«Peinlich»: Kein Bier in den WM-Stadien – Katar ist ein Albtraum für Sponsoren
Der Zapfhahn bleibt zu, an den WM-Stadien wird nun plötzlich doch kein Bier ausgeschenkt – jedenfalls nicht mit Alkohol. Auf Druck des Gastgebers Katar vollzog die Fifa damit nur 48 Stunden vor dem Eröffnungsspiel eine spektakuläre Kehrtwende. Und die Fans müssen sich auf eine etwas andere WM einstellen.
«Nach Gesprächen» zwischen den Behörden in Katar und der Fifa «wurde entschieden, den Verkauf von alkoholischen Getränken» an den acht WM-Stadien nicht mehr zuzulassen, wie es in einer Mitteilung am Freitag hiess. Alkoholfreies Bier der Marke Budweiser, einer der grössten Sponsoren, sei «davon nicht betroffen», schreibt die Fifa, es «wird weiterhin in allen katarischen WM-Stadien erhältlich sein.» Budweiser selber scheint davon nicht sonderlich begeistert zu sein und twitterte: «Nun, das ist peinlich…»
Bier in Katar – seit Jahren ein riesiges Thema. Eigentlich sollte es an den Stadien in dem konservativ muslimischen Emirat vor und nach den Spielen in speziellen Verkaufszelten alkoholhaltiges Bier geben – aber nicht währenddessen. Darauf hatten sich Katar und der Fussball-Weltverband erst im September geeinigt.
Geplanten Verkaufszelte an weniger auffälligen Standorten
Bereits in der Vorwoche wurde Budweiser, exklusiver Bier-Sponsor der Fifa, allerdings auf Druck der Herrscherfamilie Katars gebeten, die geplanten Verkaufszelte an weniger auffällige Orte an den Stadien zu verlegen – nun folgte das komplette Verbot. Auf dem grossen Fan-Festival im Al-Bidda-Park im Zentrum von Doha wird es hingegen Bier geben, allerdings erst ab 18.30 Uhr Ortszeit. Budweiser soll der Fifa für einen WM-Zyklus von vier Jahren rund 75 Millionen US-Dollar zahlen.
Wie wichtig der Fifa der Deal eigentlich ist, zeigt ein Beispiel der WM in Brasilien. Vor dem Turnier war der Alkohol-Ausschank in Stadien in Brasilien gesetzlich verboten, doch der Weltverband wollte es anders. So verabschiedete der brasilianische Senat im Mai 2012 die so genannte «Budweiser Bill» – der Bierverkauf in den Stadien war damals plötzlich erlaubt.
Die WM in Katar entwickelt sich damit immer mehr zu einem Albtraum für die Sponsoren. Korruptionsvorwürfe, Menschenrechtsverletzungen, tote Arbeitsmigranten – all das kratzt am Image. «Es ist kaum Begeisterung in der Kommunikation zu spüren, viele Partner versuchen, möglichst wenig direkten Bezug zum Turnier in Katar herzustellen», sagte Marketing-Experte Dennis Trautwein, Managing Director Germany&France der Agentur Octagon, gegenüber der Nachrichtenagentur SID: «Es kann nicht im Interesse der Partner sein, dass der Fokus nicht auf dem Sportlichen liegt. Für Sponsoren ist das eine Situation, die extrem herausfordernd ist.» (sid)