Das sagt Jean-Pierre Gallati zu den Forderungen nach einem Lockdown-Stopp
Zwischen 100 und 250 Mails, Briefe und Telefonanrufe im Zusammenhang mit der Pandemie landen täglich beim Aargauer Departement für Gesundheit und Soziales (DGS). Besonders deutlich und laut sind die Forderungen der kantonalen SVP, der auch DGS-Vorsteher Jean-Pierre Gallati angehört. Sie fordert den Bundesrat und den Regierungsrat auf, «den für Gesundheit und Wirtschaft schädlichen Lockdown sofort zu stoppen», wie sie am Montag mitteilte. Gallati, der gleichentags das neue Impfzentrum in Zofingen eröffnete, kommentiert den Druck aus seiner Partei im ZT-Talk zurückhaltend. Gallati: «Welches Risiko können wir uns erlauben?» Wünschbar wäre, alles möglichst schnell zu öffnen, sagt er. Aber: «Es geht darum, was möglich und was sinnvoll ist. Und welches Risiko, das bei einer Öffnung entsteht, wir uns erlauben können.»
Auf die Frage, welche Öffnungsschritte seiner Meinung nach ab März nun möglich sind, sagt Gallati, der Aargau befinde sich derzeit in einer speziellen Situation. Einerseits sei die Zahl der Ansteckungen immer noch relativ hoch, mit knapp unter 100 Fällen pro Tag. Andererseits habe sich die Lage auf den Intensivstationen deutlich entschärft, nur noch rund ein Viertel der Betten sei durch Covid-Patienten belegt. «Die grosse Unbekannte sind die Mutationen, wir wissen nicht, wie sich die Zahl dieser Ansteckungen entwickelt», sagt Gallati. Es kursierten verschiedene Meinungen, auch in der Wissenschaft. «Ich persönlich habe kein klares Bild und kann heute nicht sagen, ob diese Mutationen zu einem Treiber der Pandemie werden.»
Der Gesundheitsdirektor hofft, dass bis in einer Woche, wenn der Bundesrat entscheidet, wie es mit den Coronamassnahmen ab März weitergehen soll, mehr Klarheit herrscht. Gallati sagt weiter, er fühle sich weder von seiner Partei, noch von der Wissenschaft vor sich hergetrieben. «Gerade die Virologen und Epidemiologen, auch jene in der Task Force des Bundes, haben keine einheitliche Meinung, also können sie auch die Politik nicht vor sich hertreiben», argumentiert er.
Gallati wehrt sich gegen die Kritik, der Regierungsrat stütze sich bei seinen Entscheidungen einseitig auf gesundheitliche Kriterien. «Das ist absolut nicht der Fall, ein sehr wichtiges Thema im Regierungsrat ist zum Beispiel die Abfederung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie, dafür haben wir Härtefallmassnahmen beschlossen.»
Den Entscheid der Aargauer Regierung, die kurz vor Weihnachten viele Läden schliessen liess, verteidigt Gallati allerdings. Im Dezember seien die vier Aargauer Intensivstationen vor einer Überlastung gestanden – und damit konfrontiert gewesen, Notfall-Patienten nicht mehr behandeln zu können. Deshalb habe die Regierung die Notbremse ziehen müssen.