Den 1.Mai als Feiertag braucht es nicht mehr
Ein Journalist des «Blicks» wollte von SP-Nationalrätin Tamara Funiciello wissen, was sie von den Krawallanten halte, die während und nach dem 1.Mai-Umzug in Zürich ihr Unwesen trieben. Funiciello fiel dazu nichts ein. Sie wolle über höhere Löhne und Renten sowie über kürzere Arbeitszeiten sprechen, meinte sie.
Funiciello ist nicht alleine. Es gibt viele Politiker der SP, der Grünen und diverser alternativer Parteien, die einsilbig werden, wenn es um linksextreme Chaoten geht. Eine klare Verurteilung der Gewalt und Zerstörung bringen sie nicht über die Lippen. Lieber halten sie sich darüber auf, ob die Polizei nicht allzu konfrontativ mit den militanten Linken umspringe und diese damit möglicherweise provoziere.
Schwere Ausschreitungen in mehreren Städten
An den sogenannten Nachdemonstrationen in Bern, Basel und Zürich gingen die Polizeikräfte dieses Jahr wenig zimperlich ans Werk. Das hatte einen Grund: Es war in den vergangenen Monaten mehrmals zu schweren Ausschreitungen gekommen. In Zürich zog ein Mob durch die Stadt, verwüstete Läden, warf Fensterscheiben ein, zerstörte Einsatzfahrzeuge der Polizei, verschmierte Hausfassaden, führte Eisenstangen und Molotowcocktails mit – und verletzte sieben Polizisten.
Wie reagiert die linksgrüne Mehrheit im Zürcher Stadtparlament auf die Zerstörungsorgien der Vandalen? Erstens erhält die Polizei entgegen dem Antrag der zuständigen grünen Stadträtin nicht mehr Stellen. Zweitens sollen Besucher illegaler Demonstrationen nicht mehr gebüsst werden können. Drittens soll die Bewilligungspflicht für grosse Kundgebungen aufgehoben werden. Es genügt, wenn man den Behörden meldet, wo und wann eine Demo stattfindet.
Viele der Krawallanten lebten bis vor kurzem in einem besetzten Areal Zürichs. Der Leitspruch der Linksautonomen lautet: «Smash the Gesamtscheisse.» In einem Interview mit dem Onlineportal Tsüri.ch sprach Richard Wolf, linksalternativer Stadtrat von 2013 bis 2022, über die Besetzer: Sie hätten sich selbst und ihrem Umfeld gezeigt, dass man auch anders leben könne. Das besetzte Areal sei ein extrem wertvolles Labor für die Stadt gewesen.
Über die Aussagen des vormaligen Exekutivpolitikers könnte man lachen, wenn sie nicht furchtbar blöd wären. Die Erprober progressiver Lebensformen verwüsteten Quartierläden, Apotheken, Restaurants, eine Kinderkrippe und ein Fitnesszentrum.
Der Schwarze Block im Schutz der Gewerkschafter
Am 1.Mai liefen in Zürich Mitglieder des Schwarzen Blocks zum Teil vermummt im Umzug der Gewerkschaften mit. Es schien, als würde die Menschenmenge die Pöbler schützen. Das führt zur Frage: Wäre es nicht besser, der 1.Mai würde als Feiertag im ganzen Land gestrichen?
Der 1.Mai geht auf die Arbeiterbewegung in den USA zurück. Sie kämpfte am Ende des 19.Jahrhunderts dafür, dass die tägliche Arbeitszeit von zwölf auf acht Stunden verkürzt wird. In der Schweiz ist der 1.Mai zum Vehikel linksextremer Chaoten verkommen. Sie nutzen den Tag, um loszuschlagen. Allzu viele Gewerkschafter und linke Politiker verharmlosen Gewalt und Zerstörung und nehmen die Krawallanten zuweilen gar in ihrer Mitte auf.
In der Schweiz gibt es nicht mehr viele Fabrikarbeiter. Drei Viertel der Erwerbstätigen sind im Dienstleistungssektor aktiv. Viele von ihnen nutzen den 1.Mai für Wanderungen, Velofahrten und andere Vergnügungen. Mit den klassenkämpferischen Tönen, die an diesem Tag angeschlagen werden, können sie wenig anfangen. Und mit den Gewaltexzessen nichts.
Die Gewerkschaften haben viel erreicht. Sie taten das in der Sozialpartnerschaft mit Arbeitgebern. Diese Kooperation, das Wirtschaftswachstum und ein wachsender Lebensstandard brachten dem Land sozialen Frieden. Es gibt keinen Grund, warum es nicht so weitergehen soll. Den 1.Mai mit seiner Kultur der Gewalt braucht es hingegen nicht. Vor der Erfindung dieses Feiertages hielten manche Länder Anfang Mai ein grosses Frühlingsfest ab – ohne politisches Brimborium. Das wäre eine gute Alternative.