Lebensgefährte von Eva Kaili legt Geständnis ab – und auch Marokko soll geschmiert haben
In der Korruptionsaffäre im EU-Parlament kommen täglich neue Details ans Licht. Jetzt soll der Lebensgefährte von Eva Kaili, der verhafteten Vize-Präsidentin des Parlaments, vor dem belgischen Untersuchungsrichter ein Geständnis abgelegt haben.
«Ich habe alles für Geld getan, das ich nicht brauche», habe der Italiener Francesco Giorgi gemäss der italienischen Zeitung «La Repubblica» zu Protokoll gegeben. Er habe zugegeben, Teil einer Organisation zu sein, welche zum Ziel hatte, dem Golfstaat Katar Einfluss auf die politischen Entscheidungen des EU-Parlaments zu verschaffen. Und nicht nur das: Auch Marokko soll über seinen Geheimdienst Einfluss genommen haben, wie die belgische Zeitung «Le Soir» gestützt auf Justizdokumente berichtet. Kopf der besagten Organisation sei der ebenfalls inhaftierte ehemalige EU-Abgeordnete Pier Antonio Panzeri gewesen, ein Landsmann Giorgis und dessen politischer Mentor. Panzeri dirigiert in Brüssel die Nichtregierungsorganisation «Fight Impunity», die sich der Verteidigung der Menschenrechte verschrieben hat. In Wahrheit dürfte «Fight Impunity» aber ein blosses Vehikel für die korrupten Machenschaften Panzeris sein.
Gemäss Giorgi sei er selbst dafür verantwortlich gewesen, die Bargeld-Beträge zu verwalten. Bei einer Hausdurchsuchung in der gemeinsamen Wohnung von Kaili und Giorgi wurden vergangene Woche mehrere hunderttausend Euro gefunden. Auch in Panzeris Brüsseler Zuhause wurden über 500’000 Euro an Bargeld gefunden. Insgesamt hat die belgische Staatsanwaltschaft laut eigenen Angaben rund 1,5 Millionen Euro beschlagnahmt.
Mittlerweile ist auch klar, dass die Ermittlungsbehörden dem Korruptions-Netzwerk schon seit längerem auf der Spur sind. Den Anfang machte der belgische Geheimdienst im Jahr 2021 mit einer Abhöraktion bei Panzeri. Dieser hat auch Frau und Tochter in seine korrupten Tätigkeiten eingebunden. Die beiden wurden in Italien verhaftet. Aus dem belgischen Auslieferungsgesuch geht hervor, dass Panzeri neben Katar bei Marokko auf der Gehaltsliste stand. Seine Tochter und Frau seien für den Transport von «Geschenken» verantwortlich gewesen, welche der Botschafter Marokkos in Polen spendierte, heisst es in dem Auslieferungsgesuch, aus welchem verschiedene Medien zitieren. Bekannt wurden dadurch selbst intime Details von Familiendiskussionen. So habe Panzeris Frau sich um die Organisation von Weihnachtsferien gekümmert und sich darüber beklagt, «nicht wieder 100’000 Euro wie vergangenes Jahr» ausgeben zu wollen. Klar ist, dass Tochter und Frau vollumfänglich über die korrupten Aktivitäten Panzeris auf dem Laufenden waren. An einem Punkt verlangte die Frau auch von ihrem Mann, endlich ein belgisches Bankkonto zu eröffnen, damit sie alles besser kontrollieren könne.
Unterdessen streitet die ebenfalls weiter in Haft sitzende Parlaments-Vizepräsidentin Eva Kaili ab, an den Geldzahlungen beteiligt gewesen zu sein. Sie habe nicht gewusst, wem das Geld in ihrer Wohnung gehöre und ihren Partner deshalb zur Rede gestellt, lässt Kaili über ihren Anwalt mitteilen. Gemäss «La Repubblica» stützte Giorgi in der Einvernahme diese Erzählung. Kaili sei nicht die Empfängerin des Geldes gewesen und solle aus dem Gefängnis entlassen werden. «Ich werde alles tun, damit meine Partnerin freikommt und sich um unsere 22 Monate alte Tochter kümmern kann», zitiert die Zeitung den Italiener.