Die ETH Zürich sucht nach ausserirdischem Leben und den Ursprüngen des Lebens
Für den Astrophysiker Sascha Quanz von der ETH Zürich ist klar: «Mein Ziel ist es, Leben ausserhalb unseres Sonnensystems zu finden. Ich habe 25 Jahre Zeit, das ist nicht unmöglich.» Dafür steht dem Professor für Astrophysik an der ETH Zürich nun das neue Forschungs- und Lehrzentrum zur Entstehung und Verbreitung von Leben auf und ausserhalb der Erde zur Verfügung.
Das grösste Rätsel der Menschheit
Der Ursprung des Lebens ist wohl das grösste Rätsel der Menschheit. «Wie wurde aus der steinernen Erde ohne Leben eine lebendige Erde?», fragt deshalb Cara Magnaborco, Geobiologin an der ETH und Teil des nun eröffneten Zentrums, dessen Direktor der Nobelpreisträger Didier Queloz ist.
Neun Millionen Franken stehen den 41 beteiligten Professoren und ihren Forschern in den nächsten drei Jahren im neuen Forschungszentrum zur Verfügung. Danach soll allerdings nicht Schluss sein mit der Suche nach dem Ursprung des Lebens und Organismen, die ausserhalb unseres Sonnensystems leben, sagte ETH-Präsident Joel Mesot an der Eröffnung.
Der Astrophysiker Didier Queloz erwähnt die vielen wissenschaftlichen Durchbrüche in diesem Gebiet in den letzten Jahren. Queloz selbst entdeckte zusammen mit Michel Mayor vor rund 30 Jahren den ersten ausserirdischen Planeten, was den beiden den Nobelpreis einbracht. Heute kennt man bereits über 5000 Exoplaneten. Das James-Webb-Teleskop ermöglicht einen noch nie da gewesenen Blick in die Vergangenheit des Universums, aber auch in der Molekularbiologie und in anderen Lebenswissenschaften wurden wichtige Erkenntnisse gewonnen. All dieses Wissen werde nun in diesem Forschungszentrum von Biologinnen, Physikern, Astrophysikern, Chemikern, Erdwissenschaftern und Umweltsystemwissenschafterinnen gebündelt, um die grossen Fragen der Menschheit zu lösen.
Ein noch grösseres Teleskop als James Webb
Solche Fragen lösen will Quanz mit der Weiterentwicklung der Instrumente und Teleskope, welche Bilder aus dem Universum liefern und irgendwann sogar Moleküle in der Atmosphäre von Exoplaneten erkennen können. Einen weiteren Durchbruch soll bald das «Extreamly Large Teleskop» ELT der europäischen Raumfahrtorganisation ESA ermöglichen. Daran ist auch die ETH beteiligt. «Es ist viel grösser als das James-Webb-Teleskop», sagt Quanz. Es hat einen Spiegel von 39 Metern Durchmesser und passt deshalb in keine Rakete rein.
Im Unterschied zum James-Webb-Teleskop, das im All 1,6 Millionen Kilometer von der Erde entfernt Bilder von fremden Galaxien macht, wird das ELT von der Erde aus versuchen, ausserirdisches Leben zu finden. «Ende dieses Jahrzehnts wird ELT das erste Bild eines Exoplaneten aufnehmen», sagt der Astrophysiker. Und zusammen mit Bildern von anderen Riesenteleskopen wie James Webb sollen dann mit Bioindikatoren die Spuren wirklichen Lebens Lichtjahre entfernt in der Atmosphäre eines ausserirdischen Planeten nachweisbar werden.
Forschung an den extremsten Orten der Erde
Wie die Bioindikatoren aussehen sollen, erforscht Cara Magnabosco auf unserer Erde. Dafür geht die Evolutionsbiologin dorthin, wo das heute noch zu sehen ist. Dort, wo es auf unserem Planeten extrem heiss oder kalt ist oder Druckverhältnisse herrschen, die bei der Entstehung des Lebens aktuell waren. So will die Evolutionsforscherin herausfinden, wann und wie der Wechsel von einer steinernen in eine lebendige Welt möglich war.
All das wird nun am Forschungszentrum in vier Forschungsgebieten untersucht: Beantwortet werden die Fragen, welche chemischen und physikalischen Prozesse die Entstehung von lebendigen Organismen ermöglicht haben und auf welchen Planeten es Leben geben könnte. Im Zentrum steht auch wie auf Planeten eine Umgebung entstehen kann, in der sich Leben dauerhaft etablieren kann und welche sonstigen Formen von Leben es im weiten Universum noch geben könnte.
Geschafft werden soll das am «Centre for Origin and Prevalence of Life» mit zahlreichen Forschungskooperationen mit internationalen Institutionen sowie mit sechs neue Professuren und verschiedenen neuen Lehrprogrammen mit vielen jungen Forschern.