UBS übernimmt Credit Suisse ++ «Ein historischer und trauriger Tag für die CS» ++ 100 Milliarden Liquiditätsgarantie von der SNB
Ab 19.30 Uhr live: Die Medienkonferenz des Bundesrats zur Credit Suisse
Das Wichtigste in Kürze
Die UBS ist bereit, die Credit Suisse für 3 Milliarden zu übernehmen. CEO bleibt Ralph Hamers, Präsident Colm Kelleher. Der Bund garantiert 9 Milliarden für mögliche Verluste.
Der Bundesrat begrüsst die Übernahme und hilft sogar mit Notrecht.
Die SNB kann so beiden Banken 100 Milliarden Franken Liquiditätshilfe zur Verfügung stellen. Die Nationalbank würde im schlechtesten Fall insgesamt mit 200 Milliarden einspringen. Darin enthalten sind die 50 Milliarden, die bereits als Notkredit letzte Woche bekannt wurden.
Die Medienkonferenz ist beendet
Wie heisst die Credit Suisse in Zukunft?
Axel Lehmann sagt, dass der Brand Credit Suisse bis zum Abschluss der Fusion bestehen bleibe, danach sei es Sache der UBS, wie die neue Bank heisst.
Die Dankbarkeit und die Möglichkeiten
Keller-Sutter erklärt nochmals die Möglichkeiten, spricht von höherem Interesse, deshalb: «Wir sind der UBS dankbar. Wir sind aber auch der Credit Suisse dankbar. Die Fusion war die einzig mögliche Lösung.» Die Lösung sei keine Staatslösung sondern eine privatwirtschaftliche Lösung.
Die Varianten gemäss Keller-Sutter:
– Ein Konkurs hätte eine Finanzkrise ausgelöst, mit grösster Wahrscheinlichkeit weltweit.
– Sanierung war angesichts des Vertrauensverlustes nicht möglich
– Verstaatlichung, der Bund übernimmt die Credit Suisse. Das wollte der Bund nicht, denn Finma und Nationalbank hätten gesagt, dass diese Bank nicht mehr überlebensfähig ist.
– Es blieb die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS.
Ist die neue Bank kein Fall für die Wettbewerbskommission?
Die Wettbewerbskommission müsste den Fall normalerweise prüfen, aber die Finma kann die Fusion als Ausnahme mit Blick auf die Finanzmarktstabilität bewilligen, erklärt Keller Sutter. Sie nimmt dann quasi die Rolle der Weko ein.
«Wir werden sehr viel Risiko aus den Geschäften der Credit Suisse nehmen.»
UBS-Präsident Kelleher kündet an: «Wir werden sehr viel Risiko aus den Geschäften der Credit Suisse nehmen.» Das Vermögensverwaltungsgeschäft sei aber sehr wertvoll. Die UBS werde nun das CS-Portfolio abarbeiten, sie habe zudem kein Interesse Geld zu verlieren.
Keller-Sutter zeigt sich nachdenklich: «Wir haben eine ‹too big to fail›-Gesetzgebung, die diesen Fall gar nicht richtig abbildet.» Aber Vertrauensverlust und betriebskulturelle Fehler könne man nicht wegregulieren.
Wie lange dauert die Übernahme der CS?
UBS-Präsident Kelleher spricht von Wochen, vielleicht weniger Monaten.
Wer ist Schuld an dieser Misere, Herr Lehmann?
CS-Chef Axel Lehmann, will keinen Schuldigen benennen. Er spricht von einer Kumulation von Dingen, die in der Summe das Fass zum Überlaufen gebracht hätten. Er benennt die Verluste im Zusammenhang mit dem Skandal um Greensill und Archegos, den Twitter-Sturm vom letzten Herbst, und zuletzt die Silicon Valley Bank. Das alles habe der Credit Suisse geschadet. Sie habe das Problem nicht mehr lösen können
«Das Risiko ist überschaubar»
Keller-Sutter: «Das Risiko ist überschaubar. Wir geben kein Geld.» Die zur Verfügungsstellung der Liquiditätshilfe wäre gemäss Keller-Sutter in allen Szenarien zur Anwendung gekommen. Auch SNB-Chef Jordan sagt dies, trotz Konkursprivilegien sei das Risiko für Bund und Nationalbank minimiert.
