Es begann alles mit der Rettung von SBB-Draisinen: Für den Nationalfeiertag wird der «Zurzibieter Glacier Express» herausgeputzt
Aufgrund der Trockenheit sieht es dieses Jahr mit Geböller zum Bundesfeiertag schlecht aus. Auch Feuer dürften problematisch werden. Bleiben noch die Festansprachen und der beliebte Brunch. Ein spezielles Angebot hat dabei der Verein Depot und Schienenfahrzeuge Koblenz (DSF). «Nach coronabedingtem Unterbruch bieten wir wieder unseren 1.-August-Brunch im Lokdepot Koblenz an», sagt Vereinspräsident Jürg Balzan.
«Der 1.-August-Brunch, der zum sechsten Mal durchgeführt wird, hat sich etabliert. Er hilft auch mit, Werbung für unseren Verein und seine Angebote zu machen.»
Im Anschluss an den kulinarischen Teil bietet sich den Gästinnen und Gästen dann die Gelegenheit für eine Fahrt mit einem historischen Extrazug. Die rund zweistündige Fahrt rund um die Lägern führt von Koblenz über Eglisau, Glattbrugg, Seebach durch das Furttal nach Würenlos und via Turgi zurück nach Koblenz.
Statt dem Aargauer Pfeil kommt die Elektrolok zum Einsatz
«Normalerweise», so Jürg Balzan, «würde unser Flaggschiff, der ‹Aargauer Pfeil› – der Triebwagen der einstigen Wohlen-Meisterschwanden-Bahn – für die Extrafahrt zum Einsatz kommen. Der Triebwagen befindet sich aber in Revision. Wir fahren daher mit unserer Elektrolok Re 4/4 II und zwei Einheitswagen, einem Erstklassewagen und einem Speisewagen mit insgesamt 80 Plätzen.»
Die Aufschrift «ÖBB» deutet darauf hin, dass diese beiden Wagen einst bei den Österreichischen Bundesbahnen im Einsatz gestanden haben. «Es sind Lizenzbauten der einst grössten Wagenserie der SBB», erklärt Jürg Balzan.
«Wobei die österreichischen Erstklasswagen etwas komfortabler waren als diejenigen der SBB. Unser Verein hat die Wagen übernommen, nachdem die ÖBB-Nostalgie, das Pendant zu SBB Historic, aufgelöst wurde. Die Wagen gehören uns. Sie sind aber nach wie vor in Österreich immatrikuliert.»
Am Anfang waren zwei Draisinen
Der Verein Depot und Schienenfahrzeuge Koblenz ist, trotz Revision seines Flaggschiffes, in der glücklichen Lage, auch für die Extrafahrt zum 1. August rollmaterialmässig sozusagen aus dem Vollen schöpfen zu können. Was 1995 mit der Rettung zweier SBB-Draisinen vor der Verschrottung begann, hat offensichtlich eine gewaltige Eigendynamik entwickelt.
«Nach SBB Historic sind wir mit gegen 100 Wagen und Lokomotiven wahrscheinlich der grösste Halter von historischen Schienenfahrzeugen in der Schweiz», so Jürg Balzan. «Auch Draisinen haben wir immer noch.» Schliesslich weist auch das Kürzel DSF, das für «Draisinensammlung Fricktal» steht, auf die Anfänge des Vereins hin, der gegenwärtig rund 70 Mitglieder umfasst, von denen sich ein harter Kern von 15 Leuten regelmässig zur Arbeit trifft.
«Jährlich restaurieren wir zwei bis drei Fahrzeuge», sagt Jürg Balzan. «Auch von daher stossen wir an unsere Grenzen. Wir beschränken uns deshalb auf Fahrzeuge aus der Zeit der Siebziger- und der Achtzigerjahre, die wir am Leben zu erhalten versuchen.»