Ein älterer Amerikaner und ein blutjunger Japaner spielen Mozart: Dazwischen liegen Welten
Diese Aufnahme macht grosse Freude. Immer wieder hält man als Hörer gebannt inne, horcht dem Verklungen nach, will gleichzeitig nach vorne streben, versinkt in Klang und Form und fühlt sich alsbald als Mäuschen unter dem Hammerflügel versteckt in Wolfgang Amadeus Mozarts Wiener Wohnung in den 80er-Jahren des 18. Jahrhunderts. Nicht von ungefähr: ECM und US-Pianist Robert Levin (1947) ist es nämlich gelungen, die erste Gesamteinspielung der Klaviersonaten Mozarts auf dessen Flügel einzuspielen.
Das wohl 1782 von Anton Walter gebaute Instrument zeigt eine Verletzlichkeit und Reinheit, die einen staunen lässt. Bassfiguren der linken Hand werden hier bisweilen klarer als manche Rechte-Hand-Zauberei von Steinway-Titanen.
Beim erst 24 Jahre alten, japanischen Mozartpianisten Mao Fujita (Bild) besteht diese Gefahr nicht. Wie Levin hat er sämtliche 18 Mozartsonaten eingespielt, erschafft eine rauschhafte Leichtigkeit, auch wenn er sich bisweilen als Mozart fühlt und munter dazu fantasiert.
Aber warum nicht, wir sind ja nicht im Hörsaal eine Universität, sondern im unbegrenzten Ohrenkino: Noch dazu hören wir Werke, die wir zu einem sehr kleinen Teil aus unserem Klavierunterricht kennen, die aber aus den Konzertsälen – ob gross oder klein – fast verschwunden sind. Wer damit nichts wagt, gewinnt nichts.
Mozart, Klaviersonaten: Walter Levin, 7 CD, ECM. Mao Fujita: 5 CD, Sony.