Könnte die Credit Suisse nun die UBS mit in den Abgrund ziehen?
Bringt die Fusion das wichtige Vertrauen zurück oder könnte die Credit Suisse morgen früh bei Börsenstart nicht auch die UBS-Aktie in den Abgrund reissen?
Bundespräsident Berset glaubt, dass das Bestmögliche getan wurde. Es gehe nicht nur um Finanzplätze sondern um KMUs, also kleine und mittlere Firmen, deren Finanzierung und Zahlungsverkehr gesichert sei.
Thomas Jordan von der SNB sagt, dass alle wesentlichen Kollegen von ihm, die Lösung unterstützen würden. Man muss davon ausgehen, dass er unter anderem jene in den USA und Grossbritannien meint. Auch Finma-Chefin Amstad schlägt in die selbe Kerbe und verströmt Zuversicht.
UBS-Chef nennt keine weiteren Details
UBS-Chef Colm Kelleher will oder kann noch nicht Details zur Fusion nennen. Er antwortet deshalb nicht darauf, was mit Stellen oder der Credit Suiss First Bosten geschehen wird.
Die Fusion schafft eine Banken-Gigantin
Mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS entsteht eine noch grössere Bank. Die Bilanzsumme addiert sich auf 1,6 Billionen Franken. Das ist zweimal so viel, wie die ganze Schweiz in einem Jahr erwirtschaftet (BIP). Eine Journalistin will wissen, ob das Risiko mit Blick auf «too big to fail» nun nicht noch grösser wird für die Schweiz. Karin Keller-Sutter und auch Marlene Amstad von der Bankenaufsicht Finma erklären, dass ein Konkurs der CS ein noch grösseres Risiko dargestellt hätte. Zudem sei es hier nicht um eine klassische «too big to fail»-Situation gegangen sei.
Die Fragerunde beginnt
Übernahme: Der bestmögliche Entscheid in dieser Situation
Credit Suisse-Chef Axel Lehmann spricht von einem traurigen Tag. Man habe zuletzt alles unternommen, um die Credit Suisse zum Erfolg zu führen. Doch die Ereignisse der letzten Tage, ausgehend vom Kollaps der Silicon Valley Bank, hätten bei der CS nicht mehr aufgefangen werden können. Der Vertrauensverlust sei zu gross geworden.
Lehmann zeigt sich überzeugt: Die Übernahme bringe nachhaltige Stabilität für Kundinnen und Kunden, die Mitarbeiter, Finanzmärkte. Kein leichter entscheid. Unter den Umständen die bestmögliche varianten.
Der UBS-Chef Kelleher begrüsst die neuen Kollegen von der Credit Suisse
UBS-Präsident Colm Kelleher hält sich zu den Details bedeckt. Aber die UBS werde als führende Universalbank gestärkt. Er glaubt, dass die Integration der Credit Suisse effizient über die Bühne gehen wird. Er werde Verwaltungsratspräsident bleiben, CEO bleibe Ralph Hamers. Kelleher begrüsst die Kolleginnen und Kollegen der Credit Suisse auf der ganzen Welt.
Stabilität für Bankkunden
Marlene Amstad, Präsidentin der Finanzmarktaufsicht legt ihre Sicht der Dinge dar, die sich mit jenen von Jordan, Keller-Sutter und Berset deckt. Amstad betont: Durch die Übernahme entstehe eine noch grössere Bank. Das erfordere noch grössere Anstrengungen bei der Finma. Die heutige Lösung der Übernahme zusammen mit stabilisierenden Massnahmen bringe Stabilität für Bankkunden, den Finanzplatz Schweiz und allgemein Finanzmärkte
Liquidität bis 100 Milliarden von Nationalbank garantiert
Die Nationalbank wird nun uneingeschränkte Liquidität bereitstellen für die Credit Suisse und die UBS. Laut SNB-Präsident Thomas Jordan geschieht dies basierend auf das Notrecht des Bundesrats, beide Banken können zusammen bis 100 Milliarden Franken beziehen, um die Geldflüsse zu sichern.
