Areburc wurde 1123 erstmals erwähnt – Aarburger Stadtgeschichte soll 2023 erscheinen
«Wieso haben wir nicht auch eine solche Ortsgeschichte?», hat sich Hans Schmid gefragt, als ihm die von Markus Widmer-Dean verfasste Ortsgeschichte von Murgenthal vorgelegt wurde. Er habe nirgends so dichte Informationen zur Geschichte des Amts Aarburg gefunden wie in dieser Ortsgeschichte, sagt der 73-jährige Schmid, der acht Jahre Mitglied der Museumskommission, sieben Jahre sogar deren Präsident war. Als ihm dann Gemeindeammann Hans-Ueli Schär eröffnete, dass die erste urkundliche Erwähnung von «Areburc» auf das Jahr 1123 zurückgehe – Aarburg im kommenden Jahr also das 900-Jahr-Jubiläum feiern dürfe –, habe er Schär vorgeschlagen, zu diesem Anlass doch eine neue Ortsgeschichte zu erstellen. Schär trug diese Idee in den Gemeinderat, der den dafür notwendigen Kredit bewilligte.
Ein mit der Region vertrauter Historiker
Die Suche nach einem Historiker, der sich der Erarbeitung der neuen Ortsgeschichte annehmen würde, war kurz. Markus Widmer-Dean hatte nicht nur eine überzeugende Offerte vorgelegt, sondern war bereits mit der Region vertraut. Denn der 59-jährige Menziker hatte bereits die Ortsgeschichten von Murgenthal (2008), Rothrist (2012) sowie Strengelbach (2014) verfasst. «Für uns ist Markus Widmer-Dean ein Glücksfall, weil er die Region und die Zusammenhänge bereits kennt», sagt Schmid.
Unterstützt wird der Historiker von einer dreiköpfigen Begleitkommission, in der sehr viel Aarburg drinsteckt. Ihr gehören der langjährige Aarburger Sekundarschullehrer Daniel Maurer, der ehemalige Präsident der Museumskommission Hans Schmid und Gemeindeammann Hans-Ueli Schär an. Zusammen bringt die Kommission fast 130 Jahre Wohnsitznahme in Aarburg auf die Waage.
«Wobei nur Hans-Ueli Schär dem alten Aarburger Landadel angehört», wirft Maurer scherzend ein. Was bedeutet, dass der Gemeindeammann der Einzige aus dem Trio ist, der seit seiner Geburt im Aarestädtli lebt. So locker der Umgang zu Beginn der Sitzung, so engagiert werden die Diskussionen innerhalb der Gruppe geführt, die sich einmal monatlich trifft. Dabei werden einerseits die bereits geschriebenen Texte fortlaufend besprochen, andererseits wird die Feinstruktur der anstehenden Kapitel festgelegt.
Widmer-Dean ist nicht unglücklich über die vergleichsweise kleine Begleitkommission. «Das ist gut so», betont er, «wären es doppelt so viele Mitglieder, wären wir halb so weit.» Was aber nicht heisse, dass es keine Diskussionen gebe, im Gegenteil: «Wir sind eine heftige Diskussionsgruppe, die sich rege und eingehend austauscht.» Und bei einzelnen Sachthemen natürlich auch weitere Personen beizieht.
Dass die Arbeiten gut voranschreiten, hänge auch damit zusammen, dass er keine Quellen erforschen müsse, was eine grosse Erleichterung seiner Arbeit sei. «Die Quellenlage ist hervorragend und wir haben Material bis zum Abwinken», betont Widmer-Dean. Material, das zum Teil auch digitalisiert wurde. Er erwähnt dabei in erster Linie die Stadtgeschichte von Jakob Bolliger («Aarburg. Festung, Stadt und Amt»). Er habe alle drei Versionen der Stadtgeschichte digitalisiert. Den «Ur- Bolliger» aus den 1960er-Jahren, die erste Ausgabe, welche nach dem Hinschied von Bolliger 1970 erschien, sowie die zweite, überarbeitete Ausgabe des Werks von 1998. «Ein ungeheuer informatives Werk», wie Widmer-Dean findet, dessen Informationsfülle dank den heutigen Suchprogrammen auch schnell verfügbar sei. Weitere wichtige Grundlagen lieferten die Aarburger Neujahrsblätter oder das Buch über Brücken und Strassen in Aarburg von Fritz Heitz. «Meine Arbeit ist es, diese Quellen zusammenzuführen, auszuwerten und darzustellen», sagt der Historiker.
Im Unterschied zu Bolliger macht die neue Aarburger Ortsgeschichte weder die Festung noch das Amt Aarburg zum Thema. «Wir beschränken uns in unserer Darstellung auf die Geschichte der Stadt», betont Widmer-Dean. Wobei es heftige Diskussionen darüber gegeben habe, ob Aarburg nun eine Stadt, ein Städtli oder ein Dorf sei. «Wir haben eine originelle Lösung gefunden», verspricht Widmer-Dean.
Das Buch gliedert sich in sieben Kapitel
Die neue Stadtgeschichte ist in die sieben Kapitel «Raum», «Zeit», «Stadt», «Gemeinde», «Bevölkerung», «Wirtschaft» und «Kirche» gegliedert. Im ersten Teil («Raum») werden die grundlegenden geografischen und geologischen Verhältnisse dargestellt. Das Kapitel «Zeit» gibt einen geschichtlichen Überblick von den Anfängen bis heute. Im dritten Kapitel «Stadt» wird die Siedlungsentwicklung im Laufe der Zeit dargestellt – von der ersten Besiedlung des späteren Stadtgebiets über die Stadtgründung und die bernische Landstadt des 16. bis 18. Jahrhunderts bis hin zur Siedlungsentwicklung in nachbernischer Zeit bis heute. Das Kapitel «Gemeinde» widmet sich der Entstehung der Stadtgemeinde und ihren vielfältigen Aufgaben. Das fünfte Kapitel «Bevölkerung» zeichnet die Bevölkerungsentwicklung im Laufe der Zeit nach, widmet sich aber auch den Existenzbedingungen in Aarburg sowie dem Thema «Freizeit, Vereine, Kultur». Das Kapitel «Wirtschaft» stellt die wirtschaftliche Entwicklung im Aarestädtchen in ihrer ganzen Breite dar. Das siebte und letzte Kapitel widmet sich schliesslich der kirchlichen Organisation.
Alle Kapitel werden mit einem grossen, doppelseitigen Bild eröffnet, wie das Werk überhaupt reich bebildert daherkommen wird. Bildmaterial, das in erster Linie aus dem reichen Fundus des Museums kommt, aber auch aus der ETH-Bibliothek. Zudem führt Widmer-Dean auch für dieses Buch die bewährte Zusammenarbeit mit dem Kölliker Fotografen Rudolf Hunziker fort, der zusätzliches Bildmaterial erstellen wird.
Das im März 2020 gestartete Projekt soll Ende 2022 so weit gediehen sein, dass das 300 bis 350 Seiten starke Buch in Druck gehen kann. Rund 800 Exemplare sollen Anfang 2023 in gedruckter Form vorliegen.
Die neue Stadtgeschichte soll an einer Vernissage vorgestellt werden. Ob es noch weitere Festivitäten geben wird, ist laut Gemeindeammann Schär noch offen.