Die Verfilmung einer Familiengeschichte – Weshalb jeder Plüss seine Wurzeln in der Region hat
Wo sind meine Wurzeln? Wo lebten meine Vorfahren? Welche Bedeutung hat mein Bürgerort? Diese Fragen beschäftigten den 70-jährigen Markus Plüss aus Schaffhausen schon als 20-jährigen. «Bereits damals hatte ich ein Projekt zur Erforschung meiner Familiengeschichte im Kopf», so Plüss. «Mir wurde immer gesagt, dass die Plüss Hugenotten sind», fügt er an. Plüss setze sich ein erstes Mal mit dem historischen Hintergrund seiner Familie und dem der Hugenotten auseinander. Schnell merkte er, dass seine Vorfahren, sollten sie tatsächlich Hugenotten gewesen sein, als Flüchtlinge in die Schweiz gekommen sein mussten.
Mit der Flüchtlingsproblematik setzt sich der Schaffhauser beinahe ebenso lange auseinander wie mit seiner Familiengeschichte. Während rund 20 Jahren war Plüss auch beruflich im Flüchtlingswesen tätig. In einer leitenden Funktion übernahm er beim Schweizer Arbeiterhilfswerk in Schaffhausen Aufgaben im Asylverfahren, etwa die Begleitung Betroffener durch das Verfahren. «Ich entwickelte zudem Integrationsprojekte für Flüchtlinge und war jahrelang in internationalen Projekten tätig», so Plüss. Während mehr als 10 Jahren war er so Hauptprojektleiter für ein Folterrehabilitationszentrum in Istanbul. Mit 55 übernahm Markus Plüss, der ursprünglich einen Pflegeberuf gelernt hatte, die Leitung des Alters- und Pflegeheims in Ramsen für acht Jahre. «Nach meiner Pensionierung setze ich mich noch während vier Jahren für die Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen, also ehemalige Verdingkinder, ein. Heute bin ich da noch in der historischen Aufarbeitung tätig.»
Ein Plüss steuert die Filmmusik bei
Ebenfalls nach seiner Pensionierung begann sich Markus Plüss intensiver mit der Historie seiner Familie auseinander zu setzen. «Allerdings nicht nur wegen meinem Familiennamen: Ich fand, dass die Flucht der Hugenotten und Waldenser einmal aufgegriffen werden müsse.» Seine intensive Recherche begann er in Zofingen. Die Geschichte Zofingens ist nämlich seit fast 500 Jahren mit derjenigen der Hugenotten verbunden: 1527 erhielt ein Küfer aus Nîmes namens Jean Régnier das Bürgerrecht in Zofingen. Seine Nachfahren tragen heute den Namen Ringier. Um 1550 ergriffen zwei Brüder, ebenfalls in Nîmes, die Flucht und liessen sich zuerst in Gadligen bei Glashütten in der heutigen Gemeinde Murgenthal nieder. Diese zwei Brüder wurden zu den Stammvätern der Familie Plüss. Von Gadligen aus breiteten sich ihre Nachkommen schnell in Vordemwald aus: «Auf 47 von rund 170 Bauernhöfen wohnten einst Familien mit diesem Namen», erklärt Plüss.
«Dass sie sich in der Nähe von Zofingen niederliessen, erstaunt nicht, denn die Fluchtmechanik funktioniert damals wie heute nach den gleichen Prinzipien», so Plüss. Er führt aus: «Ähnlich wie das etwa bei den kosovo-albanischen oder bosnischen Flüchtlingen während des Jugoslawien-Krieges gesehen werden konnte, liess man sich auch schon vor 500 Jahren da nieder, wo man jemanden kannte – das gleiche Phänomen kann aktuell auch bei den Ukraine-Flüchtlingen beobachte werden.» Dass sich die Vorfahren der Familien Plüss und Ringier kannten, scheint klar zu sein. «Nîmes hatte damals etwa 10000 Einwohner. Bei meinen Nachforschungen vor Ort wurde mir gesagt, dass sich die Familien gekannt haben müssen.»
Die Resultate seiner Recherche hielt Markus Plüss schriftlich fest. Vor etwa vier Jahren habe sich dann abgezeichnet, dass er die Geschichte der Familie Plüss verfilmen wolle. «Meine schriftlichen Notizen wurden dann mit der Zeit zum Drehbuch des Films.» Wobei die Geschichte der Plüss-Familien exemplarisch auch für viele andere Hugenotten gilt, die in die Schweiz geflüchtet sind. Die Filmmusik hat im Übrigen auch ein Plüss beugesteuert: «Bei meinen Recherchen stiess ich immer wieder auf den Namen David Plüss.» Als sich Markus Plüss etwas mit der Musik des Zofinger Komponisten und Musikproduzenten auseinandergesetzt hat, war für ihn schnell klar, dass David Plüss die Filmmusik beisteuern soll. «Ich bin wahnsinnig dankbar, dass sich David Plüss bereit erklärt hat. Er war mir auch bei der Vertonung des Films eine grosse Hilfe», so Markus Plüss.
Meine schriftlichen Notizen wurden dann mit der Zeit zum Drehbuch des Films.
Markus PlüssSchaffhausen
Unterstützt wird das Filmprojekt auch durch den Verein «Hugenotten- und Waldenserweg Aargau-Zürich-Schaffhausen». Die Entstehung des Wegprojektes im Kanton Aargau wird im Film auch aufgegriffen. Sein Film mit den Titel pluss.huegenots wird am Freitag, 6. Mai, um 19.30 Uhr im Gemeindesaal Vordemwald für die Bevölkerung von Vordemwald zum ersten Mal gezeigt. Anwesend sein werden auch im Film Mitwirkende. Weitere öffentliche Vorführungen gibt es am Donnerstag, 2. Juni in Zofingen und am Mittwoch, dem 31. August in Murgenthal.