten in den Kampf um Edelmetall nicht eingreifen. Talina Gantenbein schied im Viertelfinal aus, Saskja Lack bereits im Achtelfinal. Damit verpassten beide Athletinnen ein olympisches Diplom.
Die Goldmedaille, wie könnte es auch anders sein, feierte die Schwedin Sandra Näslund. Die Dominatorin der Saison liess der Konkurrenz keine Chance. Silber sicherte sich die Kanadierin Marielle Thompson.