Giezendanner übernimmt Teile der Ernst AG und wird zum einzigen Silotransporter mit Standort in Zürich
Eine Aargauer Transportfirma erobert Zürich: Die Giezendanner Transport AG erweitert ihre Kapazitäten im Bereich Silotransporte in der Grossstadt. Das Familienunternehmen aus Rothrist übernimmt diese Tätigkeit von einem anderen familiengeführten Unternehmen, der Ernst Autotransport AG im Zürcher Seefeld. Ab dem 1. Mai wird die Sparte eingegliedert und weiterbetrieben.
«Es ist ein entscheidender Schritt in der Geschichte des Unternehmens», erklärt Geschäftsführer Benjamin Giezendanner. Silotransporte stellen ein Spezialfeld der Transportindustrie dar. In grossen Behältern werden lose Materialien wie Beton, Holzwerkstoffe, Abfallstoffe und sonstige technische Produkte verfrachtet.
Die Branche erlebt eine stetige Marktkonzentration. Mit der Verlagerung solcher Transporte auf die Schiene fahren diese grossen und spezialisierten Lastwagen immer kürzere Wege. Damit werden die Fixkosten relativ zu den Dienstleistungen grösser. Insofern ist das Geschäft nur dank der Nutzung von Skaleneffekten rentabel. «Es ist ein sehr kapitalintensives Geschäft», erklärt Giezendanner.
Das Zürcher Unternehmen Ernst hat sich offenbar dazu entschieden, aus diesem Geschäftsfeld auszusteigen und sich stattdessen auf seine anderen Tätigkeiten, Schwertransport und Kranarbeiten, zu konzentrieren.
Top 3 im Silotransport-Geschäft
Die Übernahme beschreibt Giezendanner als das Ende langer Verhandlungen. Er freue sich umso mehr, dass die Geschäftsführung der Ernst AG ihm das Vertrauen gab, die Silotransportsparte zu übernehmen. Für Giezendanner bedeutet dies eine Erweiterung einer Kernkompetenz der Rothrister Firma. «Das Unternehmen nimmt mittlerweile eine führende Position auf Schiene und Strasse in Europa ein», schreibt die Giezendanner AG in einer Mitteilung.
Benjamin Giezendanner bekräftigt: «Mit dieser Übernahme gehören wir zu den Top 3 im Silo-Transport-Bereich.» Durch die Anbindung ans Schienennetz sei ein guter Standort von Vorteil. Mit der Übernahme im Zürcher Seefeld ist Giezendanner in Zukunft der einzige verbleibende Silotransporter vor Ort: «Das ist ein massiver Vorteil».
Die Rothrister Firma wird allen 25 betroffenen Mitarbeitern der Ernst AG anbieten, zu bleiben. «Ich hoffe, dass sich möglichst viele dazu entscheiden werden. Sie sind ein grosser Teil des Kapitals dieser Sparte!», sagt Giezendanner.
Von einem Familienunternehmen zum anderen
Die Geschichte der Giezendanner Transport AG führt ins Jahr 1934 zurück, als die Firma im Obsthandel tätig war. 1936 schaffte sie den ersten Lastwagen an. Die jüngsten Jahrzehnte waren durch die Führung von Ulrich Giezendanner, Benjamins Vater geprägt. Der SVP-Nationalrat erweiterte das Unternehmen durch sukzessive Übernahmen von verschiedenen Lastwagenflotten, wie jene der Rüegger und der Gaugler AG.
Als Sohn Benjamin das Geschäft übernahm – und in die politischen Fussstapfen seines Vaters in Bern trat –, führte er die Expansion weiter. Die jüngste Übernahme fand im vergangenen Jahr statt, als die Lehnherr Transport eingegliedert wurde.
Die Ernst Transport AG ist ebenfalls eine geschichtsträchtige Firma, die über 70-jährig ist. Das Unternehmen gehört nach wie vor der Familie: Christine Ernst ist Präsidentin des Verwaltungsrates, Geschäftsführerin ist Marionne Gautschi.