Sie sind hier: Home > Gesundheit > In einer Wasserflasche sind mehr Bakterien als im Hundenapf – ist das schlimm?

In einer Wasserflasche sind mehr Bakterien als im Hundenapf – ist das schlimm?

Mehrweg-Flaschen werden häufig verwendet, aber selten gereinigt. Ein Mikrobiologe erklärt, weshalb man unbedingt zu Bürste und Seife greifen soll.

Ob aus Plastik, Edelstahl oder Glas: Wiederverwendbare Trinkflaschen sind ein stetiger Begleiter. Zu kurz kommen die Flaschen nicht – ihre Hygiene hingegen schon. Eine neue Studie zeigt, dass nicht einmal die Hälfte der Befragten ihre Wasserflasche täglich putzt. Durchgeführt wurde die Untersuchung vom US-amerikanischen Unternehmen Waterfilterguru.com, das sich für bessere Wasserqualität einsetzt.

Im Durchschnitt enthielten untersuchte Plastikflaschen 20,8 Millionen koloniebildende Einheiten. Diese geben an, wie viele lebensfähige Mikroben auf einer Oberfläche sind. Das seien 14-mal mehr Bakterien wie in einer Hundeschüssel und 40’000-mal mehr Bakterien wie auf einem WC-Sitz.

Und das, obwohl in den Flaschen nur Wasser ist? «Bakterien leben überall, in uns, im Wasserhahn und auch in der Kaffeemaschine», sagt Martin Loessner, Professor für Lebensmittelmikrobiologie an der ETH. «Die Flasche berührt den Mund. Da kann es vorkommen, dass Essensreste oder Magensäure ins Wasser gelangen», sagt Loessner. Das sorgt für eine nährstoffreiche Umgebung, in der sich Bakterien vermehren können. Bei den Bakterien, die vom eigenen Körper in die Flasche gelangen, ist das nicht schlimm. Doch in die Flasche gelangen auch andere Keime.

Mikrobiologe gibt Entwarnung

Das kann passieren, wenn die Flasche unwissentlich mit einer erkrankten Person geteilt oder sonst wie verschmutzt wird. Darauf macht Silvio Brugger, Oberarzt am Universitätsspital Zürich, aufmerksam. Einen konkreten Fall, bei dem jemand von einer Wasserflasche krank wurde, kenne er nicht, aber etwas Vergleichbares: «Wir haben schon krankmachende Bakterien auf Inhalatoren und Spangen gefunden. Gewisse betroffene Patienten haben die Bakterien von dort immer wieder auf sich übertragen.» Solche Fälle seien jedoch eine Ausnahme und mit regelmässiger Reinigung der Objekte sehr unwahrscheinlich.

Bei der Untersuchung in den USA wurden vor allem gramnegative Bakterien und Bacillus gefunden. Bestimmte Bacillen-Formen können zu Magen-Darm-Erkrankungen führen. Gewisse gramnegative Bakterien hingegen können Infektionen verursachen, die zunehmend gegen Medikamente resistent werden. Doch Loessner gibt Entwarnung: «Etwa die Hälfte aller Bakterien sind gramnegativ, und ein Grossteil davon ist nicht gefährlich, sofern das Immunsystem nicht geschwächt ist.»

Dennoch sei es wichtig, die Wasserflasche täglich zu reinigen, und zwar richtig. Weshalb? «Es sind ähnliche Gründe wie beim Händewaschen: Bei einer Ansammlung von Mikroorganismen über die Zeit erhöht sich das Risiko, dass auch Krankheitserreger dabei sind», so Loessner. Wird die Flasche nicht geputzt, sondern nur ausgespült, vermehren sie sich. Auch schmecke das Wasser aus einer nicht gereinigten Flasche mit der Zeit abgestanden. Dieser Geruch sei per se nicht gefährlich, sagt Silvio Brugger. «Er kann aber Ausdruck von einer Besiedelung mit Bakterien oder Pilzen sein.»

Die richtige Wahl ist wichtig

Um kein Risiko einzugehen und die Lebensdauer der Flasche zu verlängern, sollte sie täglich mit heissem Wasser und Seife und mithilfe einer Bürste gewaschen oder mit Geschirrspülmittel eingeweicht werden. Wenn es das Material der Flasche zulässt, sei eine Reinigung im Geschirrspüler am besten.

Auch sei die Wahl der Flasche entscheidend. Loessner empfiehlt eine Flasche mit einer grossen Öffnung und einem Schraubdeckel, da die Reinigung dieser am einfachsten sei. Die Lagerung einer noch feuchten Flasche sollte zudem vermieden werden, weil dadurch das Wachstum von Bakterien und möglicherweise Pilzen ermöglicht wird.

Schreiben Sie einen Kommentar