Ausbeutung von Arbeitsmigranten: WM-Gastgeberland Katar bestätigt Amnesty-Vorwürfe
«Es wird die beste WM aller Zeiten», da ist sich Fifa-Präsident Gianni Infantino mit Blick auf das diesjährige Turnier in Katar (21. November – 18. Dezember) sicher. Mit seiner vor allem pekuniär motivierten Vorfreude dürfte der umstrittene Walliser Fussballfunktionär aber wohl fast allein sein. Ein am Donnerstag veröffentlichter Bericht von Amnesty International hat die seit vielen Jahren schwelenden Vorwürfe gegen das Gastgeberland erhärtet. Der Bericht fusst auf Gesprächen mit dem Personal von acht Sicherheitsfirmen.
Von «schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen» im privaten Sicherheitssektor ist darin die Rede; von ausbeuterischen Bedingungen, «die teilweise Zwangsarbeit entsprechen». Die Arbeitsmigranten mussten demnach zuweilen 84 Wochenstunden arbeiten – mit dem Wissen der katarischen Regierung. Als mindestens ebenso eindrücklich wie die im Bericht geschilderten Anschuldigung darf aber wohl der Umstand bezeichnet werden, dass die Verfehlungen vonseiten Katars nicht einmal mehr abgestritten werden.
Katar bestätigt Vorwürfe
Das katarische WM-Organisationskomitee räumte die Beschuldigungen gemäss den Angaben der Nachrichtenagentur AP umgehend ein und bedauerte einen «völlig inakzeptablen» Verstoss gegen die Arbeitsvorschriften. Die betroffenen Unternehmen figurieren nunmehr auf einer «schwarzen Liste», die sie der Partizipation an künftigen Projekten entziehen soll.
Aber auch die Fifa selbst findet sich in unrühmlicher Rolle im Amnesty-Bericht wieder. Drei katarische Firmen sollen gemäss den Angaben der Menschenrechtsorganisation Sicherheitspersonal an Veranstaltungen des Fussball-Weltverbands ausgeliehen haben, etwa an die Klub-WM im vergangenen Jahr. «Auch hier erlitten einige der Wachmänner Zwangsarbeit», kritisiert Amnesty.
Die Fifa müsse ihre menschenrechtliche Sorgfaltspflicht ernst nehmen und sicherstellen, «dass sie zeitnah von Menschenrechtsverletzungen im Sicherheitssektor erfährt und diese beseitigt», wird Katja Müller-Fahlbusch, Expertin für die Region Naher Osten und Nordafrika bei Amnesty International in Deutschland, im Bericht zitiert. Die von Zwangsarbeit betroffenen Arbeiterinnen und Arbeiter müssten von der Fifa entschädigt werden.