Die Zirkuswelt hat sich erholt: Nach erfolgreicher Tournee startet nun das Weihnachtsspecial Montis Variété
Die Hände fest am Boden, ein letzter konzentrierter Atemzug, dann winkelt die zierliche Frau ihre Knie an. Im Zeitlupentempo stemmt sie sich in den Handstand. Zwischen ihren Füssen klemmt ein kleines in Geschenkpapier eingewickeltes Paket. Kurz bevor sie mit ihren Füssen den höchsten Punkt erreicht, muss sie aufgeben. Das Päckchen rutscht und fällt zu Boden. Davon lässt sich die Artistin nicht aus der Ruhe bringen.
Schliesslich sind die Stühle im Publikum noch unbesetzt. Dem Ensemble des diesjährigen Montis Variété bleibt noch eine Woche Zeit bis zur Premiere am 17. November. «Die Zeit, das Programm auf die Beine zu stellen, ist knapp. Die Artistinnen und Artisten sind erst Anfang Woche angereist. Seit gestern proben sie hier im Winterquartier», erzählt Zirkusdirektor Johannes Muntwyler anlässlich einer Presseorientierung am Donnerstagmorgen.
Doch dass alle Beteiligten ihre Kunststücke am Schluss beherrschen, daran zweifeln weder der Direktor noch die beiden Regisseure, Andreas Manz und Bernard Stöckli alias Compagnia Due. «Wir sind gut in der Zeit. Vieles konnten wir schon vorbereiten. Die Band zum Beispiel hat bereits im September mit den Proben begonnen», erzählt Stöckli
Im Gegensatz zu anderen Kulturangeboten hat sich die Zirkuswelt gut erholt
Dass das Komikerduo einmal das Programm vom Variété erarbeitet, das stand schon lange auf der Wunschliste der Wohler Zirkusfamilie, wie Johannes Muntwyler betont. «2019 haben sie bereits das Programm ‹Jour de fête› für den Circus Monti mit dem Riesenrad als Bühnenbild geschrieben. Das war ein voller Erfolg», so Muntwyler. Zudem sei das Duo bereits vor 24 Jahren mit dem Circus Monti auf Tournee gewesen.
Gemeinsam haben sich Andreas Manz und Bernard Stöckli, die selbst auf der Bühne stehen werden, für das Publikum «eine andere Art der Bescherung» einfallen lassen. «Wir haben viele Geschenke vorbereitet, es geht um Weihnachten», sagt Manz. Sein Kollege ergänzt: «Sogar einen Schneemann haben wir organisiert – der Weihnachtsmann war leider schon beschäftigt.» Mehr wollen die Regisseure nicht verraten, besonders um den Schneemann machen sie ein grosses Geheimnis.
Der Vorverkauf für das Weihnachtsspecial des Circus Monti läuft schon fast ein ganzes Jahr, und das sehr erfolgreich, wie sich Johannes Muntwyler freut. Auch die Bilanz der Zirkussaison fällt positiv aus. Er sagt:
«Wir bewegen uns in keinem einfachen Umfeld. Die Kulturbranche leidet noch immer an den Corona-Auswirkungen.»
Doch die Zirkuswelt hat sich offensichtlich gut erholt. «Die Leute kommen und haben Freude am Programm. Vielleicht deshalb, weil es ein Liveerlebnis ist, das man nirgends herunterladen kann», sagt Muntwyler.
Kulturtage werden erstmals so durchgeführt, wie sie einst geplant waren
Das zeigen einerseits die vielen positiven Rückmeldungen aus dem Publikum während der Tournee 2023, die noch gut zwei Wochen läuft. Andererseits beweist ein Blick auf die Zuschauerzahlen den Erfolg. «Vor allem in den Aargauer Ortschaften lief es super. Die meisten Vorstellungen waren bis auf den letzten Platz gefüllt. In Bern haben wir sogar unseren Rekord gebrochen, es sind so viele Leute gekommen wie noch nie an diesem Spielort», freut sich Muntwyler.
Nebst dem Variété stehen auch die Montis Kulturtage 2023 bereits in den Startlöchern. Auch hier sind die Prognosen gut. «Wir werden die Tage zum ersten Mal so durchführen können, wie wir das ursprünglich geplant hatten», sagt er. Nämlich mit 300 anstatt wie bei der ersten Durchführung mit coronabedingten 50 Sitzplätzen.
Doch nun gilt die Konzentration zuerst voll und ganz dem Variété, das insgesamt 22-mal öffentlich und 8-mal für geschlossene Gesellschaften aufgeführt wird. «30 Vorstellungen: Als wir 2015 mit vier gestartet haben, war das unser Ziel. Jetzt haben wir es erreicht», sagt Muntwyler.