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Erstes Elektroschiff am Bodensee ist vom Stapel gelaufen – nach der Taufe heisst es: «Leinen los!»

Die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) Konstanz stellen auf umweltfreundliche Antriebe um. Das erste vollelektrisch betriebene Schiff für 300 Passagiere wird Mitte Juli den Betrieb aufnehmen.

In Friedrichshafen ist das erste vollelektrische Passagierschiff auf dem Bodensee eingewassert worden. Bis zur Schiffstaufe am 17. Juli trägt das Schiff noch den Namen MS Artemis. Ab Montag, 18. Juli, wird das Schiff von verschiedenen Häfen aus zu Begrüssungsfahrten für die Bevölkerung starten. Frank Weber, Geschäftsführer der Bodensee Schiffsbetriebe (BSB), ist erleichtert:

«Nach nur neun Monaten Bauzeit ist das E-Schiff jetzt so gut wie fertig. Für uns als BSB ist das ein grosser Tag, denn heute sind wir unserer Zukunftsvision einer klimaneutralen Schifffahrt auf dem Bodensee einen wichtigen Schritt nähergekommen.»

Christoph Witte, technischer Leiter und Mitglied der Geschäftsführung der BSB, ergänzt:

«Für mich als Schiffsbauingenieur ist es mit der spannendste Moment auf dem Weg zu unserem neuen Schiff.»

Der Stapellauf ist nach Plan verlaufen. Das Schiff wurde mit dem Heck voraus langsam ins Wasser gelassen. Eine Stunde später schwimmt das E-Schiff im Hafenbecken. «Beim Einwassern sieht man das Schiff zum ersten Mal voll und ganz in seinem Element», so Witte. Nun fehlen nicht mehr viele Arbeiten. Fast der gesamte Innenausbau ist fertiggestellt. Das Schiff lackiert und Mobiliar wie Tische und Stühle sind eingebaut. Jetzt wird noch programmiert und die einzelnen Schiffssysteme in Betrieb genommen. «Danach stehen die Probefahrten an», erläutert Witte. Dabei wird das Schiff auf Herz und Nieren geprüft sowie das Schiffspersonal eingelernt.

Die Einwasserung der MS Artemis hat begonnen. 
PD

Umstellung auf umweltfreundliche Antriebe

Das erste E-Schiff ist für die BSB ein Schritt in Richtung umweltfreundlichere Flotte. Die BSB will, dass bis 2035 ihre Schiffe auf umweltfreundliche Antriebe umgestellt werden. Der Bodensee soll eine Modellregion für eine klimaneutrale Zukunft der Fahrgastschifffahrt werden. Witte betont:

«Wir wollen und müssen bei allen Schiffen vom Kohlenstoff der fossilen Brennstoffe wegkommen.»

Beim Schiff sei der Ausstieg vom fossilen Antrieb schwieriger als beispielsweise beim Auto. Daher würden sich die BSB derzeit bei einer Vielzahl von alternativen Antriebsprojekten in der Schifffahrt engagieren. Vollelektrische Antriebe spielen dabei eine Rolle, aber auch die Möglichkeiten, die Bestandsflotte, insbesondere die denkmalgeschützten Schiffe, mit umweltfreundlichen Antriebsalternativen auszustatten. «Wir setzen bereits jetzt Lösungen um, die technisch sinnvoll sind», sagt Witte. Man dürfe und wolle keine Zeit auf dem Weg zur Dekarbonisierung verschenken.

Fotovoltaikanlage auf dem Dach

Rund eine Stunde lang dauerte der Stapellauf des E-Katamarans.
PD

Das Schiff mit dem Projektnamen Motorschiff (MS) «Artemis» soll im Überlinger See zwischen Uhldingen und der Insel Mainau im Einsatz sein. Bis zu 300 Fahrgäste werden Platz auf dem Schiff haben. Für geringen Schiffswiderstand und Wellenbild wurde es nach dem Katamaran-Prinzip gebaut. Um einen ökologischen ganztägigen Betrieb zu ermöglichen, fährt das Schiff mit 15 Stundenkilometern.

Die Fotovoltaikanlage auf dem Dach produziert Strom und soll bei Sonne etwa ein Fünftel des Strombedarfs decken. Damit würden sowohl der Motor als auch die Bord-Elektronik unterstützt. In der Mittagspause sowie nachts wird der Akku nachgeladen. Das Schiff kostet 3,6 Millionen Euro.

Die Werft Ostseestaal aus Stralsund hat das neue Schiff gebaut. Die einzelnen Teile wurden dort gefertigt und im Februar 2022 nach Friedrichshafen transportiert. Dort wurden die beiden Rümpfe des Katamarans provisorisch zusammengefügt und in die BSB-Werfthalle gebracht, wo der weitere Zusammen- und Ausbau des Schiffs erfolgte. Läuft alles nach Plan, dann soll 2025 mit der MS Apollo bereits das zweite E-Schiff auf dem See verkehren.