Grosse Worte zu tollen Gerichten
Das Dunkle prägt den Beginn, mit prächtigen Worten ist es vom Salzburger Untergangsfanatiker Georg Trakl (1887–1914) in Szene gesetzt. Der Dichter besingt den Winterabend, der für den Wanderer aus dem dunklen Pfad mit Brot und Wein zum Fest wird: ein Urbild von Essen.
Die schlauen Gestalter des «Literarischen Küchenkalenders» rund um Herausgeberin Sybil Gräfin Schönfeldt stellen dieses wundersame Gedicht in die erste Kalenderwoche, kochen dazu nichts Einfacheres als den Paradiesapfel mit Brösel und Schlagrahm her. Nach diesem sakralen Jahresstart nimmt die literarische Kulinarikreise einen so prächtigen Weg, dass man am liebsten gleich mit den Wochen voranschreiten möchte, gibt es da doch nicht nur jede Woche eine kleine literarische Grossartigkeit zu lesen, sondern auch ein Rezept zu kochen.
Spätestens Ende Januar werden wir den Muscheltopf, zu dem eine Romanstelle von Elizabeth Strout anregt, zubereiten. Es wird dank Kazugo Ishiguro eine japanische Omelette folgen, rote Grütze fehlt dank Thomas Mann nicht (im Bild Hans Castorp in einer Zauberberg-Verfilmung), und Schinkenwurst in Pfefferkohl folgt dank John Updike.
Kurz und gut: 2023 wird grossartig. Am Ende werden wir nicht dicker, sondern belesener. Wer es nicht glaubt, lerne im Kalender von Otto Ernst das Geheimnis der Palatschinken kennen. Christian Berzins
Der Literarische Küchenkalender, Edition Momente, ca 35 Franken.