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Sommerferien ade? Swiss streicht heute tausenden Passagieren den Flug – diese Ferienziele sind betroffen

Weil sie den Flugbetrieb nach der Pandemie nicht genug schnell wieder hochfahren kann, muss die Swiss im Sommer Dutzende Flüge streichen. Davon betroffen sind Zehntausende Passagiere. Deutsche Aushilfen sollen Abhilfe schaffen.

Zwar steht der Sommer vor der Tür. Doch selbst wer bereits eines der begehrten Flugtickets in die Ferien ergattern konnte, kann nicht sicher sein, dass der Flug an den Strand auch wirklich abheben wird. Zumindest nicht mit der Swiss. Denn als Folge der Coronapandemie kämpft die Schweizer Fluggesellschaft weiterhin mit einem Personalengpass. Wie am Dienstag zuerst der «Blick» berichtete, soll die Fluggesellschaft im Juli und August «rund 100 Flüge» streichen. Dieser Ausfall treffe «etwa 30’000 Passagiere».

Gegenüber CH Media bestätigt eine Swiss-Sprecherin zwar die erneute Reduktion des Sommerflugplans im Juli und August. «Der Anteil der gestrichenen Flüge am gesamten Sommerflugplan bewegt sich weiterhin im tiefen einstelligen Prozentbereich», schreibt sie. Und zur Anzahl Betroffener heisst es: «Von den Streichungen sind lediglich zwei Prozent der Passagiere betroffen.» Zahlen nennt die Swiss-Sprecherin auch auf Rückfrage jedoch keine. Sprich: Wie viele Ferienhungrige also entweder am Ende doch keinen Flug ans Meer bekommen – oder nun kurzfristig umgebucht werden müssen –, lässt sich nicht definitiv klären.

Gestrichen, gekürzt – oder die Konkurrenz springt ein

Und das sind alle jüngsten Streichungen, Kürzungen oder an die Konkurrenz abgetretenen Verbindungen der Fluggesellschaft Swiss:

– Ab Zürich wird im Juli und August ein wöchentlicher Langstreckenflug nach San Francisco gestrichen.

– Die grösste Anpassung in Europa betrifft die Swiss-Flüge nach Wien: Diese werden über die Sommermonate allesamt von der Schwestergesellschaft Austrian Airlines übernommen. Laut Swiss machen diese Passagiere etwa die Hälfte aller von den jüngsten Kürzungen betroffenen Fluggäste aus.

– Ab Genf entfallen wöchentlich fünf Flüge nach London.

– Nach Danzig, Dresden oder Warschau werden in den Sommferien ebenfalls Flüge gestrichen. Derweil fliegt Nürnberg von Juli bis Oktober gleich ganz aus dem Swiss-Flugplan.

Alle von Ausfällen oder Änderungen betroffenen Passagiere sollen per Mail eine Ankündigung erhalten, schreibt Swiss. Darin enthalten sein sollen auch alternative Reisemöglichkeiten, die sie annehmen oder ablehnen könnten. Zudem könne auch die Erstattung des Flugtickets beantragt werden. (sat)

Lufthansa-Personal hilft in Swiss-Kabinen aus

Gleichentags schreibt der Aereotelegraph nämlich von lediglich «mehreren Dutzend Flügen», die im bevorstehenden Hochsommer ausfallen sollen. Zu dieser tieferen Anzahl ausgefallener Flüge kommt das Branchenportal, weil «Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter von Lufthansa ab Juli bei Swiss» aushelfen würden. Diese Aktion sei auf neun Monate bis März 2023 befristet und die interne Stellenausschreibung laufe bereits.

Nach «Management-Fehlentscheid der Vergangenheit»: Das rät Konsumentenschutz betroffenen Passagieren

 

«Einmal mehr müssen die Kundinnen und das Personal die Fehler des Managements ausbaden», sagt Sara Stalder, Geschäftsleitern der Stiftung für Konsumentenschutz. Rechtlich sei der Fall für Kundinnen und Kunden der Schweizer Fluggesellschaft dabei allerdings klar: «Auch für die Swiss und Schweizer Passagiere gelten die europäischen Fluggastrechte», wird Stalder in einer Mitteilung vom Dienstag zitiert. 

Konkret heisst dies laut Konsumentenschutz: Bei einer Annullierung mindestens 14 Tage im Voraus können Betroffene wählen, ob sie den Ticketpreis zurückerstattet erhalten wollen oder ob sie auf Kosten der Swiss einen Ersatzflug buchen. Ist dieser teurer, müsse die Swiss die Mehrkosten übernehmen.

Allerdings gibt Sara Stalder zu bedenken: «Unsere Erfahrung zeigt leider, dass die Swiss es ihren Passagieren unnötigerweise äusserst schwer macht.» Die Konsumentenschützerin kritisiert den «Hindernisparcours» des Unternehmens, bis Betroffene zu ihrem Recht kämen, um eine Entschädigung oder einen alternativen Flug zu wählen. «Erneut appellieren wir an die Swiss, ihren Verpflichtungen umgehend nachzukommen und kulante Lösungen anzubieten, anstatt die Kundinnen abzuwimmeln», wird Stalder in der Mitteilung zitiert. (sat)

Gegenüber CH Media bestätigt Oliver Buchhofer, Head of Operations von Swiss, den Einsatz der Lufthansa-Mitarbeitenden. Die Schweizer Fluggesellschaft sei dankbar für die «rasche Unterstützung und Entlastung durch Kolleginnen und Kollegen aus der Kabine von Lufthansa». Und Buchhofer entschuldigt sich auch gleich bei den Passagieren für etwaige Unannehmlichkeiten als Folge von Umbuchungen.

Der rasante Anstieg der Nachfrage im Airline-Geschäft kommt allerdings nicht ganz überraschend. Bereits Anfang Jahr war klar geworden, dass Buchungen für die Sommerferien stark zunehmen. Dies im Zuge der damals in der Schweiz als auch weltweit angekündigten Lockerungen der Covid-Massnahmen.

Abbau statt Ausbau des Angebots

Dann erkannte die Lufthansa-Tochter beim Wiederhochfahren des Betriebs jedoch, dass ihre Kapazitäten dafür zu knapp sind. Und so kündigte die Swiss bereits im April eine Reduktion der Langstrecken-Verbindungen an. Betroffen: Vor allem Flüge in die USA. Und dies ebenfalls wegen «operationeller Herausforderungen». Zudem teilte die Swiss mit, Flüge an die Muttergesellschaft Lufthansa abzugeben.

Hintergrund des aktuellen Engpasses ist aber auch: Die Swiss verkündete im Mai 2021 als Folge der Coronapandemie einen personellen Kahlschlag mit einem Abbau von 1700 Stellen und einer Verkleinerung der Flotte um 15 Flugzeuge. Nur wenige Monate nach der Massenentlassung musste die Fluggesellschaft allerdings bereits ein erstes Mal wieder neues Personal einstellen. Und dann stellte die Swiss Anfang des laufenden Jahres 150 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter auf die Strasse – weil sich diese nicht gegen Corona impfen liessen.