Sie sind hier: Home > Aargau > Fast wie Tinder: Ein neues Stellenportal soll den Lehrpersonenmangel beheben

Fast wie Tinder: Ein neues Stellenportal soll den Lehrpersonenmangel beheben

Ein Aargauer und eine Zürcherin wollen stellensuchende Lehrpersonen und Schulen mit Personalmangel schnell und unkompliziert zusammenbringen. Im Juni ist die Plattform gestartet, bereits sind über 2000 Lehrpersonen registriert. 

Die Kreisschule Lotten in Rupperswil sucht eine Stellvertretung für drei Monate. 21 Wochenlektionen an der 3. Sek, in einer Klasse mit 20 Schülerinnen und Schülern, müsste ab Ende Oktober jemand übernehmen. An fünf Vormittagen und zwei Nachmittagen ist Unterricht. Mindestens das erste Jahr der Lehrerausbildung soll die dafür gesuchte Lehrperson absolviert haben.

So lautet eines von Dutzenden derzeit aufgeschalteten Inseraten auf der Plattform Epalero, die laut Website «Schulen und Lehrpersonen einfach zusammenbringt». 2023 Lehrpersonen und 239 Schulen, hauptsächlich aus den Kantonen Aargau und Zürich, waren am Donnerstag bei Epalero registriert. Das Ziel: den seit Jahren herrschenden, jetzt aber sehr akuten Lehrpersonenmangel beheben.

«Das Problem ist, dass die Schulen in der Regel nur kleine Netzwerke haben und nicht auf einen Pool an stellensuchenden Lehrpersonen zurückgreifen können», erklärt der Wettinger Samuel Thalmann, ein Teil des Gründer-Duos von Epalero. Während die Schulen bei herkömmlichen Stellenplattformen darauf hoffen müssen, dass ihr Inserat von passenden Stellensuchenden auch tatsächlich registriert wird, ist das bei Epalero sichergestellt.

Wie eine Kennenlern-Plattform

Die Plattform funktioniert ein bisschen wie eine Dating-Site – was zusammenpassen könnte, wird zusammengefügt. Lehrpersonen legen ein Profil an. Dort vermerken sie, wann sie für welche Art von Arbeit zur Verfügung stehen, machen Angaben über Ausbildung und Berufserfahrung und laden weitere Bewerbungsunterlagen, wie Lebenslauf und Zeugnisse, hoch.

Auch die Schulen legen ein Profil an und geben im Rahmen der Stellenausschreibung unter anderem an, für welchen Zeitraum sie eine Lehrperson suchen und die dafür gewünschte berufliche Qualifikation. Bei Übereinstimmungen wird die Lehrperson automatisch von Epalero benachrichtigt und auf die Vakanz aufmerksam gemacht. Mit wenigen Klicks kann sich die Lehrperson auf die Stelle bewerben.

Die Schule erhält dann die Bewerbungen im Epalero-Profil. Sie kann diese einfach einsehen, mit der passenden Lehrperson die Einzelheiten klären und so die offene Stelle besetzen. Dadurch erhalten alle übrigen Bewerbenden automatisch eine Absage und die Vakanz wird für weitere Bewerbungen geschlossen.

Aufwand wird reduziert

Das Bewerbungsverfahren werde also stark vereinfacht, sagt Samuel Thalmann. «Der grösste Unterschied zu anderen Stellenplattformen ist, dass die Lehrpersonen nach der Bewerbung unkompliziert von der jeweiligen Schule kontaktiert werden – und nicht umgekehrt. Das reduziert den Aufwand sowohl für Lehrpersonen als auch für Schulleiterinnen und Schulleiter enorm.» Gerade jetzt, da Lehrerinnen und Lehrer Mangelware sind und sich ihre Stelle aussuchen können, mache es Sinn, den Prozess derart umzukehren.

Der 32-jährige Samuel Thalmann hat an den Universitäten Zürich und St.Gallen studiert und war in der Unternehmensberatung tätig. Mitgründerin Alicia Rüegg ist ausgebildete Sekundarlehrerin und inzwischen Software-Entwicklerin. Sie hat einige Zeit lang Stellvertretungen übernommen und so Erfahrungen mit den bestehenden Vermittlungsplattformen gemacht.

Über ihren Vater, der Schulleiter an einer Zürcher Sekundarschule ist, haben Rüegg und Thalmann zudem mitbekommen, wie schwierig es aktuell ist, Lehrpersonal zu finden. Also haben sie sich vertieft mit der Thematik des Lehrpersonalmangels auseinandergesetzt. So ist die Idee von Epalero entstanden.

Das Epalero-Team (v. l.): Melanie Hasler (Social Media), Samuel Thalmann (Gründer), Alicia Rüegg (Gründerin), Hans Peter Rüegg (Schulleiter), Ilaria Stendahl (UX Design).
zvg

Auch für Lehrpersonen in Ausbildung und Pensionierte

Im Juni ist die Plattform gestartet, zunächst im Aargau und im Kanton Zürich. Schweizweit aber sollen Schulen und Lehrpersonen, ob noch in Ausbildung, bereits ausgebildet oder schon pensioniert, an Epalero angeschlossen werden, sagt Samuel Thalmann. «Epalero funktioniert umso besser, je grösser die Community ist und je aktiver Lehrpersonen und Schulen diese Lösung nutzen.»

Bisher stösst das Angebot auf Anklang: «Wir erhalten sehr positive Rückmeldungen von Schulen und Lehrpersonen», so Thalmann. Zum Team von Epalero gehören weiter eine Website-Designerin, eine Social-Media-Expertin und Schulleiter Hans Peter Rüegg, Alicia Rüeggs Vater. Er sorgt dafür, dass Epalero immer auf dem neusten Stand bei den Entwicklungen im Schulwesen ist.

Auf absehbare Zeit bleibt das Angebot von Epalero gratis, versichert Samuel Thalmann. «Wir möchten so unseren Beitrag zum aktuellen Lehrpersonenmangel leisten. Das ist unsere Motivation.»