Reiden im Zeichen des Jutzes: Drei Tage Jubiläumsfestlichkeiten mit Grossaufmarsch des Publikums – Geheimnis um die neue Tracht des Jodlerklubs Heimelig gelüftet
Die ersten Besucher fanden sich am Sonntagmorgen bereits eine halbe Stunde vor dem Beginn des ökumenischen Gottesdienstes in der katholischen Kirche Reiden ein.
Doch die Jodler(innen) hatten sich längst auf die Empore zurückgezogen – um das Geheimnis um die neue Tracht nicht vorzeitig zu lüften. Pfarrei-Seelsorgerin Flavia Schürmann und Pfarrerin Barbara Ingold leiteten den feierlichen Gottesdienst.
Die «Gotti-Sektion» Jodufraue Willisau und die Heimelig-Jodler zeichneten für die musikalischen Darbietungen verantwortlich. In ihrer Predigt wies Barbara Ingold auf die sinnigen, lebensnahen Texte vieler Jodellieder hin. Sie würden entsprechend gefühlsvoll vorgetragen und lösten bei den Zuhörern Gefühle aus. Jodlervorträge erinnerten an Heimat und seien je nach Situation auch Muntermacher oder Trostspender.
Neue Tracht: Der «Reider Mutz» ist eine Eigenkreation
Nach der gehaltvollen Predigt begaben sich die Heimelig-Jodler und -Jodlerinnen langsam in den Altarraum. Mit grossen Augen bestaunten die Gottesdienstbesucher die neue modische Tracht, die aus rauchblauem Stoff gefertigt ist: Die Männer tragen einen «Reider-Mutz» mit kurzen Puffärmeln, schwarze Hosen, ein weisses Hemd und einen Jodlerknopf (Krawatte); auch der typische Jodlerhut fehlt nicht. Das Revers des «Mutz» ist mit einer Stickerei geschmückt, die Ähren und Feldblumen zeigt.
Die Jodlerinnen schätzen sich glücklich, erstmals eine einheitliche Luzerner Werktagstracht, die perfekt auf die Bekleidung ihrer Kameraden abgestimmt ist, tragen zu dürfen. Mit der Einheitskleidung wird der Gemeinschaftsgedanke dokumentiert. Die beiden Seelsorgerinnen spendeten hernach den Segen, der den Jodlerklub Heimelig in eine gute Zukunft begleiten soll.
Nach dem Festgottesdienst wurden die Besucherinnen und Besucher vor der Kirche von der Alphorngruppe Dagmersellen empfangen, bevor sie sich zum Muttertags-Apéro auf das Festgelände begaben. Beim anschliessenden Bankett sorgte «Schösu» mit seiner «Lach-Therapie» für gute Stimmung. Die Heimlig-Jodler trugen in Erinnerung an die ehemaligen musikalischen Leiter und Leiterinnen verschiedene Lieder vor und dazwischen traten einige Redner ans Mikrofon.
Gelebte Kameradschaft und ein wahrer Ohrenschmaus
Der Samstagabend stand ganz im Zeichen des Jodelgesangs. Die Heimelig-Jodler und 13 Klubs der Hinterländer Jodler-Vereinigung konzertierten nach dem gemeinsamen Auftritt in Reiden Mitte alternierend in der katholischen Kirche und im Festzelt. Die Vorträge im Gotteshaus zeugten von hoher Qualität – ein wahrer Ohrenschmaus! Die Klubs traten auch auf der Bühne mit gelungenen Darbietungen auf. Es zeigte sich aber einmal mehr, dass Festzelte nur bedingt für Gesangsvorträge geeignet sind. Zu den Klängen der Kapelle «Schimbrig Power» klang der Abend aus.
Ein Trio liess es «tschädere»
Bereits am Freitagabend war ein grosser Besucheraufmarsch zu verzeichnen. Im Festzelt blieb kein Platz leer, obwohl weder Melanie Oesch noch Francine Jordi auftraten. Nach der Eröffnung durch die Johanniter-Treichler rockte das Trio «Trotinett» mit der Wiliberger Mundartsängerin Monika Schär, Bassist Patrik Meier und dem Gitarristen Christian Hugelshofer so richtig die Bühne und heizte die Stimmung an. Die Mundartband liess es passend zum Titel ihres zweiten Mini-Albums «lo schädere». Das begeisterte Publikum sang und klatschte rhythmisch mit.