Gemäss Thomas Jordan werden dadurch das Vermögensverwaltungsgeschäft und die Volkswirtschaft geschützt, das sei nicht zuletzt für Haushalte und Firmen wichtig. Die SNB arbeite weiterhin eng mit Bund und Bankenaufsicht, Finma, zusammen.
Die Verantwortung der Schweiz und der Ärger über die Credit Suisse
Karin Keller-Sutter bedauert, dass es die Credit Suisse nicht geschafft hat, die Probleme selbst zu lösen. Auch weil viele Tausend Arbeitskräfte involviert sind. Der Bundesrat bedauert auch, dass die Credit Suisse, einst ein Stolz der Schweiz, in diese Lage gekommen ist. Mit der Übernahme durch die UBS soll Vertrauen wieder hergestellt werden.
Karin Keller-Sutter bleibt vorsichtig: Denn auch diese Lösung habe Risiken, doch die Risiken für die Schweiz, die Finanzwelt, die Schweizer Wirtschaft und für die Gesellschaft seien ungleich kleiner als bei einem Ende der Credit Suisse. Der Ausfall einer systemrelevanten Bank hätte unabsehbare Verwerfungen in der Schweiz und international gehabt. Hier hat die Schweiz Verantwortung übernehmen müssen, über ihre Grenzen hinaus.
Wie Risiken minimiert werden sollen
Um das Risiko für die Nationalbank und den Bund angesichts der Liquiditätshilfe zu minimieren, werden seitens Bund Garantien verlangt, so Keller-Sutter.
Aber auch die UBS geht Risiken ein. Der Bund spricht deshalb zugunsten der UBS eine Garantie im Umfang von 9 Milliarden Franken zur Übernahme von potenziellen Verlusten bestimmter Aktiven, die die UBS im Rahmen der Transaktion übernimmt. Dies sofern in Zukunft allfällige Verluste eine bestimmte Schwelle überschreiten sollten.
Den Finanzplatz schützen
«Es ging darum, den Finanzplatz und die Volkswirtschaft der Schweiz zu schützen», sagt Finanzministerin Keller-Sutter. Es ging darum, die Liquidität der Credit Suisse zu sichern. Zwei Dinge hat der Bundesrat am Donnerstag in Kraft gesetzt:
Erstens hat der Bundesrat die nötigen rechtlichen Grundlagen geschaffen, damit die SNB der Credit Suisse zusätzliche Liquiditätshilfen gewähren kann. Konkret hat der Bundesrat für diese zusätzlichen Liquiditätshilfen ein Konkursprivileg geschaffen. Die SNB erhält dadurch die notwendige Sicherheit, um der Credit Suisse substanzielle zusätzliche Liquidität zur Verfügung stellen zu können.
Um die Credit Suisse mit jederzeit ausreichend Liquidität zu versorgen, hat der Bundesrat zweitens entschieden, der SNB darüber hinaus eine Ausfallgarantie für Liquiditätsdarlehen zu gewähren.
Beide Massnahmen erfolgten gestützt auf die Art. 184 und Art. 185 der Bundesverfassung (Notrecht).
UBS übernimmt Credit Suisse – Bundesrat begrüsst diesen Schritt
Bundespräsident Alain Berset startet in Französisch. Die Bundesrat habe sich in den letzten vier Tagen viermal zu einer Krisensitzung getroffen. In den letzten Tagen hätten verschiedene Finanzplätze Turbulenzen erlebt. Die Credit Suisse sei trotz guter Kapitalisierung in Turbulenzen geraten, weil Kunden und Anleger das Vertrauen verloren hätten. Am Donnerstagabend habe der Bund eine Liquiditätsgarantie von 100 Milliarden gegeben, zusätzlich zum Kreditversprechen von 50 Milliarden.
Der Bundesrat begrüsse die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Die Übernahme sei nicht nur für die Schweiz sondern auch für den Internationalen Finanzplatz von grosser Bedeutung, um das Vertrauen wiederherzustellen.