Raserstrecke Boowald: Überwachungskameras werden wieder in Betrieb genommen
«Leider nehmen die Belästigungen seit Jahren stetig zu und sind momentan völlig am Entgleisen», heisst es in einem Schreiben der Aktion «Lebenswertes Roggwil & St. Urban». «Wir Anwohner haben nun wirklich die Schnauze dermassen voll von der dauernden Rauf- und Runterraserei, quietschenden Reifen und heulenden Motoren. Die Strecke ist ein 7×24 Spielplatz für Töff und Sportwagen.»
Das Schreiben stammt nach eigenen Angaben von Anwohnern auf der Luzerner und der Berner Seite des Boowalds. Zuständig für die Strecke im Bezirk Zofingen ist jedoch der Kanton Aargau. Mit dem Flugblatt wollen die Betroffenen nun die Aargauer Behörden dazu aufrufen, Massnahmen zu ergreifen.
Videokameras wurden ausser Betrieb genommen
Das Problem? Die Strecke ist bei Töfffahrern und Autofans sehr beliebt. Auch die Aargauer Kantonspolizei kennt den Strassenabschnitt gut. Wegen der Lärm- und Tempoexzesse werden regelmässig Kontrollen durchgeführt, wie es auf Anfrage heisst.
Auch dieses Jahr gab es schon mehrere Einsätze: So verunfallte Ende März ein 30-Jähriger während einer nächtlichen Probefahrt mit einem Porsche im Boowald. Nur wenige Tage zuvor hatte die Polizei an der Problemstrecke eine koordinierte Töffkontrolle durchgeführt. Über zehn Fahrerinnen und Fahrer wurden angezeigt – einer von ihnen befuhr die Strecke in dieser Zeit insgesamt 19-mal.
Bis vor vier Jahren gab es entlang der Strasse Videokameras, um das Problem in den Griff zu bekommen. Die Bilder wurden direkt an die Kantonspolizei Aargau übertragen. So konnte sie erkennen, ob Raser unterwegs sind und eine Patrouille vor Ort geschickt werden sollte. Doch nach dem Umzug der Notrufzentrale blieben die Kameras spätestens seit Frühling 2017 ungenutzt. Dabei hatten sie eine «gewisse Wirkung» gezeigt, wie die Flugblatt-Verfasser schreiben.
Die Luzerner und Berner Anwohnerinnen und Anwohner wollen nun, dass der Kanton Aargau endlich reagiert. Sie fordern etwa eine Reduktion der Höchstgeschwindigkeit, mehr Kontrollen und eine Schliessung des Ausstellplatzes an der Strecke.
So einfach ist das allerdings nicht, wie Daniel Schwerzmann, Leiter Verkehrsmanagement beim Departement Bau, Verkehr und Umwelt, auf Anfrage erklärt. Von den neuen Massnahmen werden auch jene betroffen sein, die ruhig fahren: «Die Ursache liegt im Verhalten Einzelner. Deswegen müssen wir nun Massnahmen ergreifen, die die gesamte Bevölkerung einschränken», so Schwerzmann.
Kameras sollen noch dieses Jahr wieder Bilder liefern
Hinzu kommt, dass der Lärm nicht nur bei Tempoexzessen entsteht, sondern auch bei normaler Geschwindigkeit. Das liege an den Fahrzeugen, die auch so laut zugelassen seien. Trotzdem nehme man das Anliegen der Anwohnerinnen und Anwohner ernst. «Wir haben die Punkte aufgenommen und prüfen Massnahmen», sagt Schwerzmann. Eine Temporeduktion oder eine Veränderung des Ausstellplatzes müsste jeweils publiziert und begründet werden.
Gerade letzteres könnte schwierig werden, erklärt Schwerzmann. Untätig bleibt der Kanton aber nicht. «Zusammen mit der Polizei werden die Kameras wieder in Betrieb genommen. Wir übernehmen sie ins kantonale Videosystem. Sie werden im Laufe des Sommers in der Kantonalen Notrufzentrale verfügbar sein.» Die Aufrüstungsarbeiten seien im Gang. Ein genauer Zeitpunkt steht aber noch nicht fest.