Nach dem fetzigen Konzert der Band folgte für den jubilierenden Klub mit der Uraufführung des Liedes «Mis Reide» ein spezieller Auftritt. Monika Schär – die auch als Sängerin bei Trauffer bekannt ist und im August mit den «Büetzerbuebe» im Zürcher Letzigrund-Stadion gastiert – schrieb den Text mit ihrem Mann Thomas Kull. «Wir betätigen uns öfters als ‘Songwriter’ und beantworteten die Anfrage der Jodler positiv, zumal ich Reiden sehr gut kenne», erklärte Monika Schär.
Das Jubiläumslied «Mis Reide»
Im Lied wird die Kommende besungen, ist von Spaziergängen der Wigger entlang die Rede und auch gemütliche Stunden am Jasstisch finden Erwähnung. Die «Texter» lieferten die Grundmelodie an Ruedi Renggli, den bekannten Komponisten aus Finsterwald. Er arrangierte diese zu einem vierstimmigen Lied und ergänzte es mit einigen Jodel-Passagen.
Mit der Akkordeon-Begleitung von «Adamo», der anschliessend mit seiner Band den Abend ausklingen liess, trug der Jodlerklub sein «Jubiläumslied» vor. Gemäss Ruedi Renggli ist «Mis Reide» kein traditionelles Jodellied. Es kam aber beim Publikum gut an und wird noch lange an gelungene Jubiläumsfeierlichkeiten erinnern.
Vereinspräsident Ueli Röthlin: «Das Jodeln liegt in meinen Genen»
Ueli Röthlin ist Präsident des Jodlerklubs Heimelig Reiden. Er war auch Initiant für die Jubiläumsfeier zum 60-jährigen Bestehens des Vereins und der damit verbundenen Trachtenweihe. Im OK amtete er als Vizepräsident.
Ueli Röthlin, was hat Sie dazu bewogen, dem Jodlerklub Heimelig beizutreten?
Unsere Familie stammt aus dem Kanton Obwalden und mein Vater war ein begeisterter Jodler. Jodeln liegt also in meinen Genen!
Was gefällt Ihnen besonders an dieser Freizeitbeschäftigung?
An der Probe kann ich einmal pro Woche «die Seele baumeln lassen» – ich tauche in eine andere Welt ein. Singen bedeutet für mich willkommene Abwechslung vom Alltag. Zudem schätze ich die tolle Kameradschaft im Klub.
Bereitet es Ihnen Spass, den Jodlerklub Heimelig zu präsidieren?
Ja, ich übe mein Amt gerne aus und gebe mein Bestes für den Verein, dem ich seit 2016 vorstehe.
Jodler pflegen Traditionen. Welchen Stellenwert nehmen diese bei Ihnen ein?
Ich finde das Erhalten der Traditionen wichtig, aber es ist in der heutigen Zeit nicht immer ganz einfach.
Der Jubiläumsanlass ist vorbei – die Tracht eingeweiht! Welches Fazit ziehen Sie am Ende des Festes?
Unsere Jubiläumsfeierlichkeiten sind wunschgemäss gelungen. Das OK hat ganze Arbeit geleistet und das Publikum hat diese mit einem Grossaufmarsch belohnt.
Das dreitägige Programm bot verschiedene Attraktionen an. Was war Ihr persönlicher Höhepunkt?
Die Verbundenheit mit der Hinterländer Jodlervereinigung, die am Samstagabend mit 13 Vereinen bei uns zu Gast war, hat mich besonders gefreut und tief beeindruckt.
Wie haben Sie die Vorbereitungszeit des Jubiläumsanlasses erlebt?
Das OK traf sich erstmals im September 2019 und schmiedete Pläne. Dann kam aber die Corona-Pandemie, die uns vorerst einen dicken Strich durch die Rechnung machte. Wir gaben jedoch die Hoffnung nie auf und haben uns im Januar dieses Jahres für die Durchführung des Vereinsjubiläums mit Trachtenweihe entschieden.
Die Organisation eines dreitägigen Anlasses erfordert eine gute Planung. Welchen Aufwand haben Sie betrieben?
Dazu möchte ich keine Angabe machen. Jedenfalls hat dieser sich gelohnt und der Erfolg des Festes wiegt alles auf.
Würden Sie nach den Erfahrungen das Jubiläum wieder auf diese Art feiern?
Der Publikumsaufmarsch und viele positive Rückmeldungen zeugten von der Zufriedenheit der Festbesucher. Im Nachhinein würden wir wohl im zweiten Teil des Freitagabends eine andere musikalische Stilrichtung bevorzugen. (i.-)
Bild: i.-