Unia legt die grösste Baustelle des Aargaus beim Kantonsspital lahm ++ Bauarbeiter fordern höhere Löhne
Kurz nach acht Uhr haben Gewerkschafter die Absperrungen der Baustelle des Kantonsspitals Aarau durchbrochen. Rund hundert Bauarbeiter sind daraufhin auf dem Gelände einmarschiert und haben die wenigen noch arbeitenden Kameraden dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Mit Erfolg: Die Maschinisten sind von ihren Kränen heruntergestiegen und haben die Arbeit eingestellt.
Die Bauarbeiter protestieren an diesem Dienstagmorgen gegen die Forderungen der Baumeister: Diese wollen die Arbeitszeiten flexibilisieren, sodass Bauarbeiter zu Spitzenzeiten bis zu zwölf Stunden täglich und 58 Stunden pro Woche arbeiten könnten.
Die jährliche Summe aller Arbeitsstunden soll aber gleich bleiben, das heisst, in kälteren Monaten etwa würden die Bauarbeiter kürzere Arbeitstage haben.
«Angriff auf die Gesundheit der Bauarbeiter»
Diese Forderungen könnten die Bauarbeiter nicht akzeptieren, zumal der Schweizerische Baumeisterverband auch noch niedrigere Löhne und kürzere Kündigungsfristen für ältere Angestellte fordere, kritisieren die Gewerkschaften.
Wo der Baumeisterverband eine zeitgemässere Arbeitszeitplanung sieht, sehen Gewerkschaften wie Syna und Unia eine Aushöhlung der Rechte der Arbeitenden und eine zunehmend schwierige Vereinbarung von Privatleben mit Bauberufen: «Die Forderungen des Baumeisterverbands nach noch längeren Arbeitstagen im Sommer und Arbeit auf Abruf im Winter sind ein Angriff auf die Gesundheit der Bauarbeiter», schreibt die Unia in einer Mitteilung.
Die Verhandlungen kommen nicht vom Fleck
Seit Monaten stocken die Verhandlungen zur Erneuerung des Landesmantelvertrages, dem Gesamtarbeitsvertrag der Baubranche. Die Baumeister wollen die von den Arbeitern geforderten Lohnerhöhungen zum Ausgleich der Teuerung nur in Verknüpfung mit der Flexibilisierung der Arbeitszeiten annehmen, die Gewerkschaften wollen bei diesem Punkt nicht weichen.
Angesichts der Pattsituation eskaliert die Diskussion zunehmend: Am 17. Oktober protestierten 2500 Tessiner Bauarbeitende, am vergangenen Samstag waren es 500 in Sitten im Wallis. Weitere Protestaktionen sind im November in Zürich und in der Westschweiz geplant.
Die Bauarbeiter drohen mit Streiks
Insgesamt 20’000 Baubeschäftigte haben über den Streik abgestimmt. Am 14. Oktober haben 17’500 Baubeschäftigte die Streikmassnahmen befürwortet, sollten die Baumeister nicht nachgeben. Letztere haben vor der Kammer für kollektive Arbeitsbeziehungen des Kantons Genf die Gewerkschaften Unia, Syna und SIT wegen Verstoss gegen die Friedenspflicht angeklagt. Die Klage wurde allerdings diesen Montag vom Gericht zurückgewiesen.