Vom Sägemehl in den Kreisssaal: Der Aargauer Spitzenschwinger Nick Alpiger wird Vater
Vom Sägemehl direkt in den Kreisssaal? Warum nicht? Nick Alpiger und seine Freundin Nadja erwarten in diesen Tagen ihr erstes Kind. Und wenn es so weit ist, will Alpiger natürlich dabei sein. Und zwar egal, was ist.
Gleichzeitig schwingt der 26-Jährige viel zu gern, als dass er freiwillig auf ein Fest verzichten würde. Und so plant er fest mit einem Start am Sonntag am Hallenschwinget in Lenzburg. «Und falls ich dann mitten im Fest los muss, ist das kein Problem», sagt Alpiger. «Ich bin bereit für alles, was kommt.»
Der gebürtige Staufener, der mittlerweile mit seiner Freundin in Seon wohnt, freut sich sehr, Vater zu werden. «Als kleiner Bub habe ich mich immer schon lange vorher auf meinen Geburtstag gefreut, dann wird man älter und die Vorfreude nimmt ab – jetzt, mit dem Gedanken an die Geburt meines Kindes, fühlt es sich wieder so an wie damals», sagt Alpiger, der nicht weiss, ob er Vater eines Jungen oder eines Mädchens werden wird.
Dass er sich gemeinsam mit seiner Freundin entschieden hat, das Geschlecht des Kindes nicht schon vor der Geburt wissen zu wollen, passt zu Alpiger. Er lebt in vielen Bereichen seines Lebens – unter anderem im Schwingen – nach dem Motto: «Bereite dich ideal vor, aber sei für alles bereit.» Auch darum, sagt er, sei es logisch, dass er am Sonntag schwinge.
Neue Schwünge, um flexibel reagieren zu können
Fast ideal ist dann auch die Vorbereitung auf die Schwingsaison verlaufen. «Ich bin sehr zufrieden», sagt Alpiger. Auch wenn es immer etwas gäbe, das noch besser ginge. Doch der Fahrplan für seinen ersten Auftritt an einem Kranzfest in diesem Jahr am 5. Mai am Basellandschaftlichen stimmt. Am Hallenschwinget in Lenzburg geht es auch darum, aus der Trainingsroutine auszubrechen. «Mir gibt der Wettkampf sehr viel», sagt er.
Alpiger ist ein Schwinger, der sich weiterentwickeln will. «Zumindest solange ich noch in einem Alter bin, in dem das geht», sagt er. «Irgendwann kommt vielleicht der Moment, in dem ich von der Routine leben muss.» Noch aber sucht er die Herausforderung und hat darum im Winter ein, zwei neue Schwünge gelernt, wie er sagt: «Ich will nicht sechsmal das Gleiche machen und beim siebten Mal gewinnen. Ich bin froh, habe ich noch eine Variante mehr in petto, damit ich flexibel reagieren kann.»
Es geht dabei aber nicht darum, alles zu verändern. Seine vorhandenen Stärken gelte es sehr wohl zu wahren, sagt Alpiger. «Darum beginnt man in der Vorbereitung auch immer bei den Grundlagen und steigert sich dann.» Und dass die Basis, sein schwingerisches Fundament, stabil ist, hat der Aargauer in der vergangenen Saison erneut unter Beweis gestellt. Zum Beispiel, als er das Eidgenössische auf dem zweiten Schlussrang beendete.
Der Traum von einem perfekten Fest
Allerdings will Alpiger gar nicht zu sehr zurückschauen. Weil er sowieso nur die Gegenwart beeinflussen könne. «Ich träume von einem Fest, an dem mir ausschliesslich perfekte Gänge gelingen», sagt er. Ein paar Mal, so zum Beispiel auch am Eidgenössischen, sei er schon nahe dran gewesen. Aber einen perfekten Auftritt habe es bisher noch nicht gegeben. «Und so einen Tag will ich in diesem Jahr erleben», sagt der zweifache Eidgenosse.
Dieses Streben nach Perfektion treibt ihn an, auch wenn sich Alpiger bewusst ist, dass es perfekt eigentlich nicht geben kann. Zumindest ganzheitlich. Auf ihn selbst und einen Tag gemünzt allerdings schon. Auch darum nutze er jede Gelegenheit, um einen Wettkampf zu bestreiten. Weil es die Chancen auf einen perfekten Tag erhöht. Und so kann er sich vorstellen, am Sonntag auch zu schwingen, wenn er vorher Vater würde. «Wenn es Nadja und dem Kind gut geht, werde ich schwingen», sagt er.
Überhaupt soll ihn das neue Leben als Vater nicht verändern. «Wir wollen uns nicht verstellen», sagt Alpiger. Das heisst, er und seine Partnerin planen, dass ihn die Familie künftig an die Feste begleiten werde. «Es kommt jetzt einfach etwas Neues hinzu – auf das freue ich mich sehr», sagt er.