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Mehr als verdoppelt: Immer mehr Schweizer sind süchtig nach Glücksspielen im Internet

Ob Lotto, Sportwetten oder Casino-Spiele: Online-Glücksspiele werden immer beliebter. Damit erhöht sich auch die Zahl der Personen, die ein Spielproblem haben. Eine Präventionskampagne soll helfen.

Seit 2019 und dem Inkrafttreten des neuen Geldspielgesetzes ist das Online-Spielangebot in der Schweiz stetig gewachsen – und damit das Interesse der Spielerinnen und Spieler. Das zeigt eine am Donnerstag veröffentlichte Studie von Sucht Schweiz und Grea. Spielten davor noch ein Viertel der Befragten wöchentlich, waren es 2021 bereits 30 Prozent.

Besonders auffällig: Der Anteil der problematischen Spielerinnen und Spieler hat sich mit einem Anstieg von 2,3 auf 5,2 Prozent mehr als verdoppelt. Zusammen mit denjenigen mit einem mässigen oder problematischen Risikoprofil steigt der Anteil auf 6,6 Prozent an, wie es in der Studie heisst. Am stärksten betroffen seien die 18- bis 29-Jährigen: Hier zeigen 18,8 Prozent ein mässig risikoreiches oder problematisches Spielverhalten.

Spieler geben monatlich 105 Franken aus

Gemäss Studie gibt diese Altersgruppe denn auch am meisten Geld für Online-Spiele aus. Sie setzen im Schnitt monatlich 162 Franken ein. Bei der Gesamtheit der Befragten betragen die durchschnittlichen Ausgaben 105 Franken. Männer spielen zudem deutlich mehr als Frauen.

Bei den Befragten mit Abstand am beliebtesten sind Online-Lotterie-, Ziehungs- oder Rubbelspiele. 87,7 Prozent gaben an, in den 12 Monaten vor der Befragung dafür Geld ausgegeben zu haben. An zweiter Stelle folgen die Sportwetten mit 15,1 Prozent. 7,2 Prozent spielten Online-Spielautomaten. Der Anteil der Pokerspieler ist dagegen zurückgegangen. Der Grund: Das erste legale «Onlinepoker»-Angebot startete erst im Dezember 2020. Davor wurde das ausländische Angebot eingeschränkt.

Geld am Finanzmarkt wetten anstatt zu investieren

Die sogenannten «Finanzmarktwetten» wurden von 7 Prozent gespielt. Dabei handelt sich laut den Studienautoren nicht um klassische Wetten wie Sport- oder Pferdewetten. Vielmehr werden Plattformen für Finanzinvestitionen rein spekulativ genutzt. Wird diese Glücksspielart bei den Ausgaben berücksichtigt, steigen die monatlichen Ausgaben auf durchschnittlich 199 Franken an. Beliebt sind sie vor allem bei den 18- bis 39-Jährigen.

Grund für die Zunahme sind unter anderem sinkende Kosten für Transaktionen, der einfachere Zugang zu den Devisenmärkte oder die Möglichkeit von Echtzeitgeschäften. Diese Veränderungen hätten die Möglichkeit eröffnet, Finanzereignisse wie Sportereignisse zu behandeln und Geld zu wetten, anstatt zu investieren. Die Befragten bezeichneten ihre Praxis selbst als eine Form des Wettens.

Kantone lancieren Präventionskampagne

Die Studie zeigt auch, dass sich das neue Gesetz und die Coronapandemie mit dem Teil-Lockdown stark auf das Online-Spielverhalten ausgewirkt haben. Die Vervielfachung des Angebots, das intensive Marketing, die unbegrenzte Verfügbarkeit der Spiele und die Bonus-Angebote seien wichtige Faktoren für eine Intensivierung des Spielverhaltens gewesen.

Die Kantone haben das Problem mit den Online-Spielen erkannt – gerade auch bei den jüngeren Spielerinnen und Spielern. Sie haben sich daher zusammengeschlossen und eine nationale Präventionskampagne lanciert, wie es weiter heisst. Mit ein Grund: Ein Drittel der Spielenden kennt gemäss der Studie die bestehenden Hilfs- und Betreuungsangebote nicht.

Die Spielerinnen und Spieler können sich auf der Website gambling-check.ch mit ihrem Spielverhalten auseinandersetzen. Zudem erhalten sie Ratschläge, um ihr Risiko zu reduzieren, und Hinweise auf die bestehenden Angebote. Die Kampagne läuft während vier Wochen in den Sozialen Medien.