Vorbereitungen beim Kanton laufen: Traumatisierte Ukrainerinnen und Ukrainer im Aargau sollen Hilfe bekommen
Die in den vergangenen drei Monaten in die Schweiz und in den Aargau geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer haben oft Schreckliches erlebt. In ihrer kriegsgeplagten Heimat oder auf der kräftezehrenden Flucht. Sie tragen traumatische Erlebnisse mit sich, welche die psychische Gesundheit belasten und nicht vom einen auf den anderen Tag verschwinden oder verarbeitet werden können.
Oftmals benötigen Geflüchtete aus allen Kriegsgebieten deshalb psychologische Hilfe. Bekommen die Menschen diese Hilfe nicht, kann das zu grossen Problemen führen – für sie selbst und beispielsweise auch für eine Gastfamilie, die Geflüchtete aufgenommen hat.
Bisher kaum Patienten aus der Ukraine
Spüren die Anlaufstellen für psychische Probleme im Aargau bereits eine höhere Nachfrage nach Hilfestellungen? Bei den Psychiatrischen Diensten Aargau (PDAG) heisst es auf Anfrage der AZ, dass seit dem Ausbruch des Konflikts im Februar nur vereinzelt Flüchtlinge aus der Ukraine bei den PDAG in Behandlung seien.
Grundsätzlich stehe den bei den Asylzentren registrierten Flüchtlingen oder Asylsuchenden bei einer psychischen Erkrankung Behandlung zu. Anmeldungen würden dabei entweder über die zuständigen Bundesasylzentren, die Mobilen Ärzte oder über Hausärztinnen und Hausärzte vermittelt. Zu der Art und dem Ausmass der einzelnen Fälle können die PDAG aus personenschutzrechtlichen Gründen keine Angaben machen.
Wenn Gastfamilien bei ihren Gästen beobachten würden, dass sie psychische Probleme haben und Unterstützung benötigen, könnten sie sich natürlich ebenfalls jederzeit an die PDAG wenden, teilt die Medienstelle mit.
Das kantonale Gesundheitsdepartement (DGS) stellt zurzeit ebenfalls keine Zunahme von Anfragen bezüglich psychologischer Hilfeleistungen fest. Aber mit der steigenden Anzahl geflüchteter Menschen, die im Aargau Schutz finden, müsse damit gerechnet werden, dass die Nachfrage nach psychologischer oder psychiatrischer Unterstützung steigen könnte. Die weitere Entwicklung der Nachfrage in diesem Bereich sei zurzeit jedoch schwer abschätzbar. Die Vorbereitungen für entsprechende Angebote seien im Gange, heisst es beim DGS auf Anfrage der AZ.
Opferhilfe bietet Beratungen auf Ukrainisch an
Für ukrainische Geflüchtete, die nach ihrer Ankunft in der Schweiz Gewalt erleben, bietet die Opferhilfe Aargau Hilfe an. Die Beratungen können beispielsweise auf Ukrainisch oder Russisch stattfinden, wenn die Betroffenen dies wünschen. «Für solche Gespräche können wir Dolmetschende aufbieten», sagt Susanne Nielen, Leiterin der Opferhilfe Aargau.
Bisher sei dieses Angebot zwar kaum in Anspruch genommen worden, da sich erst zwei Ukrainerinnen bei der Opferhilfe gemeldet hätten. Verfügbar sei es aber durchaus. Die Opferhilfe hat ausserdem die Informationen über die Angebote auf ihrer Website kürzlich auf Ukrainisch übersetzt, um auch jene zu erreichen, welche die bisher verfügbaren Sprachen nicht verstehen.
Nebst dem Angebot für traumatisierte Ukrainerinnen und Ukrainer scheint auch eines für Gastfamilien selbst immer dringlicher zu werden. Denn: Von insgesamt 4147 im Aargau registrierten Ukrainerinnen und Ukrainern mit Schutzstatus S sind 3077 (fast 75 Prozent) in Privatunterkünften untergekommen. Der Kanton möchte per Anfang nächster Woche darüber informieren, was er für die Begleitung der Gastfamilien im Aargau plant.