Luzern rechnet mit 2500 Ukraine-Flüchtlingen – für sie wurden bereits über 500 Plätze gefunden
Momentan erreichen pro Tag im Schnitt 30 ukrainische Kriegsflüchtlinge den Kanton Luzern. Ihre Aufnahme und Betreuung stellen den Kanton und die Gemeinden vor grosse Herausforderungen. Am Donnerstag haben sie informiert, wie sie versuchen, diese zu bewältigen.
«Zum zweiten Mal haben wir die Situation, dass wir im Sprintmodus in die Krisenbewältigung starten und uns gleichzeitig auf einen Marathon einstellen müssen.» Mit diesem Worten umschrieb der Luzerner Sozialdirektor Guido Graf (Mitte) am Donnerstag die aktuelle Lage an einer Medienkonferenz, die der Kanton gemeinsam mit der Stadt Luzern durchführte.
Die Dauer und die Folgen des Krieges in der Ukraine seien nicht absehbar. «Wir müssen extrem flexibel sein», sagte Graf. Die Situation ändere sich stündlich. Vergangene Woche hatte die Regierung die Notlage erklärt und den Führungsstab mit der Koordination der notwendigen Arbeit betraut.
«Ich zähle darauf, dass wir den Geflüchteten auch mittel- und langfristig unsere Solidarität zeigen.»
Guido Graf (Mitte),Gesundheits- und Sozialdirektor des Kantons Luzern
Derzeit erreichen täglich rund 30 ukrainische Flüchtlinge den Kanton Luzern. Insgesamt sind laut Graf bislang 250 Personen angekommen. Es gebe aber auch eine grosse Dunkelziffer von Personen, die privat bei Freunden oder Bekannten Unterschlupf fanden. Er rief dazu auf, dass sich diese beim Kanton melden sollen, um einen besseren Überblick über die Lage zu erhalten.
Das Staatssekretariat für Migration geht davon aus, dass bis Anfang Juni rund 50 000 Personen schweizweit den Schutzstatus beantragen werden. Gemäss Verteilschlüssel übernimmt der Kanton Luzern 4,8 Prozent. Aufgrund dieser Prognose erwartet die Luzerner Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen, dass in diesem Zeitraum dem Kanton Luzern rund 2500 Personen zugewiesen werden.
Noch genügend Plätze
Bislang konnten im Kanton Luzern rund 530 Unterkunftsplätze akquiriert werden. Dabei bedankte sich Graf auch bei den Gemeinden und der Bevölkerung für ihre geleistete Unterstützung. «Ich zähle darauf, dass wir den Geflüchteten auch mittel- und langfristig unsere Solidarität zeigen», sagte er. Mit seiner Hilfe wolle der Kanton Luzern Leid lindern, sagte Graf weiter. «Bis zu einem gewissen Grad können wir das.»
Auch wenn die Unterbringung der kriegsvertriebenen Flüchtlinge grundsätzlich Aufgabe des Kantons sei, helfe die Stadt dem Kanton, wo sie nur könne, versicherte der Stadtluzerner Sozial- und Sicherheitsdirektor Martin Merki (FDP), der an der Medienkonferenz anwesend war. Auch, um die anderen Gemeinden so gut wie möglich zu vertreten, wie er betonte. «Alle Kommunen setzen sich in der aktuellen Lage ein.»
Die Stadt unterstützt den Kanton insbesondere bei der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten. Beispielsweise wird die grosse Mehrzweckhalle auf der Allmend derzeit mit 240 bis 280 Plätzen eingerichtet. Oder die Zivilschutzanlage Rönnimoos in Littau steht mit 140 Plätzen bereit.
Die Stadt leite dem Kanton aber auch Hinweise für freie Grundstücke weiter, beispielsweise eine Teilfläche des Areals Hinterschlund, welche etwas mehr als zwei Fussballfelder gross ist. Dieser Platz würde sich laut Merki für die Erstellung einer Containersiedlung für Flüchtlinge eignen.
Die Frage der Integration wird sich noch stellen
Die Stadt sorgt zudem für die kurzzeitigen Aufnahme in Schul- und Vereinsstrukturen. So werden in der Volksschule der Stadt Luzern für Flüchtlingskinder aus der Ukraine vorerst zwei zusätzliche Aufnahmeklassen eröffnet: eine im Schulhaus Hubelmatt, eine in der Schule Utenberg. Dafür werden nun noch Lehrpersonen – auch pensionierte Lehrpersonen oder Studienabgängerinnen und Studienabgänger – gesucht.
Kinder im Volksschulalter, die in einem Asylzentrum sind, besuchen den Unterricht der Schulangebote Asyl der Dienststelle Volksschulbildung. Entweder am Standort selber oder in zusätzlichen Räumen. Alle anderen schulpflichtigen Kinder gehen in der Gemeinde zur Schule, in der sie wohnen. Sie erhalten zusätzlich zum regulären Unterricht auch Unterricht in Deutsch als Zweitsprache. Die Kosten übernimmt der Kanton.
Bislang sind im Kanton Luzern rund 95 schulpflichtige Kinder eingetroffen, davon 56 in den Gemeinden und 39 im neuen Zentrum in St. Urban.
Guido Graf sagte, dass alle – inklusive der ukrainischen Schutzsuchenden – auf eine schnelle Rückkehr hofften. «Wenn das nicht möglich ist, müssen wir die Frage der Lancierung von Integrationsmassnahmen neu beurteilen.»