EVP nominiert ihre Kandidatin für den Ständerat: «Wir müssen der Bevölkerung zeigen, dass der Aargau Lilian Studer verdient hat»
Schon Ende April kündigte die EVP Aargau an, ihre Nationalrätin Lilian Studer für den Ständerat aufzustellen. Nun, gut fünf Monate später, wurde die 44-Jährige von der Parteiversammlung einstimmig nominiert. 31 EVP-Mitglieder trafen sich am Donnerstagabend im Stadtmuseum Aarau, wo derzeit die Ausstellung zur Aargauer Zeitgeschichte gezeigt wird. «Wir wollen auch ein Stück Zeitgeschichte schreiben», sagte Studer kurz vor der Nomination.
Tatsächlich wäre es ein historisches Ereignis, wenn die Wettingerin, die seit Mitte Juni 2021 die EVP Schweiz präsidiert, in den Ständerat gewählt würde. Noch nie war die kleine Aargauer Partei, die bei den letzten nationalen Wahlen auf einen Stimmenanteil von 3,6 Prozent erreichte, im «Stöckli» vertreten. Das schreckt Studer aber nicht ab, für sie ist klar: «Es braucht mehr Frauen und mehr Mitte im Ständerat».
Lilian Studer: «Im Nationalrat sind wir von der EVP die Brückenbauer»
Lilian Studer sagt von sich selber, sie sei echt, engagiert und erfahren. Und sie will «mit glaubwürdiger Politik für die Werte der EVP einstehen: Menschenwürde, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit.» Mit mehr als 17 Jahren im Grossen Rat und jetzt drei Jahren im Nationalrat bringe sie einen grossen Politrucksack mit, ergänzte Studer. Zudem würde ihr die Art des Politisierens in der kleinen Kammer liegen. «Im Nationalrat sind wir Brückenbauer, im Ständerat wird etwas weniger Parteipolitik gemacht, das würde passen.»
Nick Gugger, EVP-Nationalrat aus dem Kanton Zürich, rief die Aargauer Parteimitglieder dazu auf, in den nächsten 385 Tagen bis zum Wahltermin Vollgas zu geben. «Ihr müsst jeden Tag für die EVP einstehen und euch engagieren, den Leuten auf der Strasse erklären, warum es eine Ständerätin Lilian Studer braucht.» Er träume davon, dass seine Partei einen Ständeratssitz hole, und der Glaube könne bekanntlich Berge versetzen.
EVP-Aargau-Präsident sieht keine Wahlchancen für linke Frauen
Für Roland Frauchiger, den Co-Präsidenten der EVP Aargau, steht fest: «Wenn eine Frau eine Chance haben soll bei den Ständeratswahlen, muss es eine aus der Mitte sein.» Eine linke Frau sei chancenlos, weil das bürgerliche Stimmenpotenzial fehle, um gewählt zu werden.
Ohne die bereits nominierte SP-Kandidatin Gabriela Suter namentlich zu erwähnen, sagte Frauchiger: «Wir finden es sehr schade, dass sich das linke Spektrum so stark exponiert hat, das ist keine glückliche Strategie, wenn man eine Frau in den Ständerat bringen will, die nicht von rechts kommt.»
Studer will noch nicht über gemeinsame Mitte-Links-Kandidatur spekulieren
Bei den Ständeratswahlen dürfte der bisherige FDP-Vertreter Thierry Burkart unbestritten sein, der zweite Sitz ist nach dem Verzicht von SVP-Mann Hansjörg Knecht frei. Lilian Studer sagte auf Nachfrage der AZ, um zu verhindern, dass der Sitz wieder an die SVP gehe, müssten sich die anderen Parteien für den zweiten Wahlgang wohl auf eine Kandidatur einigen.
Über ihre Chancen als gemeinsame Mitte-Links-Kandidatin wollte Studer noch nicht spekulieren. Man müsse einerseits die Resultate des ersten Wahlgangs analysieren und andererseits das Stimmenpotenzial für den zweiten Wahlgang einschätzen.
Fraktionschef Uriel Seibert sieht Studer als beste Kandidatin im Kanton
Laut Uriel Seibert, Fraktionschef der EVP im Grossen Rat, bekommt das Volk jene Politikerinnen und Politiker, die es verdient. «Wir müssen den Leuten klar machen, dass der Aargau Lilian Studer verdient», sagte er unter Applaus. Studer sei die Kandidatin, die den Kanton mit Abstand am besten repräsentieren könne, grosses Gewicht einbringe und eine hohe Akzeptanz von links bis rechts habe.
Eine kritische Stimme gab es dann doch: Ein Mitglied fragte, wie die EVP damit umgehen würde, den Ständeratssitz zu verpassen und den Nationalratssitz zu verlieren. Co-Präsident Frauchiger sagte, dieses Risiko bestehe. Das solle die EVP aber nicht davon abhalten, zuversichtlich in die Wahl zu gehen.