Ohrfeigen im Fernsehen: Die neue Serie «Power Slap» erntet viel Kritik – Hauptsponsor Monster Energy bleibt still
Eine gezielte Ohrfeige, der Empfänger wackelt einen Moment lang unsicher auf den Beinen und sackt schliesslich zusammen. Er ist k.o. Die neue US-Slap-Fighting-Show «Power Slap» ist nichts für schwache Nerven. Seit dem 18. Januar wird sie auf dem amerikanischen Sender TBS und auf der Videoplattform Rumble gezeigt.
Es ist ein Sport wie kein anderer: Zwei sogenannte «Slap-Fighter» ohrfeigen sich abwechslungsweise und erhalten dafür Punkte. Die Punkte werden von der Jury nach folgenden Kriterien vergeben: Wie hoch der Schaden, den die Schläge verursachen ist, und wie der Empfänger auf den Schlag reagiert. Also zum Beispiel, wie lange er braucht, um sich vom Schlag zu erholen und weiter zu machen. Doch: Im Gegensatz zu anderen Kampfsportarten darf sich der Empfänger oder die Empfängerin aber nicht wehren. Das Ziel: ein K. o.
Im osteuropäischen Raum ist Slap-Fighting schon länger populär, nun hat Dana White, der Präsident der Kampfsportorganisation UFC dafür gesorgt, dass der Sport in den USA eine Plattform bekommt. Die Fernsehsendung verzeichnet laut verschiedenen Nachrichtenportalen bisher im Durchschnitt 275 000 Zuschauerinnen und Zuschauer.
Obwohl das Novum auf Interesse stösst, wird bereits viel Kritik laut. Ein Mann schreibt auf Twitter: «Was ist aus unserer Welt geworden, dass wir es feiern, eine wehrlose Person vor laufender Kamera niederzuschlagen?» Ein weiterer Nutzer schreibt: «Her mit den Gehirnverletzungen.»
Auch ärztliche Fachpersonen, die im Kampfsport arbeiten, zeigen wenig Verständnis für die Sportart. So Neurowissenschaftler und ehemaliger WWE-Kämpfer Chris Nowinski. Er teilt auf Twitter ein Video eines in der ersten Episode bewusstlos geschlagenen Slap-Fighters. Der Neurowissenschaftler weist auf dessen starr gekrümmte Hand hin und spricht von einer ersten Hirnverletzung. Er schreibt: «Er wird nie wieder derselbe sein.» Das auch, weil der Slap-Fighter einen vorübergehenden Gedächtnisverlust erlitten hatte.
Während es bei Dana White Kritik hagelt, ist es um einen anderen involvierten Giganten still: Getränkehersteller Monster Energy. Das typische grüne «M» – das Logo des Getränks – ist in der Serie unter anderem auf den Kleidern der Teilnehmenden und auf dem Tisch zwischen ihnen zu sehen. Auch wird das Getränk in Interviews prominent platziert. Denn Monster Energy ist der erste offizielle Partner und Hauptsponsor von Power-Slap.
Dass Monster Energy beim Sport mitmischt, ist nicht neu. Dass das Ganze still geschieht, schon. Von Motocross zu BMX bis zur Vollkontakt-Kampfsportart MMA – auf der Website der Marke ist eine Bandbreite an Sportarten zu finden. Nur Slap-Fighting fehlt – noch?
Auch auf den Social-Media-Kanälen von Monster Energy fehlt von der Sportart jede Spur. Zwischen Videos von Surfern und BMX-Fahrern ist keine einzige Ohrfeige zu sehen. Abonniert wurde das offizielle Power-Slap-Profil auf Instagram von Monster Energy auch nicht.
Monster Energy lehnt Anfrage ab
Auf die Zurückhaltung angesprochen, fällt die Antwort von Monster Energy kurz aus: «Zu dieser Zeit müssen wir die Anfrage respektvoll ablehnen.» Weiter steht, dass der Hauptfokus der Marke auf Surfen, Skaten, BMX sowie weiteren Sportarten liegt. Monster Energy soll also lieber mit Surfen statt Power-Slap in Verbindung gebracht werden? Auch die Frage zu den Gründen und, ob Monster Energy sich der gesundheitlichen Risiken der Sportart bewusst sei, bleibt unbeantwortet.
Auskunft gab auch Power-Slap nicht. Doch im Gegensatz zu Monster Energy wird jedoch in einer Mitteilung von einer erfreulichen Partnerschaft gesprochen. Wie genau diese Partnerschaft aussieht, wird nicht offengelegt.
Energy-Drink-Marken sind dafür bekannt, adrenalingetriebene Stunts und teilweise risikoreiche Sportarten zu unterstützen. So stand auch Konkurrent Red Bull schon wegen tödlichen Unfällen im Zusammenhang mit ihren Stunts in der Kritik. Doch geht Monster Energy mit der Power-Slap-Partnerschaft zu weit?
Todesfall nach Slap-Fighting-Anlass
Wie gefährlich oder ungefährlich die Sportart wirklich ist, wird sich erst mit der Zeit zeigen. Dem Sport wurde zwar im Oktober von der Nevada Sportkommission grünes Licht gegeben. Doch dass viel Unsicherheit herrscht, zeigen auch die Fragen, welche die Sportkommission laut The Insider an Whites Team stellte: «Werdet ihr sicherstellen, dass niemand stirbt? Und dass niemand schwere Hirnverletzungen davonträgt?» Das Team habe versichert, dass das seine höchste Priorität sei.
Eine Garantie gibt es dennoch nicht, zeigt das Beispiel des polnischen Kraftsportlers Artur Walczak, der Ende 2021 infolge eines anderen Slap-Fighting-Anlasses ins Koma gelegt worden war und verstarb. Die Todesursache sei laut Polish News Multiorganversagen, das auf eine irreversible Schädigung des zentralen Nervensystems zurückzuführen war.
Dass die Sportart reguliert wird, bringt Regeln mit sich, die für mehr Sicherheit sorgen; das sagen zumindest die Köpfe hinter Power-Slap. Zum Beispiel gibt es vier Gewichtsklassen. Zudem müssen alle Teilnehmenden einen Mundschutz und Ohrstöpsel aus Baumwolle tragen.