Die Stimmung in der Aargauer Wirtschaft ist trotz Corona-Jahr eigentlich gut – wenn da nicht das grosse Fragezeichen des Krieges wäre
448 Unternehmen mit insgesamt gut 34’000 Angestellten haben an der Wirtschaftsumfrage der Aargauischen Industrie- und Handelskammer (AIHK) teilgenommen. Die Umfrage wurde im Januar durchgeführt, also noch vor dem russischen Angriff auf die Ukraine, deshalb sind die Folgen des Krieges und der Sanktionen gegen Russland darin nicht berücksichtigt. Die detaillierten Zahlen und Auswertungen der Umfrage präsentiert die AIHK heute Mittwoch an einer Medienkonferenz.
Der Fokus der Umfrage liegt einerseits auf den Aussichten für das laufende Jahr, andererseits auf der Frage, wie die Aargauer Wirtschaft das zweite Coronajahr überstanden hat. Wie die Handelskammer mitteilt, erwarten die meisten Unternehmen im Kanton – 34 Prozent der Mitgliedsfirmen nahmen an der Umfrage teil – ein gutes Geschäftsjahr 2022. Die Stimmung bei den Firmen ist gut bis sehr gut, wobei sich der Dienstleistungssektor noch etwas zufriedener zeigt als der Industriesektor.
Auswirkungen von Corona nach wie vor spürbar
Dennoch zeigt sich in der Umfrage, dass die Coronapandemie nach wie vor ein Thema ist und ihre Spuren hinterlässt. «Während primär der Detailhandel und die Pharmabranche von einer steigenden Nachfrage berichten, leidet je rund ein Drittel der Unternehmen aus den Branchen Textilherstellung, Verkehr und Lagerei sowie Gesundheits- und Sozialwesen unter einer sinkenden Nachfrage als Folge der Pandemie», hält die Handelskammer fest
Zu den meistgenannten Auswirkungen von Corona zählen höhere Preise bei Rohstoffen und Vorprodukten sowie Personalausfälle aufgrund von Krankheit, Quarantäne oder Isolation. Das aktuell grösste Problem für die Aargauer Unternehmen stellt die erschwerte Beschaffungssituation dar. «Lieferengpässe führen zu Produktionseinschränkungen und teurere Vorprodukte bremsen die Wirtschaftserholung», heisst es in der Mitteilung.
Preiserhöhungen werden weitergegeben, Lagerhaltung wird ausgebaut
Abgesehen von wenigen Branchen aus dem Dienstleistungssektor ergreife die überwiegende Mehrheit der Unternehmen betriebliche Massnahmen gegen die Lieferkettenprobleme. Drei Viertel der Unternehmen geben den Kostenanstieg bei Vorprodukten als Preiserhöhungen an die Kunden weiter, erhöht soweit möglich die Lagerhaltung und sucht neue oder zusätzliche Lieferanten.
Der Detailhandel und mehrere Industriebranchen haben gemäss Handelskammer auch die Logistik angepasst. Die Produktion näher an oder sogar in die Schweiz zu verlegen, scheint jedoch bei den meisten Unternehmen noch kein Thema zu sein – ausser bei vereinzelten Maschinenbauern, wie die Handelskammer feststellt.
Arbeitsmarkt zieht wieder an: 0,8 Prozent mehr Stellen erwartet
Der Arbeitsmarkt hat sich von der Pandemie rasch erholt und in einigen Branchen mangelt es an qualifizierten Arbeitskräften. Dank der guten Auftragslage – in fast allen Branchen wird von einem höheren Auftragsbestand am Jahresende im Vergleich zum Vorjahr berichtet – hat die Auslastung der Produktionskapazitäten zugenommen. Dadurch steigt auch der Personalbedarf steigt: In der Industrie geht die Handelskammer von einem Stellenwachstum um 1,2 Prozent, im Dienstleistungssektor sind es knapp 0,5 Prozent – über alle Firmen liegt der Wert bei 0,8 Prozent.
Dass dieser Wert nicht höher liegt, liegt an Branchen wie dem Detailhandel und den Unternehmensdienstleistungen, die gemäss der Umfrage ihren Personalbestand beibehalten wollen. Im ersten Pandemiejahr 2020 hatten die Firmen im Aargau die Zahl der Vollzeitstellen um rund 0,65 Prozent reduziert, im vergangenen Jahr ergab sich eine leichte Erholung mit einem Plus von 0,25 Prozent bei den Vollzeitstellen.
Update zur Einschätzung des Ukraine-Kriegs und dessen möglichen Folgen für die regionale Wirtschaft folgt.