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Welche Weichen soll der Aargau stellen, um der Schweizer Energiekanton zu bleiben?

Im Stapferhaus startet mit täglich bis zu 200 Berufsschülerinnen und Berufsschülern mit «PowerAargau» ein einmonatiges Projekt ganz im Zeichen des Energiekantons.

Der Aargau gilt zu Recht als der Energiekanton der Schweiz. Jede dritte Kilowattstunde, die in der Schweiz produziert wird, kommt von hier. Sehr viele Arbeitsplätze hängen daran. Deshalb lohnt es sich hier ganz besonders, über die Energie nachzudenken. Doch will der Aargau auch künftig der Energiekanton sein? Wenn ja, welche Weichen sind dann zu stellen?

Diese und viele weitere Fragen bekommen angesichts der aktuellen Energiepreiskrise enorme Aktualität. Da hatte das kantonale Departement Bau Verkehr und Umwelt (BVU) den richtigen Riecher, zusammen mit dem Stapferhaus Lenzburg den Juni ins Zeichen des Energiekantons zu stellen.

Gestern Abend stellten Stapferhaus-Gesamtleiterin Sibylle Lichtensteiger und BVU-Generalsekretär Maurus Büsser den Medien und den vielen am Projekt Mitwirkenden das Ergebnis vor. Dieses lässt sich sehen. Ab sofort sind über 60 Energiegeschichten im ganzen Kanton als Outdoor-Ausstellung, aber auch online zu entdecken.

Impressionen von Poweraargau im Stapferhaus.
Fabio Baranzini

Man findet sie auf der Website poweraargau.ch.

Neun Kantonsschulklassen machten die Interviews

Die jeweils rund dreiminütigen Interviews mit über 60 Protagonistinnen und Protagonisten aus dem ganzen Kanton entstanden in Zusammenarbeit mit Aargauer Kantonsschulklassen. Die Schülerinnen und Schüler machten die Interviews. In einem der Beiträge fordert etwa Grossratspräsidentin Elisabeth Burgener (SP) eine faire und transparente Entsorgungspolitik zum Atommüll. Oder der Professor für Energietechnik an der FHNW, Felix Jenni, spricht zu Geschichte und Gegenwart von Elektroautos.

Zwei Kantonsschüler, die Interviews mit Protagonisten gemacht haben, werden jetzt selbst interviewt.
Fabio Baranzini

Oder Heinz Fischer, Geschäftsführer von Datalink AG, weiss, wie viel Strom ein Datencenter braucht. Sandro Di Leo, Leiter Ausbildung Betrieb AKW Gösgen, erläutert die Abläufe im Ernstfall. Dazu kommen Dutzende weitere Beiträge aus verschiedensten Perspektiven. Es lohnt sich sehr, da reinzuhören.

Energiefrage angesichts des Kriegs immer drängender

Das Thema Energie ist angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der seither noch schneller steigenden Energiepreise brisant wie selten zuvor. Es geht dabei nicht nur um Fragen der Standorte, der Produktion, des Transports und des Preises. Fragen der Folgen fürs Klima stellen sich sowieso immer drängender.

Und angesichts der Diskussionen über Gas- und Ölboykotte stellen sich zunehmend auch Fragen der Versorgungssicherheit, der Abhängigkeit und letztlich des Wohlstands. Deshalb lohnt es sich im Aargau ganz besonders, über Energie nachzudenken. Da braucht es nicht nur Energieproduzentinnen und Forschungsstätten, sondern die ganze Bevölkerung, Wirtschaft und natürlich die Politik. Alle sollten sich auch fragen, was sie im Kleinen beitragen können.

Energie ist wieder ein sehr gewichtiges Thema. Im Bild spricht Maurus Büsser.
Fabio Baranzini

Projekt in innerkantonaler Zusammenarbeit

Deshalb beleuchtet das Projekt Power Aargau dieses Thema einen Monat umfassend. Initiiert wurde es vom BVU in Zusammenarbeit mit dem Paul Scherrer Institut, dem Hightech Zentrum Aargau und der Fachhochschule Nordwestschweiz. Für den Inhalt und die Umsetzung ist das Stapferhaus verantwortlich.

Dazu kommt ein Quiz zum Energiekanton (wiederum poweraargau.ch). Die Fragen (und die Antworten erst recht) verraten wir hier natürlich nicht. Man kann dabei aber tolle Preise gewinnen.

Im Juni besuchen jeden Tag bis zu 200 Aargauer Berufsschülerinnen und Berufsschüler Energie-Workshops im Stapferhaus (gestern waren schon die ersten da). Sie erkunden dort ihren persönlichen und beruflichen Umgang mit Energie: Sie treten in die Pedale, um herauszufinden, wie viel Strom sie so produzieren können und um zu sehen, wofür er reicht. Sie sollen aber auch inspirierende Energie-Pionierinnen und -Pioniere kennen lernen und ausloten, wie sie die Zukunft mitgestalten können und wollen. In diesem Projekt gehe es nicht nur um die Zukunft der Energieversorgung, sondern auch um die Zukunft des Energiekantons Aargau, sagte Stapferhaus-Gesamtleiterin Sibylle Lichtensteiger an der Auftaktveranstaltung. Das Stapferhaus sieht sich für das Thema als Brücke zur Bevölkerung. Als das Projekt konzipiert wurde, wusste noch niemand, dass es in der Ukraine Krieg geben würde. Umso drängender ist angesichts der seitherigen Verwerfungen auch am Energiemarkt dieses Thema. BVU-Generalsekretär Maurus Büsser betonte seinerseits, der Aargau sei traditionell der Energiekanton, und er spiele in der Energiepolitik eine aktive Rolle. Am 28. Juni organisiert der Kanton im Stapferhaus von 19 bis 21 Uhr ein öffentliches Podium, so Büsser. Es dreht sich um die Fragestellung: «Wie ist die Energiewende noch zu schaffen?» Damit befassen sich am Podium kantonale und nationale Exponenten, unter ihnen economiesuisse-Chefin Monika Rühl, WWF-CEO ThomasVelllacott, der Aargauer Energiedirektor Stephan Attiger. Gekrönt wird der Energiemonat mit einer grossen öffentlichen Schlussveranstaltung im Stapferhaus mit zahlreichen Einzelveranstaltungen zur Energiezukunft am 2./3. Juli, einer Art Energie-Woodstock, so Maurus Büsser. Details dazu auf www.poweraargau.ch.