Kremlkritiker Kasparow geht mit der Schweiz hart ins Gericht
Der Bundesrat hat vor zwei Wochen erneut daran festgehalten, dass Deutschland keine in der Schweiz hergestellte Munition in die Ukraine weiter geben darf. Er begründete dies mit dem «neutralitätsrechtlichen Gleichbehandlungsgebots». Wenig Verständnis für diese Position zeigt der russische Oppositionelle und ehemalige Schachweltmeister Garri Kasparow. Damit mache sich die Schweiz «zur Komplizin Putins», sagt er in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen vom Dienstag.
«Wenn die Schweiz diese Waffen liefert, hilft sie, unschuldige Ukrainerinnen und Ukrainer zu retten.» Andernfalls nehme sie in Kauf, dass «Frauen und Kinder getötet werden», so Kasparow. Wer der Ukraine keine Hilfe leiste, stimme einem Völkermord zu.
Der russische Präsident Wladimir Putin greife gezielt Zivilisten an. «In dieser Situation muss man seine Positionen überdenken», sagt Kasparow. Dabei gehe es nicht darum, sich auf die Seite einer Kriegspartei zu stellen, sondern «auf die Seite der Menschlichkeit».
Russland geht im Frühling Munition aus
Der russische Oppositionelle relativiert im Interview zwar, dass die Schweiz hinsichtlich der russischen Verbrechen «eine indirekte Schuld» treffe und sie sich «im Graubereich» bewege. Gleichzeitig betont Kasparow: «Ihre Regierung hätte etwas tun können, um die Menschen zu retten.»
Weiter glaubt der Kremlkritiker, dass Russland den Krieg verlieren werde. «Die Ukraine wird stärker, Russland wird schwächer.» Er schätzt, dass Moskau nächsten Frühling die Munition ausgeht. «Auch wenn die Ukraine vom Westen weniger Waffen bekommt, als sie verlangt, ist es immer noch genug, um die Russen zurückzudrängen.» (dpo)