Kinderfestrede im O-Ton: «Wänd ihr nid emol euchi Lehrpersone echli i d‘Ferie schicke?»
Liebi Schüelerinnen und Schüeler, Lehrerinnen und Lehrer, Behördemitglieder, Eltere, Zuehörerinne und Zuehörer
Vor es paar Tag bin i vor em Niklaus-Thutbrunne gstande, luege ufe zu eusem Stadtheld und dänke: «Was wär eigentlich, wenn du vor bald 650 Johr die Zofiger Fahne nid gfrässe hättisch?» Abgseh dervo, dass e Fahne frässe sicher kei Schläck isch: Ohni dä Akt gäb‘s de Brunne wahrschinlich nid und es isch genau dä Brunne gsi, wo mi einisch vor Schlimmerem bewahrt het; aber do dezue chumm i spöter.
Mi Name isch Adrian Zinniker und i fröie mi, a dem ganz bsundere Tag vor euch dörfe z stoh und d‘ Chinderfeschtred z halte. I bin e Vorewäldler, uufgwachse am Moorehubel, direkt am Waldrand, als Sohn vomene Lehrer und ere Sängerin. Vor 16 Johr bin i mit minere Frau uf Zofige a Finkehärd züglet und unterdesse sind au no drü Chind und en Hund derzue cho.
Scho früeh isch d‘ Musig i mis Läbe träte. Es isch de Samichlaus gsi, wo mir am Chlausobe statt Äpfel, Nuss und Bire en Klarinette gschänkt het. D‘ Musig het mi vo dem Obe a bis hüt begleitet und isch immer das blibe, won i am beschte ha chönne.
Nach de Primarschuelziit z’Vorewald, das isch jetzt genau 46 Johr här, bin i d’Bez Zofige iträtte und ha s‘ erscht mol dörfe am Zofiger Chinderfescht mitmache; als Klarinettischt i de Kadettemusig Zofige. Natürlich het’s mi mit Stolz erfüllt, i de Uniform dur d Stadt z‘ laufe, aber wenn i ganz ehrlich bi – a dem Tag het mis Härz us emene andere Grund no stärker klopfet: «Chumm i äch bim Spalierstoh vo de Nadine us minere Klass au es Röseli über?»
Mini schuelische Leischtige sind emol abgseh vom Musigunterricht ziemli dürftig gsi. Sowieso händ mir Vorewäldler i de Bez nid immer e liechte Stand gha. Guet, Hand uf’s Härz: Mir händ sicher nid zu de Flissigschte ghört und statt Uufgabe mache oder lehre, simmer lieber i de Pfaffnere go fische. Natürlich isch das verbote gsi, aber grad das het e Teil vom Reiz uusgmacht. Gange simmer immer z‘ dritt: Zwe sind Schmier gstande, eine het gfischet. E rächti Schnuer a Stifel binde, e Wurm a Hooge, is Wasser ha und warte, bis eine aabiist. D‘ Pfaffnerefischabentür sind sicher gschuld dra, dass i hüt no liideschaftlich gärn go fische.
Zrugg vo de Natur zo minere Schuelkarriere a de Bez. Im Schuelzimmer – oder besser gseit – im Vorbereitigsrümli näbem Mathizimmer het’s es Aquarium mit Zierfisch gha. Die Fischli hani ghasset – im Gägesatz zu de Forelle. I bi nämlich dä gsi, wo das Aquarium regelmässig het dörfe putze, will’s mir nid immer liecht gfalle isch, Uufgabe nid z‘vergässe, nid z‘schnöre im Unterricht und nid‘ z spoht cho. Dir kennet jo die Gschichtli alli sälber au.
I bi dä gsi, wo das Aquarium regelmässig het dörfe putze, will’s mir nid immer liecht gfalle isch, Uufgabe nid z‘vergässe, nid z‘schnöre im Unterricht und nid‘ z spoht cho.
Adrian ZinnikerKinderfest-Redner 2022
A propos «z’spoht cho»: De schnällschti Schuelwäg vo Vorewald nach Zofige füehrt über die Alt Schleipfe dur’s Hüsi z‘ Strängelbach. Wo hüt Blöck stöhnd, het’s i dere Ziit no es grosses Fäld gha. E willkomni Abchürzig, wo mir mit eusne robuschte Velo gärn gnoh händ. Amene früeche Morge, natürlich bin i wie immer z’spoht dra gsi, nimm i de ganzi Schwung vo der Abfahrt vo Alte Schleipfe obenabe mit und fahre voll Garacho i das Fäld. Leider het de Buur grad güllet gha und es isch unmöglich gsi, s’Velo z’kontrolliere. Chopf vorah bin i i dere Sauce glandet.
I minere Verzwiiflig fahr i stinkend gäge Zofige, entfärne im Thutbrunne die Gülle notdürftig vo Huut und Haar, legge s’Turn-T-shirt a und nime nach es paar wiitere Minute, liecht verspötet, am Unterricht teil. Wie’s im Schuelzimmer gschmöckt het und öb i nächär einisch meh ha müesse s’Aquarium putze, weiss i nümm, aber i dem Momänt bin i am Niklaus Thut dankbar gsi, dass er i de Schlacht vo Sämpach d‘Zofiger Fahne gfrässe und defür i de Stadt das Dänkmal übercho het.
