Neue SRF-Krimiserie «Beschatter» bereits vor dem Aus? «Die Zuschauerzahlen bereiten uns Sorgen.»
Die Kritiker der grossen Schweizer Zeitungen waren sich einig: «Die Beschatter» sind gut. Die NZZ fand, dass die neue Krimi-Serie des Schweizer Fernsehens den «Bestatter» in den Schatten stelle.
Das Problem ist nun, dass das Publikum zu einem anderen Urteil kommt. Der «Bestatter» erreichte im Durchschnitt rund 700’000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Der Erfolg war so gross, dass SRF sieben Staffeln drehen liess. Die Serie, im Aargau angesiedelt, war während sechs Jahren im Programm.
Die Nachfolge-Produktion «Beschatter» spielt in Basel. Ende Oktober schauten 441’000 Zuschauer die erste Folge – es war ein verhaltener Start. Die zweite wurde von 321’000 Menschen gesehen. Und bei der dritten waren am vergangenen Dienstag 291’000 Interessierte dabei. Der Trend ist negativ. Die «Beschatter» haben einen Drittel der Zuschauer verloren, die den Auftakt verfolgten.
Die Verantwortlichen des Schweizer Fernsehens sind ernüchtert. «Die Publikumszahlen bereiten uns Sorgen», sagt SRF-Mediensprecherin Nadine Gliesche.
Die Produktion von Fernsehserien ist teuer
Eine Serie zu drehen, kostet viel Geld. Gilles Marchand, der Generaldirektor der SRG, sagte in Interviews: Die Produktion fiktionaler Serien werde von Sparprogrammen ausgenommen. Der öffentliche Rundfunk will damit nicht zuletzt ein jüngeres Publikum gewinnen. Der Fernsehkonsum unter jungen Menschen sinkt; man erreicht sie noch mit Live-Sport, Komödien und Serien.
Warum sprechen die «Beschatter» das Publikum nicht an? Wo liegt das Problem? Sieht man sich die sechs Folgen auf der Plattform «Play SRF» an, fällt auf: Die zweite Hälfte der Serie ist besser als die erste. Die «Beschatter» gehören ins Genre der Krimi-Komödie. Die Balance zwischen Spannung und Humor ist delikat. Die lustigen Momente wirken am Anfang zum Teil bemüht.
Auch dauert es seine Zeit, bis man mit den sechs Hauptfiguren – dem Leiter einer Detektiv-Schule und seinen fünf Eleven – warm wird. Viele Zuschauer wollen sich offenbar nicht darauf einlassen. Sie steigen aus. Die Plattform Play SRF registrierte bisher 125’000 Klicks für die sechs Folgen. Auch diese Zahl ist nicht riesig.
Erfolg lässt trotz profilierter Namen auf sich warten
Die Drehbücher der Serie verfasste ein Team um Simone Schmid, die mit dem Spielfilm «Zwingli» reüssierte und auch einige Folgen des «Bestatters» schrieb. Für die Regie verpflichtete das Schweizer Fernsehen Michael Steiner – einen bekannten Namen. Zu seinen erfolgreichen Spielfilmen zählen «Grounding», «Mein Name ist Eugen» und «Sennentuntschi». Steiner arbeitet zum ersten Mal seit 19 Jahren wieder für SRF. Am Leutschenbach freuten sich viele auf einen Grosserfolg.
Nun läuft die Basler Krimiserie aber so schlecht, dass die Fortsetzung gefährdet ist. Die Planung der zweiten «Beschatter»-Staffel hat bereits begonnen. Wenn das Publikumsinteresse an den Folgen vier bis sechs nicht steigt, ist eine Weiterführung fraglich.
SRF-Sprecherin Nadine Gliesche erklärt: «Die Publikumszahlen von ‹Die Beschatter› liegen unter unseren Erwartungen. Wir können uns die Gründe dafür aber noch nicht genau erklären. Die allgemeine Resonanz auf die Serie ist positiv bis begeistert, und wir selbst sehen in ‹Die Beschatter› nach wie vor viel sehr Gelungenes und viele Stärken.» Das Schweizer Fernsehen will «gründlich und selbstkritisch» die Ursachen der schlechten Quoten sowie den weiteren Verlauf der Serie analysieren. «Erst danach können wir entscheiden, wie es mit ‹Die Beschatter› weitergeht», sagt Gliesche.
Hoffen auf späten Aufwärtstrend
Die SRF-Zuständigen für fiktionale Serien hatten in den vergangenen Jahren meistens eine glückliche Hand: Zwar zerzausten hiesige und deutsche Kulturjournalisten mehrere der Schweizer «Tatort»-Folgen. Aber der «Bestatter» kam sehr gut an beim Publikum, ebenso «Wilder», «Neumatt» und «Tschugger». Der Krimi «Wilder» lief über vier Staffeln, das Drama «Neumatt» und die Komödie «Tschugger» werden fortgesetzt, weil die ersten Staffeln erfolgreich waren.
Bleiben die «Beschatter». Am Leutschenbach geben einige die Hoffnung nicht auf, dass der Basler Krimi ein Langsamstarter ist, der doch noch eine grosse Fangemeinde findet. Am 8.November zeigt das Schweizer Fernsehen die vierte Folge.