Zeitreise zum 150. Geburtstag
Als Student haben ich in Archiven oft eine eigentümliche Erfahrung gemacht. Wenn ich alte Zeitungsbände von den Regalen holte, um sie als Quellen für eine meiner Arbeiten zu konsultieren, vergass ich die Zeit. Oft blieb ich an Schlagzeilen, Texten und Bildern hängen, die nichts mit meiner Recherche zu tun hatten. Ganze Nachmittage verflogen so im Nu. Ganz ähnlich ist es mir ergangen, als wir für diesen Special alte Ausgaben des Zofinger Tagblatts zu durchforsten begannen – die Zeitung feiert heute ihren stolzen 150. Geburtstag! Jeder Band ist eine Art Zeitmaschine, die einen flugs in längst vergangene Tage, Wochen, Monate und Jahre katapultiert.
Auf einer solchen Zeitreise kann man auch ein bisschen demütig werden. 150 Jahre sind eine unglaublich lange Zeit. Als Elvis starb, war ich 13. Das ist eine Ewigkeit her – und trotzdem gab es das ZT damals schon mehr als ein Jahrhundert lang (der Umschlag zu diesem Special ist ein Nachdruck der allerersten Zeitung vom 1. Februar 1873). Und man ist bass erstaunt, in welch fundamentaler Weise sich manche Werthaltungen und Einstellungen der Menschen geändert haben, was sich im entsprechenden Sprachgebrauch niederschlägt. Wie das ZT beispielsweise über die Landesausstellung 1896 berichtete, wäre heute absolut unvorstellbar.
Es gibt indes auch eine Konstante, die sich in eineinhalb Jahrhunderten ZT nicht verändert hat: Was vor der Haustür passiert, interessiert und bewegt die Menschen. Dieses Bedürfnis abzuholen, war dem Zofinger Tagblatt stets Kompass und Richtschnur – und wird es auch bleiben.