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SP-Nationalrätin begeistert Russen an Demonstration gegen den Ukraine-Krieg mit Kritik an Putin – auf Russisch

Zum ersten Mal haben in der Schweiz Russinnen und Russen eine Kundgebung gegen Putins Krieg abgehalten. In Zürich versammelten sich rund 300 Menschen.

In der Schweiz hat es schon einige grosse Demonstrationen gegen Putins Angriffskrieg auf die Ukraine gegeben. Am Mittwochabend kam es auf der Zürcher Rathausbrücke zu einer kleinen Kundgebung: Rund 300 Russinnen und Russen versammelten sich und riefen: «Putin kills!»

Sie schwenkten nicht Flaggen in weiss, blau, rot – sondern weiss, blau, weiss. Die Farben symbolisieren die Ablehnung des Krieges gegen die Ukraine. «Es ist die Flagge des künftigen Russlands», sagte ein Teilnehmer.

Auf einem Plakat stand: «Ich bin Russe, ich hasse den Krieg.» Ein Junge streckte ein Bild des russischen Präsidenten in die Höhe; dessen Gesicht war in roter Farbe durchgestrichen.

Nationalrätin hält Ansprache auf Russisch

Vor einer Woche wurde der Verein «Russland der Zukunft» ins Leben gerufen; er organisierte die Veranstaltung. «Imperialistische Ideen haben im 21. Jahrhundert nichts verloren», sagte die Initiantin. Sie hatte als Rednerin die Zürcher SP-Nationalrätin Céline Widmer eingeladen.

Die Zürcher SP-Nationalrätin Céline Widmer.
Oliver Graf / LTA

Widmer hielt ihre Ansprache auf Russisch und erntete frenetischen Applaus. Nach dem Auftritt erzählte sie, dass sie nach der Matura drei Monate durch Russland gereist und die Sprache einigermassen gelernt habe. «Wir haben zu wenig auf die Russen in Europa gehört, die vor Putin gewarnt haben», meinte Widmer. Dass sich die Diaspora gegen den Krieg ausspreche, sei ein wichtiges Zeichen.

Ein 30-jähriger Besucher sagte, er sei gekommen, um andere Russen zu sehen, die wie er den Krieg nicht unterstützten. «Als Putin den Krieg anordnete, konnte ich es nicht glauben. Die amerikanischen Geheimdienste warnten vor der Invasion, aber ich hielt sie für unvorstellbar.» Seine Verwandten zu Hause hätten Angst. Wird es je ein demokratisches Russland geben? «Ohne Hoffnung kann man nicht leben, aber wann es besser wird – wer weiss das?»

In der Schweiz leben 16500 russische Staatsbürger, die Mehrheit von ihnen in der Romandie. Die Frage, ob sie seit Ende Februar in der Schweiz auf Ablehnung stiessen, verneinten die Teilnehmer der Kundgebung. Ein Mann sagte, er habe den Eindruck, dass ihm besondere Empathie entgegengebracht werde. «Wer mich kennt, weiss, dass ich diesen Krieg ablehne und ich mir ein anderes Russland wünsche.»