Trotz Regen: Der Grundwasserspiegel ist im Aargau noch immer tief – droht wieder Wassersparen?
Anfang Jahr war es im Aargau noch sehr trocken. Die Reuss verzeichnete am 6. März einen tieferen Tagesmesswert als im gesamten Jahr 2022. Der Grundwasserexperte Christoph Mahr warnte gegenüber der AZ: Sollte es von März bis Mai nicht zu grösseren Niederschlägen kommen, würden im Sommer erneut Einschränkungen drohen.
Doch der März brachte dann von allem etwas: milde sonnige Perioden mit frühsommerlichen Temperaturen, Gewitter mit kräftigen Windböen und auch Schnee bis in tiefe Lagen. Im April hat es dann die ersehnten Niederschläge gegeben. An der Messstation Buchs-Aarau wurden im April 82,2 Millimeter Niederschlag gemessen. Das sind 32 Prozent mehr als im langjährigen Mittel. Konnten dadurch die Wasserbestände aufgefüllt und der Sommer gesichert werden?
Die Aargauer Seen sind aktuell durchschnittlich gut gefüllt, schreibt Giovanni Leardini, Mediensprecher vom kantonalen Umweltdepartement, auf Anfrage. Auch bei den Flüssen hat die Abflussmenge, durch die Niederschläge am vergangenen Wochenende, zugelegt. Sie liegt derzeit über dem langjährigen Mittel. Die Messstation in Mellingen zeichnete am Montag für die Reuss einen Abfluss von 215 m3/s auf. Das entspricht 215’000 Litern pro Sekunde – rund fünf Mal mehr als noch Anfang März. Doch die Tendenz sei im Hinblick auf die Niederschlagsvorhersagen eher fallend, schreibt Leardini.
Grundwasser noch immer im niedrigen Bereich
Der grösste Schweizer Wasserspeicher ist das Grundwasser. Dort hat sich die Situation nur wenig verbessert. Die Grundwasservorkommen im Aargau sind sehr unterschiedlich, deshalb könne das Umweltdepartement keine generelle Aussage machen. Es kann aber festgehalten werden, dass sich die Grundwasserspiegel weiterhin in einem mittleren bis tiefen Bereich befinden. Die Grafik zeigt, wie sich der Grundwasserpegel an 26 Aargauer Messstationen in den vergangenen fünf Jahren verändert hat.
Bei 19 Messstationen ist das Grundwasser gesunken. Nur bei sieben Stationen ist es gestiegen. In Staffelbach und Gränichen ist der Grundwasserpegel über zweieinhalb Meter gesunken, in Merenschwand um dreissig Zentimeter gestiegen.
«Im März und April konnten sich die Grundwasservorkommen dank der Niederschläge teilweise etwas erholen, teilweise aber auch nicht», schreibt die Umweltabteilung auf Anfrage. Die Grundwasseranreicherung findet in der Regel vorwiegend im Winter statt. Dann gibt es mehr Niederschläge und gleichzeitig braucht die Vegetation, die Landwirtschaft und die Bevölkerung weniger Wasser. So wird der Boden vollständig durchfeuchtet und das Regenwasser kann bis ins Grundwasser versickern.
Doch der vergangene Winter war sehr trocken. Es hat nur eine geringe Grundwasseranreicherung stattgefunden. Entscheidend werde nun sein, wie trocken der Sommer wird und wie viel Wasser Bevölkerung, Landwirtschaft und Gewerbe verbrauchen werden, so Leardini. Es sei also nicht auszuschliessen, dass es im kommenden Sommer tiefe Grundwasserstände gibt, was zu Wassersparaufrufen und Einschränkungen führen könnte.