Die Opfer des Holocaust erhalten eine Gedenkstätte in der Stadt Bern
In der Schweiz soll ein Gedenkort für die Opfer des Holocaust entstehen. Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom Mittwoch entschieden, dass er insgesamt 2,5 Millionen Franken für die Konzeptionierung, den öffentlichen Wettbewerb und die Realisierung des Erinnerungsortes bewilligt.
Dabei wurde auch klar, wo der Erinnerungsort entstehen soll: in der Stadt Bern. Wo genau die Gedenkstätte dereinst steht, ist noch unklar. «Im Vordergrund steht ein zentraler Ort in der Nähe des Bundeshauses», schreibt die Stadt Bern. Als Bundeshauptstadt habe Bern «sofort Hand geboten», als die entsprechende Anfrage gekommen sei.
Vorstösse aus dem Parlament
Der Anstoss zur Schaffung einer solchen Gedenkstätte kam aus dem Parlament. Alfred Heer (SVP/ZH) und Daniel Jositsch (SP/ZH) hatten entsprechende Vorstösse lanciert, die einstimmig angenommen wurden.
Auch der Bundesrat empfindet es als wichtige Aufgabe, «die Erinnerung an den Holocaust und das Schicksal der sechs Millionen getöteten Jüdinnen und Juden und aller anderen Opfer des nationalsozialistischen Regimes, wachzuhalten», wie es in einer Mitteilung des Eidgenössische Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) heisst. Das sei gerade heute besonders wichtig, «da es kaum noch Überlebende und Zeitzeugen gibt und Holocaustrelativierung und Antisemitismus wieder zunehmen», so das EDA.
Der Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund (SIG) und die Plattform der Liberalen Juden der Schweiz (PLJS) begrüssen den Entscheid in einer gemeinsamen Mitteilung: «Dies stellt auch ein klares Bekenntnis zur Erinnerung an die zahlreichen Schweizer Opfer der Verfolgung, die Tausenden von zurückgewiesenen oder ausgeschafften Flüchtlingen an der Schweizer Grenze und schliesslich an die vielen mutigen Helferinnen und Helfer in der Schweiz dar».
Auch über die Landesgrenzen seine Wirkung entfalten
Der Erinnerungsort solle zudem «den Austausch und die Debatte fördern» und «über die Landesgrenzen hinaus eine Wirkung entfalten», erhoffen sich SIG und PLJS. Das Konzept der Gedenkstätte setze auf die Pfeiler «Erinnerung, Vermittlung und Vernetzung».
Mit der Gedenkstätte ist die Aufarbeitung nicht fertig. In Zusammenarbeit mit dem Kanton St.Gallen unterstützt der Bundesrat auch die Planung und Realisierung eines nationalen grenzüberschreitenden Vermittlungs- und Vernetzungsortes. Bis Ende Jahr soll das EDA dem Bundesrat Optionen für eine Mitfinanzierung eines nationalen Projektes in St.Gallen vorschlagen.
«Dieser Standort soll insbesondere der Flüchtlingspolitik und den damit zusammenhängenden dramatischen Ereignissen gewidmet sein», schreiben die jüdischen Dachverbände in ihrer Mitteilung. Sowohl beim Berner wie beim St.Galler Projekt seien die Verbände von seiner Notwendigkeit überzeugt. «Das Erinnern zeigt Lehren für die Gegenwart und Zukunft auf.»