Wenn mir i de Schuel Prüefige zrugg übercho händ, isch es immer eso gsi, dass die beschte z’oberscht gsi sind und entsprächend die schlächtischte z‘ underscht. I erinnere mi no guet a dä Momänt, wo mini Prüefig als drittletschti uf em Bigeli zrugg cho isch mit em Kommentar: «Adrian, de bescht Vorewäldler!» Aber i nime das mim damalige Lehrer nid übel, mir sind duzis unterdesse und falls er vo irgendwo här sötti zuelose: Es isch nid vergäbe gsi: I cha mine Söhn hüt bi gwüsse Theme wie Berächnige im Drüegg mit Schwerlinie, Höchine und Winkel sogar echli hälfe!
So, isch aber gnueg i Erinnerige gschwelgt. Vo euch, liebi Schüelerinnen und Schüeler, söll jetzt d’Red si. Stellet euch emol vor, dir chönntet bestimme, wie d’Schuel uusgseht. Sämtlichi Fächer und natürlich au de Stundeplan. Sälbstverschtändlich wärde d‘Schuelfächer nid dur d‘ Lehrpersone, sondern elei dur euch erteilt. Genau das Experimänt het e Schuelklass us Muhe in ere Projektarbeit underem Titel «Die Schule gehört uns» gmacht. Letscht Wuche han i bi de Priisfiir dörfe debi si, wo die Klass für ihres Projekt uuszeichnet worde isch.
Zwöi Müschterli mues i euch verzelle: Schuelfach 1: «Konstruktives Kauen». Do mues am Afang vo de Stund jedi Schülerin und jede Schüeler e Kaugummi is Muul näh und grad emol 10 Minute intensiv trainiere und chaue. S‘ Lernziel vo dem Fach isch d‘ Stärkig vo de Kiefermuskulatur für die besseri Uussproch, zum Biispiel im Französischunterricht. Und will sich so viel verschlückt händ bim «rrrr» üebe, het sich drus grad no es wiiters Fach ergäh, nämlich «Erschti Hilf leischte bi Atemnot».
Schuelfach 2: «Bewegung und Geometrie». Ich cha jetzt das do uf de Kanzle nid so guet vormache, aber es funktioniert so: Dir machet e Chopfstand und formet gliichziitig mit öichne Bei e 30-Grad-Winkel. Alli wo de Chopfstand nid chöne, dörfes au im Sitze probiere. S‘ forgschrittne Stadium wäri denn e Winkel über 100 Grad bis maximal 180 Grad.
I bi überzüügt, dir hättet grad so gueti Idee. Wänd ihr nid emol euchi Lehrpersone echli i d‘Ferie schicke?
Am Schluss vo de Fiir singe mir jo de alli: «Morn gömmer i’d Ferie…» Das liess sich au guet under em Jahr bruuche, der müend nur de Text chli aapasse: «Göhnd doch mol i d’Ferie, mir chöme scho klar, s‘ Schuelhuus ohni euch Lehrer, wie wär das wunderbar…» Und dir chöned sicher si: D‘ Lehrpersone hätte e passendi Antwort parat: «Morn gömmer i d’Ferie, Schuel und Schüeler ade, mir schicke euch Charte, vom Meer, de Bärge, em See…» Eso ne Wuche, zwe, drei…I glaube, niemer wär unglücklich drüber – mi chönnti das hüt problemlos au als «Win-Win-Situatio» bezeichne.
Sind muetig, waget öppis, göhnd mit offne Auge und Ohre dur s’Läbe, hälfed mit, eusi Wält z’gschtalte und z’erhalte. Mir bruuchet ussergwöhnlichi Idee, je länger desto meh.
Adrian ZinnikerKinderfest-Redner 2022
Liebi Schülerinnen und Schüeler: S’goht nid drum, dass i euch irgendwelchi Dummheite wett i Chopf setze…nei, i möcht euch ermuntere: Dänked mit, redet mit, bruuchet öichi Fantasie. Dir alli händ si, löhnd nid zue, dass si verkümmeret.
I ha im miim Läbe immer d‘Musig gha, wo mir unzähligi und unvergässlichi Momänt uf und näb de Bühni ermöglichet het. Aber i ha au müesse merke, dass es nid immer so lauft, wie me sich das erträumt. Bi allem wo me macht gheit me ab und zue uf d’Nase (es mues jo nid grad i d‘Gülle si…). Und denn git‘s nur eis: Sich nid lo entmuetige, wider ufstoh, neu probiere, no besser probiere, a sich glaube. Und das wünsch i mir für alli vo euch.
Sind muetig, waget öppis, göhnd mit offne Auge und Ohre dur s’Läbe, hälfed mit, eusi Wält z’gschtalte und z’erhalte. Mir bruuchet ussergwöhnlichi Idee, je länger desto meh.
Bi ganz vile Projekt, woni i minere Tätigkeit als Musikvermittler mit Schuelklasse ha dörfe durefüere, sind die beschte und originellschte Idee vo Schülerinnen und Schüeler cho! I glaube a euch und wünsche euch die Zuekunft, wo dir verdienet.
Gniesse mir jetzt alli mitenand s‘ Chinderfescht 2022. Härzliche Dank für s’Zuelose.