Mehrere bewaffnete Überfälle auf Läden und Banken: Im Aargau stehen drei Männer vor Gericht
Auf über 20 Seiten listet die Staatsanwaltschaft die Vorwürfe gegen einen Kosovaren mit Jahrgang 1992 auf. Er wird beschuldigt, acht Raubüberfälle auf Banken und Tankstellenshops begangen zu haben. Mitangeklagt sind zwei weitere Männer, die an einem Teil der Überfälle mitbeteiligt waren.
Im Oktober 2015 hat der Beschuldigte in Nunningen SO eine Bank überfallen. Die weiteren Überfälle ereigneten sich im Jahr 2019. Am 25. Juli schlug er in Zwingen BL zu, am 16. September in Frick, am 20. September in Wettingen, am 11. Oktober erneut in Zwingen, am 17. Oktober in Breitenbach SO, am 4. November erneut in Frick und am 11. November in Gebenstorf. Manchmal ergriffen er und seine Komplizen ohne Beute die Flucht. Das geht aus den Anklageschriften hervor, die der AZ vorliegen.
Mit Schreckschusspistole und Vorschlaghammer
Die einzelnen Vorfälle werden detailliert geschildert. Beispielsweise der Überfall vom 11. November auf einen Tankstellenshop in Gebenstorf. Der Kosovare und sein Komplize, mit schwarzen Strümpfen maskiert, betreten den Shop kurz vor 4 Uhr morgens. Der Komplize ist mit einer Schreckschusswaffe bewaffnet, der Beschuldigte trägt einen Vorschlaghammer mit sich.
Der Komplize packt die Angestellte laut Anklageschrift von hinten an den Haaren, hält ihr die Waffe an den Kopf und drückt sie zunächst zu Boden. Anschliessend richtet er sie wieder auf und zwingt sie unter Waffengewalt in den hinteren Teil des Shops. Dort verlangen die beiden von der Frau, dass sie den Tresor und die Kasse öffnet. Der Beschuldigte leert den Inhalt der Kasse in einen Plastiksack und fordert die Frau erneut auf, den Tresor zu öffnen.
Insgesamt rund 75’000 Franken erbeutet
Während die beiden Männer dabei sind, den Tresor zu leeren, trifft laut Anklageschrift eine weitere Shopangestellte ein. Diese stellt fest, dass der Shop gerade ausgeraubt wird und ergreift die Flucht zu den Tanksäulen. Die beiden Männer verlassen daraufhin ebenfalls den Shop und gehen auf die zweite Angestellte zu. In diesem Moment beginnt die andere Angestellte vom Shopinnern lautstark auf sich aufmerksam zu machen.
Den beiden Beschuldigten wird die Situation offensichtlich zu brenzlig. Sie begeben sich zu ihrem Fluchtauto auf der anderen Strassenseite und machen sich mit knapp 5000 Franken Beute aus dem Staub.
Insgesamt hat der Beschuldigte auf seinen Raubzügen rund 75000 Franken erbeutet. Einmal liess er auch noch 40 Packungen Zigaretten mitgehen.
Ermittler aus drei Kantonen haber mitgearbeitet
Seit Montag müssen sich der Kosovare und zwei Mitbeschuldigte vor dem Bezirksgericht Laufenburg verantworten. Der Prozess findet im Gebäude der mobilen Einsatzpolizei in Schafisheim statt und ist auf mehrere Tage angesetzt. Das Urteil soll am Donnerstag eröffnet werden.
Die Staatsanwaltschaft beantragt für den Hauptbeschuldigten eine Freiheitsstrafe von 8,5 Jahren. Den zweiten will sie 5,5 Jahre ins Gefängnis stecken. Der dritte Beschuldigte, der nur bei zwei Raubüberfällen dabei war, soll eine teilbedingte Freiheitsstrafe von 30 Monaten kassieren und davon 12 Monate absitzen müssen. Bei allen dreien ist weiter eine unbedingte Geldstrafe beantragt sowie eine Landesverweisung für die Dauer von fünfzehn beziehungsweise sieben Jahren.
Wie die Ermittlerinnen und Ermittler der mutmasslichen Täterschaft auf die Spur gekommen sind, gibt die Aargauer Staatsanwaltschaft gegenüber «Blick» nicht preis. Sprecher Adrian Schuler hält gegenüber der Zeitung aber fest, es seien «intensive Ermittlungen» gewesen, die zum Erfolg geführt hätten. Ermittler von drei Kantonen hätten mitgearbeitet.